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July 15, 2012

42

 
Ich sehe mir Tomáš Sedláček zum zweiten Mal in der Sternstunde auf SF an und bin genau so begeistert wie das erste Mal, wenn nicht noch mehr. Siehe auch den Post "Immer noch Wachstum".


Er spricht Dinge an, die mich schon seit langer Zeit beschäftigen. Zum Beispiel war ich, schon bevor ich ihn hörte, der Meinung, es sei ein riesen Fehler zu meinen, Wirtschaft sei eine reine beschreibende Wissenschaft, so wie es die Kartographie sein könnte. Und der grösste Fehler ist der grundlegende Anspruch, sie sei wertfrei! Was für ein folgenschwerer Irrtum... Zu dieser Schlussfolgerung kam ich schon als ich hörte wie man gerade zur Zeit dabei ist, mit grosser Anstrengung und vielen Schwierigkeiten, auf empirische Weise zu beweisen, dass sich der Mensch im Angesicht von Geld anders verhaltet als bei anderen Gütern. Was gibt es denn offensichtlicheres als die Tatsache, dass der Mensch sich zu einer Bestie verwandeln kann, sobald Geld irgendwie ins Spiel kommt???

Ich habe gerade einen ganz radikalen Kapitalisten sagen hören, erst das Anhäufen von Kapital habe überhaupt den Fortschritt ermöglicht, den wir gerade erleben. Erst seit der Mensch den Kapitalismus pflege, sei er also kurturell vom Fleck gekommen. Einen grösseren Schwachsinn habe ich schon lange nicht mehr gehört: Austausch unter den Völkern, Bildung, und andere Dinge hat er mit keinem Wort erwähnt. Unsere Geschichte lehrt uns zwar eine ganze Anzahl Dinge, doch wie der Mensch plötzlich jegliche Moral und Ethik über Bord werfen kann beim Gedanken, einige Kröten das Seine nennen zu dürfen, gehört ganz bestimmt dazu. Wirklich beunruhigend finde ich die Tatsache, dass wir dies inzwischen für völlig normal und sogar legitim halten. Wir akzeptieren, ohne dass uns dies bewusst wäre, schon sehr oft dass Geld und Geschäft höhere Priorität und grössere Wichtigkeit haben als das Wohlergehen unserer Mitmenschen. Selbst in demoktratischen Ländern tappen Leute mit den besten Absichten in diese Falle der Beurteilung. Sedláček ist ein Meister darin, in die Geschichte zurück zu gehen und die ökonomische Seite der Überlieferungen zu verdeutlichen. Ein Beispiel dazu kommt mir in den Sinn — von dem ich nicht weiss ob Sedláček es auch in seinem Buch bringt: "Die Ökonomie von Gut und Böse" im Hanser Verlag erschienen: Jesus soll ein einziges Mal wirklich die Fassung verloren haben, ein einziges Mal brachte ihn das Benehmen seiner Mitmenschen dazu, die Beherrschung zu verlieren (und dies ist nicht etwa in Zusammenhang mit seiner Hinrichtung geschehen, wie man von jedem "normalen" sterblichen annehmen würde, nein), es geschah in Zusammenhang mit den Händlern vor dem Tempel, die sich auf Kosten der Gläubigen bereicherten! Inzwischen funktioniert unsere ganze Zivilisation auf dem Prinzip den die Händler damals folgten...

Ich habe schon einige Posts geschrieben und da ist es unvermeidbar, dass sich der eine oder andere Fehler mit einschleicht, oder irgendwie eine Aussage die missverstanden werden könnte. So schrieb ich zum Beispiel, Geld das mit 0% Zinsen gekauft werden könnte, das so ziemlich unmoralischste sei, was man sich vorstellen könnte. Dies war natürlich in einer Welt gemeint, in der jeder Hausbesitzer in den USA der zu einer 2. Hypothek auf seinem Haus verführt wurde, für seinen Subprime Kredit bis zu 14% Zinsen zu berappen hat.

Auf dieses Problem gibt es unzählige Lösungs-Ansätze. Inzwischen denkt nämlich fast jeder einigermassen intelligenter und mit einem Minimum an Sensibilität ausgestatteter Mensch auf dieser Welt, wie man all die Probleme überwinden könnte, die uns die Finanz-Industrie und der gängige Investitions-Mechanismus beschert haben. Auf schlüssige Antwort warten wir vergebens. Und werden es noch für lange Zeit tun. Auf definitive Antworten sollten wir wahrscheinlich noch nicht einmal hoffen. Dennoch gibt es sie, die vermeintlichen Lösung, oder die Teile einer möglichen Lösung. Religionen haben den Zins-Verbot ausgesprochen, was schon mal ein sehr guter Ansatz wäre. Der Mensch aber hat 1000 Wege und Begründungen gefunden, dieses Verbot zu umgehen. Die Ökonomie sagt uns auch, dass Zins auf Geld die Basis unseren Wohlstands sei und die meisten Menschen nehmen dies als gegeben Wahrheit.

