January 29, 2012

zum 5. Mal schon

 
Heute, 29. Januar 2012, ist ein Sonntag. Wie damals, im Jahre 1967 es ein Sonntag gewesen ist. Damals, als ich auf die Welt kam. Vor 45 Jahre.

Doch noch viel mehr bedeutet mir heute eine andere Zahl: die Fünf.

Seit dem Tag, als die Junge Dame und ich das Glück hatten, aufeinander zu treffen und uns sehr schnell zu erkennen, seit diesem Tag ist heute schon zum 5. Mal ein 29. Januar gekommen und wieder gegangen.

Ich lernte die Junge Dame im Alter von 40 kennen. Der erste Geburtstag wurde von den Ärzten öffentlich verkündet (womit sie meine Privat-Sphäre zum ersten Mal gravierend verletzten). Dieser erste Geburtstag nach Begegnung mit der Jungen Dame schien noch unter einem (den Umständen entsprechend) guten Stern zu stehen. Danach musste ich 4 Mal dieses Datum erleben und mehr Leid als Freude dabei empfinden.

Denn jeder Geburtstag oder sonstiger Feiertag erinnert mich nur an die Zeit, die mir gestolen wurde. Mir und natürlich der Jungen Dame.

Ich hätte es nie geglaubt, dass Psychiater oder Versicherungen oder wer auch immer überhaupt in dieser unseren Schweiz eine solche Macht haben könnten. Die Macht, anderen Menschen einfach schnell mal 4 oder 5 Jahre zu rauben.

Wie die graue Gestalten in Momo, von Michael Ende.

Nun bin ich 5 Jahre älter. Ansonsten war diese Zeit für nichts gut. Alle Bereiche, in denen ich einen Fortschritt machen konnte, wären auch ohne diesen ganzen Wahnsinn mit Erfolg und Fortschritt gesegnet gewesen. Doch sehr viele Bereiche meines Lebens sind seitdem von Rückschritt gezeichnet.
Rückschritt, Leid, Misserfolg, Frust. Alles, was an Positivem zu bemerken ist, wäre so oder so positiv geworden. Und, so meine Behauptung, die Fortschritte wären unglaublich viel grösser gewesen, ohne die Einmischung der Wahnärzte.

Ihr schuldet mir 5 Jahre!!! Und so so undenkbar vieles mehr...

Frau Schnufiigugegl
Schon seit einigen Jahren fühle ich mich so viel älter als mein Alter. Wann werde ich mich endlich einmal wieder etwas jünger fühlen dürfen, als das Alter in meinen Dokumenten? Wann werde ich mich endlich wieder fragen dürfen: Wie alt bin ich denn eigentlich?
20?
25?
bestimmt nicht mehr als 35, oder?

Wenn werde ich wieder von dem Jung-Brunnen profitieren dürfen, der du nun einmal für mich bist?

 
 

January 25, 2012

satellites of love

 
Rendez-vous astronaut is around, looking for satellites, for a shining better idea, for a kiss.

And, between all those satellites, the astronaut is looking for the very special one: that lovely idea, that one kiss.


Looking For Satellites  ==  David Bowie

Nowhere
Shampoo
TV
Come back
Boy's own
Slim tie
Showdown
Can't stop

Where do we go from here?
There's something in the sky
Shining in the light
Spinning and far away

Satellite
Satellite
Satellite
Satellite
Looking for satellites
Looking for satellites

Where do we go to now?
There's nothing in our eyes
As lonely as a moon
Misty and far away

Satellite
Satellite
Satellite
Satellite
Looking satellites
Looking satellites



 
 

January 17, 2012

Migräne und Deutung

 
In meiner Jugend gefielen mir ganz besonders 2 Maler
  • Salvador Dalì
  • Victor Vasarely

In der Harten Klinik würde man diese List als Indiz interpretieren, für eine mehr als offensichtliche
  1. bi-polare Persönlichkeits-Störung
  2. wenn nicht sogar
  3. gespaltene Persönlichkeit

Der "missing Link" zwischen den Beiden stammt aber ausgerechnet aus der Schweiz, in der Person des
  • M.C. Escher

Dank diesem Schweizer Mitgenosse kann ich mich beruhigt der Kunst des Viktor Vasarely hingeben — in der ich in früheren Jahren schon das eine oder andere Mal eingetaucht bin um nach einer fantastischen Reise wieder an die Oberfläche zu kommen — ohne Angst haben zu müssen, deswegen als Abstraktions-Junkie oder sonst einer neuen Krankheit aus dem Katalog der Leistungen meiner Krankenkasse genommen zu werden.