So nehmen wir auch die "Unsichtbare Hand" als gegeben. Und meinen nur, man müsse die Menschen und die Gesellschaft so zurecht biegen, gerade mal so sehr regulieren dass die "Unsichtbare Hand" alles in Ordnung bringen kann und nicht zu sehr regulieren dass die "Unsichtbare Hand" vom Gesetzt behindert wird. Diese "Unsichtbare Hand" soll perfekt sein, sie soll alles so zusammen spielen lassen, dass der Mensch in Wohlstand leben kann und sich mit Freude und Harmonie dem Fortschritt widmet, das ihm noch mehr Wohlstand bringen wird. Jeder Krieg, jeder Konflikt, jede Ausbeutung soll nichts mit dieser Hand zu tun haben.



Ich aber stelle eine Frage:

Was, wenn uns die "Unsichtbare Hand" schon immer den Stinke-Finger gezeigt hat?


Oder, um es mit Andreas Rebers zu sagen, was wenn das "Tischlein Deck Dich" am Ende des Tunnels nur sagt "Leck mich"? Siehe auch den Post "Das Konjunktur-Paket".

Was dann?




Autor unbekannt




Alternative Lösungs-Ansätze werden um so populärer und erhalten immer mehr Gehör, desto dringender die Probleme der Finanz werden. Dennoch schleicht die Umsetzung solcher Lösungen in einem nicht zu ertragbaren Tempo der Realität hinterher. Sarkozy hatte ja Grosses vor, mit den G20: Getan wurde nichts. Frau Merkel stolpert von einer Meinungs-Umfrage auf die nächste. Man muss ihr aber lassen, dass sie sich für ihre Entscheidungen aber auch noch auf Informations-Brochüren der verschiedenen Lobbyisten-Kreise stützt. Vielleicht wird die EU irgendwann eine Finanztransaktions-Steuer einführen, vielleicht wird sie irgendwann Leer-Einkäufe verbieten, vielleicht, vielleicht, vielleicht.... In der Zwischenzeit aber? Was geht gerade ab? Mit den spanischen Banken? Aber dies ist eine andere Geschichte, die ich ein ander Mal erzählen möchte.

Alternative Lösungen gibt es viele. Ideen gibt es zu Haufen. So schwärmen einige Leute von einem Geld mit Verfallsdatum, das sozusagen "rostet". Andere denken an eine Gesellschaft der Tausch-Güter. Oder eben an einem echtem Zins-Verbot. Und so weiter und so fort.

Ich bin der Meinung, Regulierung ist dringen nötig: Das von Margaret Thatcher hinterlassene und dann schnell von den Amerikanern übernommene Vermächtnis der Deregulierung der Finanz-Märkte ist rückgängig zu machen. Dennoch bin ich auch der Meinung, keine Regierung, keine Institution, keine Gesetze werden je ausreichend regulieren und somit die dunklen Seiten von Finanz und Kapitalismus in Schach halten können — jedenfalls nicht in einer funktionierenden Demokratie. Es ist meine Überzeugung, dass wir noch einen sehr langen Weg vor uns haben bis wir den heute als allgemein gültigen Umgang in Finanz und Wirtschaft werden überwinden können, ein Weg der nicht an der völligen Transparenz vorbeikommen wird. An eine freiwillige, selbst auferlegte Transparenz aller Akteure, die mit an einem jeglichen wirtschaftlichen Austausch teil haben möchten. Denn erst dann wird jede Konsumentengruppe und jedes Unternehmen basis- demokratisch, objektiv und mit fundierten Argumenten entscheiden können, mit wem man geschäften möchte oder lieber nicht.

Heute aber ist das Geschäfts-Geheimnis eine tragende Säule des Kapitalismus: Es ist für jeden Händler von grösster Wichtigkeit, dass sein Konkurrent nicht die genauen Kosten seiner Rohstoffe kennt oder die Kosten-Struktur beim Prozess der Verarbeitung. Genau dieses Unwissen der "Gegenpartei" verschafft einen Markt-Vorsprung. Welchen genau?

Nun, dies ist generell ein Problem des Kapitalismus. Nicht jeder Markt-Vorsprung (was aber immer für ein Unternehmen wünschenswert und von Vorteil ist) ist etwas, dass automatisch auch für die Gesellschaft gut sein muss. So ist es zum Beispiel ein in der heutigen Zeit immer wichtiger Markt-Vorsprung, wenn es einem Unternehmen gelingt seine Zulieferer dazu zu zwingen, sich gegenseitig immer wieder im Preis zu unterbieten. Das Unternehmen wird billiger einkaufen können und somit billiger verkaufen, und dies hält man allgemein für gute Dinge. Doch die Zulieferer werden eventuell dazu gezwungen, ihre Mitarbeiter auszubeuten. Das höchst erfolgreiche Unternehmen mit dem meist verkauften Stückzahlen und dem grösste finanziellen Erfolg, ist also ursprünglich der Grund dafür, dass sich die Arbeitnehmer nicht mehr von ihrem Lohn ernähren können und somit vom Staat unterstützt werden müssen. Deutschland ist zum Beispiel ein grosser Meister darin, Billig-Arbeit zu fördern und mit Steuergelder zu subventionieren. Ein recht grosser Teil der berühmten Deutschen Konkurrenz-Fähigkeit entspringt aus einer solchen Aberration des staatlichen Auftrags. Dies alles ist ist aber eine andere Geschichte, die ich ein ander Mal erzählen werde.

Was ich heute ansprechen wollte ist die Tatsache, dass man mit Mühe und Not empirisch zu beweisen Versucht, dass sich der Mensch bei Geld anders Verhält als bei jedem anderen Gut. Dies in einer Gesellschaft in der die Wirtschaft inzwischen die einzige wirklich lebendige, vom Volk gelebte Religion ist. Während man sich zur Zeiten der Renaissance mühsam zu einem neuen Weltbild, zu einem anderen Verständnis von Gott und dessen Fürsprechern durchkämpfen musste, so wie man es Jahrhunderte zuvor gemacht hatte als man den Monotheismus eingeführt hatte, so werden wir die nächsten Jahrzehnten oder länger damit beschäftigt sein, unser Verständnis von Geld zu revidieren.

Wir können nur hoffen, dass uns die Zeit dazu nicht ausgehen wird. Denn, in der Zwischenzeit sind Computers auf der ganzen Welt am rechnen... Sie rechnen dies und jenes, steuern in Millisekunden die Börsen-Transaktionen, sie suchen nach dem Higgs-Teilchen und sie steuern bald jede Kaffeemaschinen, wo sie schon heute in jedem Telefon stecken. Sie haben schon so ziemlich jeden Bereich unseres Lebens erobert, doch sie sind noch immer dabei zu rechnen, was die ultimative, letzte Antwort ist. Irgendwann wird ein Super-Computer auf dieser Welt auf die Antwort kommen — und nicht erst in einigen Millionen von Jahren! Die Entwicklung schreitet so rasant voran, dass es jeden Augenblick so weit sein könnte. Und wenn dieser eine Computer auf diese eine Antwort stossen wird, dann...

Dann wird das Universum seinen Zweck erfüllt haben und in sich selbst implodieren. Denn Computers, so wissen wir von der Wirtschaft, haben immer recht!


Siehe auch in Wikipedia den Eintrag 42 (Antwort).
 
 

November 02, 2011

Tibet: ENOUGH

 
 
 


Heute Weltweiter Aktionstag für Tibet —
Protestkundgebung auch in Zürich!


Am 2. Novem­ber fin­den auf der gan­zen Welt Aktio­nen und Kund­ge­bun­gen für Tibet statt. Seien auch Sie in Zürich dabei und wer­den Sie Teil der Solidaritätsbewegung:

Pro­test­kund­ge­bung Zürich:
   Datum: 2. Novem­ber 2011
   Beginn: 18.30 Uhr
   Ort: Hel­ve­tia­platz, Zürich

Pro­gramm:
   Anspra­chen der ver­schie­de­nen Orga­ni­sa­tio­nen
   Gemein­same “Chalk for Tibet”- Gross­ak­tion
   Pro­test­marsch zum chi­ne­si­schen Kon­su­lat durch die Innen­stadt
   Pro­test vor chi­ne­si­schem Konsulat

Wir wären froh, wenn Sie eine Kreide mit­neh­men könn­ten.

Hier können Sie den Artikel weiterlesen









Erfahren Sie mehr über GSTF — Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische Freundschaft — auf der Webseite www.tibetfocus.com



GSTF hat, zusammen mit den über 150 Mitgliedorganisationen des internationalen Tibetnetzwerkes ITN, über die Seite
standupfortibet.org
Unterzeichner für die Petition "Stand up for Tibet"
gesammelt.


Möchten Sie mithelfen?
Sie können hier selbst unterzeichnen und natürlich weitere Menschen dazu ermutigen.
 