Bild von Viktor Vasarely


An dieser Stelle möchte ich eine Anekdote erzählen. Dank einer grossen Ausstellung von Picasso im Kunsthaus Zürich im Jahre 1932 und dank der Tatsache, dass C.G.Jung ein Schweizer war, kennen wir dessen Reaktion auf eine völlig neue Ästhetik: Jung vermisste jegliche Schönheit in Picassos Bilder.
Eine Schönheit, der er sich offensichtlich verpflichtet fühlte, sei es als vermeintlich "letzter Anker" von Zivilisation.

Auf der anderen Seite gibt es eine ganz andere Theorie: Pablo Picasso soll nämlich an extrem starker Migräne gelitten haben, derart stark dass die Sicht hin und wieder davon beeinträchtigt wurde. Es wäre also durchaus möglich, dass Picasso eine ganz neue Art der Wahrnehmung auf die Leinwand bringen konnte, weil er durch seine Migräne-Anfälle immer wieder starke Licht-Schatten Spiele gesehen hat, vielleicht verstärkte Konturen oder verzerrte Perspektiven. Wer weiss das schon genau? Migräne kann aber in der Tat, in den schlimmsten Fällen, bis hin zu Halluzinationen verursachen. Und in vielen Fällen kann die Erinnerung an Bildern, die man während einer Attacke gesehen hat, stark von der "Realität" abweichen.

Faszinierend an dieser Theorie ist die Tatsache, dass jeglicher Versuch ein Bild mit der herkömmlichen Analyse zu beurteilen, im Vorhinein Scheitern verurteilt wäre. Ein solches Bild lässt keinen psycho-analytischen Rückschluss zu und muss für das genommen werden, was es ist: Ein Bild.

Während C.G.Jungs Bilder erst durch Deutungen, Träume, Symbole und Archetypen entstehen konnten und "Das Rote Buch", dass (meiner ganz persönlichen Meinung nach) erst durch den Konsum psycho-aktiver Substanzen zustande kommen konnte, kann man sich in etwa vorstellen wie fremd und befremdend ihm die Bilder eines Pablo Picasso vorkommen musste, welche im Vergleich die Brutalität des Unmittelbaren darzustellen scheinen.

Bild von C.G.Jung


Und, obwohl ich meistens mit Jung einig gehe und vergeblich nach "Schönheit" in Picassos Bilder suche (zumindest in der zürcher Ausstellung), muss ich letzteren zugestehen, dass vielleicht gerade dies seine grosse Kunst darstellt, zu einer Zeit in der "Hässlichkeit" noch mehr als verpönt, ja quasi verboten war. Dazu kommt noch, dass Picassos Hässlichkeit rein gar nichts mit einer schwierigen Kindheit oder einer verstörten Beziehung zu Mutter oder Vater zu tun haben muss. Was es noch faszinierender macht, weil unergründlich.

Die grosse Lehre aus der Theorie der Migräne Picassos und den Briefen Jungs: Genau aus diesem Grund sollte jeder Psycho-Analytiker immer genau darauf achten, möglichst keine Deutung in nicht zu Deutendem zu setzen. Ganz besonders im Rahmen der Kunst sollte man mit Deutungen zurückhaltend sein, denn die Quelle der Inspiration kann dem Betrachter auf immer völlig verborgen bleiben.

Bild von Viktor Vasarely

 
 

January 16, 2012

Mein Vater

 
Nun ist es wieder ein Mal so weit und der Todestag meines Vaters jährt sich, schon zum 18. Mal. In genau einer Woche wird es dann das 20. Mal bei meinem Grossvater sein. Diese zwei inzwischen verstorbene Menschen und dazu drei heute noch lebende und schon ist das Gesamt-Bild meiner Familie gemacht. Mutter, Vater und 2 Kinder, der Grossvater mütterlicher Seite und sonst niemand. Die Grossmutter war schon sehr früh von uns gegangen und ich durfte sie nicht einmal kennenlernen. Die beiden Eltern meines Vaters lebten in Zürich und einige wenige Erinnerungen kann ich noch mit ihnen in Zusammenhang bringen, doch leider verstarben sie beide als ich noch ein Kind war. Ja, in der Tat eine sehr sehr kleine Familie...