 
 

August 23, 2011

das Konjunktur-Paket

 
Endlich erklärt mir jemand was Wirtschaft sein könnte, was ein Konjunktur-Paket ist. Endlich. Andreas Rebers, einer der ganz wenigen Menschen die ich zur Zeit länger als 10 Minuten aushalte. Andreas Rebers, selbst Nebensätze sind bei ihm noch Rasierklingen. Ich erfahre auch was die Grünen in Berlin überhaupt machen. Oder die Angela Merkel. Aber auch die andern, die moderne Sozialisten oder allein-erziehenden Lehrerinnen in München. Selbst zum Thema Religion höre ich ihm genüsslich zu. Dazu aber später mehr. Über Berlusconi kann ich von Rebers nichts lernen: Roberto Benigni versucht schon seit 20 Jahren den Italienern zu eklären, was für einen gefährlichen Clown sie da am Lenkrad haben — seit 20 Jahren! Man kann viel von Rebers lernen: Über das Konjunktur-Paket zum Beispiel, das den Konjunktur-Motor auf Touren bringen soll. Wie heisst der schon wieder, der vielleicht einen Crash-Kurs bei Ebers genommen hat? Schneider-Wirtschaft? Nee... Schneider-Kaufmann? Nein... 00 Schneider? Auch nicht... Genau: Schneider-Ammann! Er hat sich vielleicht Rat bei Rebers geholt — wer weiss das schon so genau? Auf 3Sat, ZDF und YouTube lerne ich über Wirtschaft und Politik was dazu. Selbst über Atom-Müll kann ich noch was lernen und auch wenn diese Aufnahme von vor der Katastrophe in Japan ist, könnte sie demnächst durchaus wieder aktuell werden, denn der "Fukushima-Effekt" soll ja schon wieder weitgehend verpufft sein — ist das nicht verblüffend? Was man vom Verpuffen des Fukushima-Effekts in Fukushima selbst hält, ist nicht bekannt... Dazu aber später mehr. Ich hoffe ich finde noch eine Erklärung von Andreas Rebers dafür, was Obama nachts so grauenhaftes mit der Wirtschaft anstellt — macht er sie doch anscheinend kaputt! Siehe auch den Post "er macht die Wirtschaft kaputt"

Ist das nicht verblüffend? Sarkozy erklärte der Welt noch beim WEF im Januar, er wolle während seiner Präsidentschafts-Zeit der G20 eine Regulierung der Finanzwelt vorantreiben. Siehe auch den Post "Sarkozy & Obama" wo jetzt Sarkozy's Ansprache zu sehen und hören ist.

Damals fragte er noch
Wir leben aber schon noch in der selben Welt?
Danach wurde es still um dieses Thema. Sarkozy musste während seiner Sommerferien Börsen-Kurse studieren und versteht selber die Welt nicht mehr, in der er lebt. Irgendwie überraschend schnell, ist nach der Finanz-Krise die Schulden-Krise über die Welt gerollt. Selbst emeritierte Professoren der Wirtschaft waren verdutzt darüber, wie "die Märkte" "plötzlich" realisierten, dass auch Staaten irgendwann ihre Schulden zurückzahlen müssen. Bis dahin lief das mit dem Vertrauen ja eigentlich ganz rund. Jeder vertraute dem andern, jeder lieh sich vom andern Geld aus. Plötzlich war das Vertrauen weg. Und eine weitere Krise da. Ist das nicht verblüffend? Ich jedenfalls, finde es verblüffend und auf eine komische, vielleicht perverse Weise, sogar faszinierend...


Zuerst also eine Lehrstunde in Sachen Wirtschaft, danach ein Ritt auf Kamelen durch Berlin.




Das Konjunkturpaket  ==  Andreas Rebers





Wir reiten auf Kamelen durch Berlin  ==  Andreas Rebers



Demnächst weitere kleine Schätze von Rebers.
 
 

July 28, 2011

the markets are waiting

 
Es ist nun offiziell. Was Oscar Niemeyer schon vor einiger Zeit gedeutet hatte, ist nun mehr als offensichtlich und spielt sich unter den Augen der ganzen Welt ab: Wenn früher arme Menschen die Reichen bekämpften, hat sich die Lage neuerdings umgekehrt und Reiche bekämpfen arme Menschen. Der Amerikanische Kongress streitet sich über die Schuldenlimite-Erhöhung, wobei die Republikaner keinen Cent mehr bewilligen möchten. Gespart soll werden!