Wenn ich von meiner Verwandtschaft erzählte, staunten einige Leute immer wieder. Meine Ex-Frau hatte sogar schon so etwas wie Beileid mit mir. Eigentlich undenkbar, für sie, eine solche Familie, sie die eines von 8 Kindern ist, von Eltern die jeweils auch wieder Geschwister in dieser Grössenordnung haben. Wenn man alle Verwandte zusammen nahm, ergab sich ohne weiteres eine Gruppe von 200 und mehr Menschen. Doch selbst die "engen Verwandten", mit denen man den Alltag auf die eine oder andere Weise teilte, die bei einem zu Hause ein und aus gingen, waren stets mehr als ein Dutzend Menschen. Wie auch immer... Selbst für Freunde in der Schweiz und in Italien galt meine Familie als sehr klein. Heute kann ich mich an keinen einzigen Freund erinnern, der etwa gleich wenig Verwandte hatte.

Gelitten habe ich unter dieser Tatsache aber nie. Heute, im Nachhinein, denke ich dass es hin und wieder gut gewesen wäre, mehr Bezugs-Personen gehabt zu haben, oder das Heranwachsen anderer Verwandte in ähnlichem Alter erfahren zu haben. Dennoch habe ich niemals konkret einen Verwandten vermisst. Bestimmt ist dies auch der Tatsache zu verdanken, dass eine ganze Reihe sozialer Kontakte gepflegt wurden, damals. Bei uns zu Hause war öfters jemand zu Besuch, sei es auf Reisen oder sei es durch das mit meiner Mutter gemeinsame Interesse an der Musik. Auch mein Bruder und ich, nicht zuletzt wegen dem geräumigen Haus mit schönem Garten in dem wir damals lebten, hatten regen Besuch von gleichaltrigen Kollegen. So war jede Abreise meiner Eltern Grund genug für eine laute Party bei uns zu Hause.

Der schöne Garten... Regelmässig hielten Passanten an unserem Garten-Tor und machten meinem Vater Komplimente für den wunderschönen Garten. Dieser war sein kleines Kunstwerk und wurde von ihm liebevoll und regelmässig gehegt und gepflegt. Ein etwas wilder Garten, mit viel verschiedenen Blumen und Farben, mit vielen Früchten und Pflanzen und Gemüse und Kräuter, mit Palmen und Kiwis die sich bis zum kleinen Balkon im ersten Stock rankten, Himbeeren und viele Rosen, einem grossen Oleander, Himbeeren, Erdbeeren, Tomaten und Salate, Feigen und Rosmarin, und Blumen und Blumen und Blumen. Sehr oft sahen die Passanten meinen Vater inmitten dieser Farbenpracht, in kurzen Hosen und oft auf den Knien, wie er etwas setzte oder an etwas schnipste. Und sehr oft lobten sie mit Begeisterung diesen Garten, an dem sie doch so gerne vorbei liefen. Ja... Der Garten meines Vaters: Sein indiskutiertes Reich, bei uns zu Hause.