Barack Obama — der im Geschichts-Unterricht von Christoph Mörgeli ziemlich sicher in absehbarer Zeit als Teil des so unglaublich verhassten sozialistischen Filz daherkommen wird — äusserte sich kürzlich wie folgt: Eine ganze Armee gibt in diesem Augenblick Millionen aus, um all die Errungenschaften und Gesetze, die ich eingeführt habe, wieder rückgängig zu machen! Ja... Und was er sagt entspricht durchaus den Tatsachen: Gespart soll werden! Dennoch können irrwitzige Summen eingesetzt werden, um all die Errungenschaften zu Gunsten der unteren Schichten wieder zunichte zu machen. Langsam aber sicher merken die Menschen was für ein Spiel hier am laufen ist. Langsam und sicher werden sie merken, dass Kritik gegenüber solcher Machenschaften absolut nichts mit Sozialismus zu tun hat. Hier geht es nicht darum den Staat künstlich aufzustocken, sondern vielmehr um dessen Unterwanderung. Bestimmte Kräfte argumentieren heute noch, weil heute noch erfolgreich auf diese Weise argumentiert werden kann, dass alles was zugunsten einer Livellierung der Einkommen, einer Sicherung der unteren Einkommen, einer sozialen Gerechtigkeit unternommen wird, die Ausgeburt sozialistischen Gedankenguts sei und zu einem Marxistischen Staat fürhen würde. Weil diese Art der Argumentation immernoch erfolgreich ist, fällt es uns heute schwer zu erkennen, dass es längst nicht mehr darum geht, den Reichen ihr Reichtum nicht gönnen zu wollen, ihnen das Recht auf Reichtum abzuerkennen. Heute sind mehr Menschen Millionäre als jemals zuvor, niemand stört sich daran (jedenfalls weder ich noch Oscar Niemeyer, und ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass Obama etwas gegen Millionäre hat...). Doch können all diese vermögende Menschen auf keinen Fall all die Privilegien einfordern die einst nur einige weniger Super-Reichen hatten. Ansonsten ist der soziale Frieden auf die Länge in Tat und Wahrheit gefährdet, ob man dies wahrhaben will oder nicht.

Zwischen den USA und Griechenland liegen Welten. Irgendwo dazwischen muss es eine Art des Zusammenlebens geben können, das einigermassen Tragbar für alle ist. Denn, ironischerweise, sind gerade die USA und Griechenland zur Zeit zwei der Länder, die wegen ihrer Schulden der ganzen Welt Sorgen bereiten. Obwohl so ziemlich das diametral entgegengesetzte Staats-Verständnis zu den zwei Schulden-Bergen führte, sitzen nun beide Staaten auf einen Pulverfass, beide lernen der Finanzwelt das Fürchten.


Ich sagte mal, Obama sei das Beste gewesen, was den USA passieren konnte. In diesen Tagen tut er dies wieder einmal eindrücklich demonstrieren. Er weigert sich grundsätzlich in dieser Schein-Diskussion beizugeben, wobei er dennoch (selbst unter scharfer Kritik aus der eigenen Partei) genügend pragmatisch ist um bereit zu sein gewisse Kompromisse einzugehen. Dennoch, hatte er die Grösse sich dagegen einzusetzen und zu zeigen, wie unglaublich gefährlich und unmoralisch die Forderungen der Republikaner sind. Und dies tat er selbst bevor ihm die Untestützung aus der Bevölkerung sicher war.

Dank der Bush Regierung und deren Vorgängerinnen, welche mehrmals die Steuern für Wohlhabende senkten — Senkungen die, zusammen mit den monströsen Militär-Ausgaben,erst zu dieser heutigen Schuldenlage führen konnten. Man muss sich vorstellen: Inzwischen ist es in den USA so weit gekommen, dass sich Millionäre zusammenschliessen und sich in den Medien für die Erhöhung ihrer eigenen Besteuerung aussprechen! Millionäre mit einem restlichen Funken Gewissen schreien laut, der Amerikanische Staat solle sie unbedingt viel stärker zur Kasse beten! Nicht, dass sie dumm wären oder es satt hätten, Millionäre zu sein... Sie sind sich inzwischen bewusst, dass mit solch lächerlichen Steuer-Einnahmen, ein Rechts-Staat niemals des Rechtes sein kann.

In diesen selben USA stellen sich Teile der Politik quer und sind nicht bereit, einen einzigen Cent mehr auszugeben. Erst wenn drakonische Massnahmen zur Kürzung von Sozial-Geldern, von Kranken-Geldern, von Ausbildungs-Geldern usw. entschieden wurden, erklären sie sich überhaupt erst zu einer Debatte bereit!


Während Sarkozy mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hat und keineswegs dazu kommt, in den G20 seine gute Vorsätze umzusetzen, weht auch Obama ein harter, kalter Wind entgegen. So konnte er nur Bruchteile seiner Anliegen überhaupt angehen. Wo er dies tut, muss man ihm aber Konsequenz zugestehen. Was er nicht umsetzen kann, scheitert nicht an ihm sondern vielmehr an all dem was um ihn herum abgeht. Wahrscheinlich hat er die Stärke bestimmter Kräfte bei Amts-Antritt selbst unterschätzt und muss sich nun mit der Tatsache konfrontieren, dass er zum Beispiel nicht einmal sein erstes Versprechen Guantànamo zu schliessen einhalten konnte. Ganze Bänder über die Kräfte-Verhältnisse in Washington spricht das offizielle Bild des Weissen Hauses von der Operation die zu Bin Ladens Tod führte: Wenn schon das offizielle Image so aussieht, kann man sich nur vorstellen wie schwergewichtig der Einfluss der CIA in Sachen Aussen-Politik sein mag.


White House released photo


Was CIA und Militär in der Aussen-Politik sind, das sind die Republikaner (und ganz speziell die Tea Party) im Inland. Diese zögern nun nicht, Obama persönlich anzugreifen. Doch sie merken wie, langsam aber sicher, der Schuss nach hinten los gehen könnte, sie merken wie die Bevölkerung hinter Obama steht, ganz zu ihrem Erstaunen, denn schliesslich hatten sie ganz andere Pläne. Wenn es nicht mehr mit sachlichen Argumenten geht, versucht man ihn auf andere Weise in den Dreck zu ziehen. Zum Beispiel macht man sich über seine Reden mit dem Tele-Prompter lustig. Dies zeugt einzig von der Unfähigkeit derer, die solche Dinge von sich geben, sinvolle und angebrachte Argumenten zu finden. Es zeugt davon, was diesen Menschen bei einer solch unglaublich wichtigen Angelegenheit als prioritär erscheinen muss.

Und so wie Amerika selbst, bleibt auch dem Rest der Welt nichts anderes übrig, als nach Washington zu sehen und darauf zu warten, wie dieses beschämende Schauspiel, diese Pseudo-Debatte zu ende gehen wird.



America Is Waiting  ==  David Byrne & Brian Eno


 
 

January 30, 2011

Sarkozy & Obama

 
Ich habe gerade Sarkozys Ansprache beim WEF gehört und verbeuge mich vor ihm. Hoffentlich gelingt ihm was er auf internationaler Ebene vor hat. Zusammen mit Obama, sind diese 2 Männer dabei, Änderungen anzugehen die auf starken Widerstand stossen. Die Zahl derjenigen aber, die Reformen inzwischen als unausweichlich betrachten, wird immer grösser. Und wenn man hört, weshalb Sarkozy gewisse Dinge beschäftigen, nämlich die soziale Stabilität auf dieser unseren und Gottes Erde, respektive die soziale Instabilität die in wenigen Jahren zu ganz grossen Problemen führen könnte, dann frag ich mich wie man als Mensch in einer privilegierten Situation allen Ernstes dies zu verleugnen versuchen kann. Oder um es mit Sarkozy zu sagen
Wir leben aber schon noch in der selben Welt?

Immer mehr Menschen auf dieser Welt haben Erfolg und erreichen einen gewissen Wohlstand. Natürlich ist es schwierig, für diejenigen die zu den sogenannten "Oberen Zehntausend" gehörten, sich an die neuen Bedingungen anzupassen und zu merken wie sie den Erfolg nun zusammen mit vielen anderen zu verwalten haben. Und viele der Menschen die dank harter Arbeit etwas erreicht haben, möchten nun von den selben Privilegien profitieren können, wie es in diesen Kreisen üblich gewesen ist. Doch die Welt ändert sich. Arabische Staatsmänner werden gerade gestürzt. Siehe auch den hier verlinkten Post "Ägypten und seine Zeit"

Darüber hinaus ist es nicht mehr so, dass es eine Elite gibt, der grösste Teil der Gesellschaft in der Mittel- und Arbeiterschicht und dann die sogenannten Unter-Privilegierten. Inzwischen leben grosse Teile der Bevölkerung, z.B. in Europa, unter Bedingungen die noch vor 30 Jahren kein arbeitender Mensch kannte.

Obama stösst auf harschen Gegenwind. Sarkozy wird es ziemlich sicher auch. Was er sich vorgenommen hat, auch im Rahmen der G20, hat die Welt dringend nötig. Und wenn man mit den Menschen auf der Strasse spricht (zumindest hier in Europa), teilen sehr sehr viele die Meinungen die er vertritt. Vielleicht müssten wir uns langsam die Frage stellen, wie es überhaupt möglich ist, dass Lobby-Arbeit inzwischen teilweise schon die demokratische Meinungs-Bildung und den politischen Prozess untergraben konnte. Und dies vermutlich noch viel stärker in der EU als wir es uns je vorstellen würden. Zu diesem Thema siehe zum Beispiel Monsanto.