Mein Vater, der in jungen Jahren so unglaublich hungrig nach Erfahrungen gewesen sein muss, der jeden einzelnen Pass in unserer lieben Schweiz mit dem Velo mindestens ein Mal bezwungen hatte. Der sich für so viele Dinge interessierte. Der so furchtlos gewesen ist um den Posten als Direktor der Speditions-Firma Danzas anzunehmen, Direktor von Danzas in Neapel, im Port von Neapel, ohne ein Wort Italienisch zu können. Ja, dieser Mann unterschrieb tatsächlich den Vertrag, der ihn als junger Zürcher aus gut bürgerlicher Familie und ohne Italienisch-Kenntnisse in den Port von Neapel führen würde, wo er den Neapolitanern eigentlich hätte sagen sollen, wie sie zu arbeiten haben. Ich habe mir dies immer als sehr sehr schwierig vorgestellt und mehrmals habe ich schon vor meinem geistigen Auge meinen Vater gehabt, wie er alleine die Arbeit seines ganzen Teams erledigen musste. Denn irgendwie sind Neapolitaner weder dafür bekannt grosse Arbeiter zu sein, noch grossen Respekt vor Autoritäten zu haben. Doch, all meiner Vorurteile zu trotz, muss es damals in Neapel sehr gut geklappt haben, denn mein Vater und meine Mutter blieben mehr als 10 Jahre in Neapel und ihr erstes Kind kam dort auf die Welt und, ausserdem, ist ihnen diese Zeit als eine sehr schöne in Erinnerung geblieben. Italienisch lernten sie zuerst einmal in dem sie so oft wie möglich ins Kino gingen. Kontakt pflegten sie in der Freizeit hauptsächlich mit Amerikanischen Leute der Navy, die in den 60er Jahren in grosser Zahl in Neapel stationiert waren. Im Hochhaus, in dem sie wohnten, gehörten all ihre Nachbarn zu amerikanischen Navy, wobei die meisten von ihnen mit samt der Familie in Italien lebte und so gut wie keinen Kontakt zur lokalen Bevölkerung pflegten. Meine Eltern aber hatten durch die Arbeit (meine Mutter wurde auch als Assistentin meines Vaters angestellt) sowohl Kontakt zu den Menschen des Orts, wie durch die Nachbarn Kontakt zu Menschen die vielleicht ähnlichere Interessen pflegten.

Später, während meiner Jugend, ist mein Vater ein stets sehr aktiver Mensch gewesen. Er war schon 50 Jahre alt, als ich auf die Welt kam, und seine hübsche Frau war 17 Jahre jünger als er, was viele Männer im Laufe der Jahre mit etwas Neid feststellten. Und trotz seiner 60 und mehr Jahre war er stets mit dabei, wenn wir Kinder auf den Skis waren oder wenn man im Meer schwamm. Bei den Wanderungen hat man ihm nie und nimmer das Alter angemerkt, so sehr dass sich bei meinem Bruder und mir immer wieder die ersten Anzeichen von Müdigkeit bemerkbar machten. Ganz allgemein wurde mein Vater sein Leben lang praktisch immer 15 bis 20 Jahre jünger eingeschätzt als er tatsächlich war.

Nach dem Abstecher in Neapel entschieden sich meine Eltern dafür, im Italienischen Sprachraum zu bleiben und sie zogen so ins Tessin, wo sie sich definitiv niederliessen und wohl fühlten. Dort arbeitete mein Vater wieder für die selbe Firma, bis hin zur Pensionierung mit weit über 65 Jahre. Die Arbeit stand stets an erster Stelle und es gab kein Sonntag oder Feiertag an dem mein Vater, wenn es nötig war, nicht "schnell" zum Zoll gefahren wäre: Die Arbeit mit Blumen (sogenannte verderbliche Ware) kannte keine Feiertage. Ausser der Tatsache, dass mein Vater in über 30 Jahren Berufs-Leben keinen einzigen Tag vom Geschäft abwesend geblieben ist — keinen einzigen Tag der Krankheit in über 30 Jahre! (ob es glaubt oder nicht, meine Mutter kann es bezeugen....), ausser dieser Tatsache, war da noch die Angelegenheit tonnenweise der Firma geschenkter Überstunden und nicht bezogener Ferien, ausser einen viel zu tiefen Lohn, den mein Vater sein Leben lang nicht korrigierend einfordern konnte. Aus welchem Grund auch immer, verdiente mein Vater so was wie vielleicht die Hälfte von dem, was ihm zugestanden wäre. Mir kommt in diesem Zusammenhang sofort die Geschichte in den Sinn, die er mir mal erzählt hatte, die vielleicht einzige Geschichte mit wirklich persönlicher und tiefgründiger Note, die mein Vater mit mir teilte: Als Kind hatte er eine recht grosse Geldsumme verloren, als er mit seinen Kollegen eines der ersten Autos in Zürich bestaunt hatte. Seine Mutter hatte wegen dem offensichtlich für den Haushalt schmerzhafte Verlust geweint und mein Vater sollte sich diese Unaufmerksamkeit wahrscheinlich nie verzeihen können. Vielleicht auch aus diesem Grund schien mein Vater nicht im Stande zu sein, den angemessenen Lohn für seine stark über den Durchschnitt geleistete Arbeit. Vor Jahren, als ich noch weniger über meine Eltern wusste als heute, wo ich schon mehrere Gespräche darüber mit meiner Mutter geführt habe, kam das Thema der familiären Finanzen auch mit meiner ersten „Therapeutin“ zur Sprache und alles was ihr damals zu diesem Thema in den Sinn kam war die Frage ob mein Vater eine Geliebte hatte, für die er all das Geld eine Direktors verprasselte. Dies ist vielleicht aber eine andere Geschichte. Vielleicht.... Bin ich doch heute der Meinung, dass die problematische Beziehung zum eigenen Vater sehr wohl in eine Therapie gehört. Wo sonst, wenn nicht in eine Therapie?