Ich wünschte mir, auch für meine Lieben und deren Nachfahren, dass der von Sarkozy und Obama genommene Pfad zu einem Weg werden kann, im Laufe dieses Jahres. Und zu einer wichtigen Verkehrs-Achse in den Jahren darauf. Doch es bleibt mir nicht vieles übrig, zur Zeit, als mich überraschen zu lassen. Wie auch in vielen anderen Bereichen meines Lebens, doch dies ist schon wieder eine andere Geschichte.


 
 

November 12, 2010

das Brabeck-Dilemma

 
Ich sah mir die Sternstunde Philosophie mit Peter Brabeck an, Chairman von Nestlè. Und ich wurde, hin und wieder, nachdenklich. Auf der einen Seite ist Peter Brabeck ein anständiger Mensch, der versucht seine Arbeit gut zu machen. Und er kann das. Er macht seine Arbeit sehr gut. So gut, dass er sich und seine Firma in die unglaublich gute Lage bringen konnte, nicht auf Quartalszahlen schauen zu müssen, seine Managers nicht einzig auf diese hin arbeiten zu lassen. Er sieht dies als klares Bedürfnis, ja als Voraussetzung, für ein nachhaltiges Wirtschaften. Finde ich super. Zu verschiedene Argumenten teile ich seine Meinung voll und ganz. So kann ich ihm nur beipflichten, wenn er bei den Exzessen der Managerlöhne zu bedenken gibt, dass man in letzter Zeit zu viel an das verdiente Geld von arbeitenden Menschen denkt, und zu wenig an das verdiente Geld von arbeitendem Geld. Denn dies ist das grösste Übel, am Ende des Tages. Gerade merken die G20 in Seoul, dass bei aller Globalisierung doch noch Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern existieren. Eines davon sind wirtschaftliche Interessen, wenn es nicht nur um das Geld verdienen geht, sondern um das "Wie Geld verdient wird". Gerade merkt man, dass es schnell gemacht ist, die ganze Welt zu einer kapitalistischen Spielwiese zu machen. Dieses Spiel dann aber zu spielen, ist eine ganz andere Geschichte. Ein zurück gibt es nicht. Doch über die Weise wie es weitergehen wird, werden sich noch einige die Augen reiben, habe ich so das Gefühl. Natürlich hütet jedes Land irgendwo in einer Schublade Szenarien die ausgearbeitet wurden für den schlimmsten anzunehmenden Fall. Doch ist man immernoch der Überzeugung, Probleme würden sich mit den bisherig bewährten Methoden lösen. So kommt es, dass das Einwanderungs-Problem der EU teilweise mit einem Gheddafi gelöst wird und Libyen im UN-Menschenrechtsrat aufgenommen wurde. Doch auf Ewig lässt sich die Weltordnung nicht mit solchen Tricks aufrecht erhalten.

Und so ist Peter Brabeck für mich das Sinnbild für das Auseinanderklaffen der Gesellschaft. Und zwar auf eine unterschwellige, nicht boshafte Art und Weise. Er ist eben noch ein aufrechter Mensch, der das Spiel gut zu spielen weiss, der darin eine Vorreiterrolle hatte und hat. Und doch trägt er dazu bei, wenn sich die Lage am zuspitzen ist. Er macht gute Arbeit und sorgt dafür, dass seine Angestellten einen guten Arbeitsplatz haben, unter guten Bedingungen schaffen dürfen. Dass er genau wie die Poulet-Produzenten die Märkte der Drittweltländer mit billiger Überschussware aus Europa überschwemmt, wird dem Credo des Business untergeordnet. So läuft nun mal das Spiel... Man bricht keine Gesetze. Man hält sich an die Regeln. Und, wenn die Regeln geändert werden müssen, dann machen das Andere. So geht die EU hin und macht Handelsabkommen mit Afrikanischen Ländern, die dann nicht eingehaltet werden. Und, weil Afrika uns ihre Barsch-Filets "verkaufen darf", dürfen wir ihnen Milchpulver aus der Schweiz und Frankreich verkaufen, zu einem billigeren Preis als es die Bauern dort machen könnten. Wie ist das überhaupt möglich? Wie kann man in der Schweiz (die so was von teuer ist) Milch produzieren, diese zu Pulver verarbeiten und das Ganze dann nach Afrika verfrachten und dafür weniger Geld verlangen, als der Bauer in Afrika für die frische Milch? Wie geht dieses Spiel?

Und so geht Peter Brabeck hin und — als er bei einer Konferenz seine Kollegen darüber sprechen hört wie sie sich Gedanken darüber machen der Gesellschaft etwas zurück zu geben — holt sich einen Professor der für ihn eine mit Preis gekürte These aufstellt die besagt, er habe schon mehr als genug der Gesellschaft zurückgegeben. Das hat er bestimmt. Die Frage ist aber: Woher hat er sich das geholt, was er für seine Firma und für die Gesellschaft erarbeitet hat? Ist in der globalisierten Welt die Gesellschaft nur eine? Nein... Ist es nicht. Und so kann man in der Schweiz sehr viel der Gesellschaft geben, wenn man den Amerikanern ihr eigenes Wasser für teures Geld verkaufen kann, nach dem man es in Flaschen gefüllt hat. Doch: Wer in der Schweiz möchte sich schon darüber beklagen, eine Firma wie Nestlè auf der Landkarte zu haben? Man will ja schliesslich nicht das Nest beschmutzen. Erst recht noch, wenn es dabei um eine Firma geht die vorbildliche Arbeits-Ethik und das Einhalten aller allgemein akzeptierten Spielregeln vorzuweisen hat. Und auch ich möchte nicht das Nest beschmutzen. Vielleicht möchte ich eines Tages noch für Nestlè Kühe melken? Man weiss ja nie... Ich möchte nur auf einige Ungereimtheiten im heutigen Denken hinweisen.

So ist sich Peter Brabeck absolut sicher (und so wie er alle grosse Wirtschafts-Kapitäne), dass die G20 voll legitimiert sind, die Weltherrschaft unter sich auszumachen. Denn schliesslich sind all diese Menschen demokratisch durch ihre Völker gewählt worden. Was ja auch keiner bestreiten kann (ausser vielleicht im Falle von China, doch dies ist eine andere Geschichte). Was die Wirtschaft und die Politik nicht merken, ist das da gewaltig was am brodeln ist. Oder, viel mehr, sie merken es sehr wohl, doch möchten auch in Zukunft mit den altbewährten Mitteln gegen komplett neue Herausforderungen antreten. Denn, so scheint uns die Geschichte zu lehren, wird das Volk immer auf die eine oder andere Weise zu lenken sein. Respektive: Es ist dankbar, sich lenken zu lassen. Doch, zwei Dinge gehen dabei vergessen. 1) Das Volk wird immer anspruchsvoller. Dieser Wandel ist auf die neuen Medien zurück zu führen, und auf die Art wie sich Information in der heutigen Zeit verbreiten kann, wie sich Menschen organisieren können, ausserhalb jeglicher Institutionen und Strukturen. 2) Die Unzufriedenen werden immer zahlreicher. Immer mehr Menschen fühlen sich nicht durch die Politik vertreten. Immer mehr Menschen finden kein Platz in der Wirtschaft. Und, wenn früher diese Menschen meistens von verschiedene Milieus aufgefangen wurden und sich darin verflüchtigten (Start-Ups, Kunst, Sport, Bio-Landwirtschaft, Religion, Drogen, Alkohol), sind es immer mehr die sich nirgends mehr unterbringen lassen oder aufgehoben fühlen. Und es sind immer mehr ganz normale und intelligente junge Menschen die mit dem Gefühl aufwachsen, es gäbe für sie kein Platz um sich zu entfalten. Immer mehr Menschen haben das Wissen und den Intellekt um Paroli zu bieten. Und wenn hin und wieder die eine oder andere Stadt in Europa Schauplatz von Ausschreitungen wird, dann ist das nur die Spitze des Eisbergs. Ob dieser ganze Eisberg eines Tages auf einem Platz stehen wird um dort die Scheiben einzutreten (wie gerade die Studenten in England, welche die Tory-Zentrale gestürmt haben) oder ob sich die Menschen organisieren und das ganze System lahmlegen werden, das steht noch in den Sternen. Das der Unmut sich aber irgendwo wird entladen müssen, und nicht nur in Jugendgewalt die dann hart bestraft wird, das ist immer mehr eine Tatsache. Und solange Angela Merkel über den Köpfen eines ganzen Landes einige wenigen Menschen Milliardengewinne verschafft zum Preis eines Bruches mit dem schon entschiedenen Atom-Ausstieg, solange wird unsere Welt nicht einfacher regierbar und bewirtschaftbar werden. Dem guten Willen aller Peter Brabecks zu trotz.

Und nun beginnen sie, die Brabecks dieser Welt, sich die Frage zu stellen: Was kann ich denn noch machen, wenn ich der Beste auf dem Spielfeld bin und dennoch die Welt vor die Hunde geht? Kennt jemand ein besseres Spiel? Nicht wirklich, oder?


More Milk  ==  The Penguin Café Orchestra