Und schon habe ich so ziemlich alles über meinen Vater erzählt. Ein von allen beliebter Mensch, mit dem man gerne geschäftete oder über den Garten und das Wetter sprach, ein gesundheitlich fitter Mann. Gerade letztens sprach ich mit meiner Mutter über Bestattungen, Zeremonien, Einäscherung, meinen Vater, Gott und die Welt: Sie erinnerte mich daran, dass ich an einer Gedenkfeier für meinen Vater nicht teilnahm. Und es wird mir immer bewusster, wie ich damals unmöglich im Stande gewesen bin, für ihn zu trauern. Ich hatte nie grosse Auseinandersetzungen mit ihm gehabt, doch die grosse Liebe hatte sich auch nicht zwischen uns gezeigt. Es waren keine negative Gefühle da, doch die positiven fehlten auch irgendwie. Gerade wurde mir bewusst (und ich erinnerte dann meine Mutter daran) wie wenig persönliche Kontakt mein Vater gepflegt hatte. Neben all den Menschen mit denen er ganz praktische Dinge zu erledigen hatte, gab es sozusagen keine Kontakte. Und auch mit diesen Menschen pflegte er keinerlei persönliche Gespräche. Nie hätte er jemandem eine persönliche Frage gestellt oder seine Gefühle geäussert. Und so kam es, dass ich meiner ersten „Therapeutin“ erzählte, ich hätte einen absolut genialen Vater gehabt, solange ich ein Kind gewesen bin. Als ich dann zum Jugendlichen heranwuchs und später zum Erwachsenen, wurde der Kontakt zu meinem Vater immer schwieriger und distanzierter. Persönlicher Austausch war mit ihm nicht möglich.

Ich denke, das beste Beispiel für die Beziehung zu meinem Vater ist die Geschichte mit dem Jugend-Richter, als er erfuhr dass ich Heroin konsumiert hatte. Folgendes war geschehen: Der Sohn eines erfolgreichen Anwalt wurde irgendwann von der Polizei erwischt, in Zusammenhang mit harten Drogen. Daraufhin wurden viele Jugendliche die im Bar Bottega in Chiasso verkehrten vom Chef der Drogen-Fahndung der Tessiner Polizei aufgeboten und verhört. Ich gehörte zu dieser Gruppe, obwohl ich nicht viel mit dem Jungen zu tun gehabt hatte. Ich entschied mich dafür, auf keinen Fall etwas über wen auch immer zu verraten und nur über mich zu sprechen. Andererseits dachte ich auch, dass wenn ich aufgeboten wurde, mein Konsum harter Drogen nun fest stand. Eigentlich dachte ich mir so gut wie nichts dabei, als ich dem Chef-Fahnder also erzählte ich hätte ja Heroin konsumiert, aber ganz alleine ohne jeglichen Tessiner Kollegen, wenn ich mich für mein Fotografie-Studium in Mailand aufgehalten hatte. Was nun kam war die absolute Überraschung für mich. Denn ich hatte zwar etwas zugegeben, doch ich hatte keinen mit ins Boot gezogen und ich hatte angegeben, es im Ausland gemacht zu haben. In meinen zugegeben wenigen Gedanken, die ich mir gemacht hatte, endete die Geschichte hier. Doch der Polizist sagte nun etwas von Jugend-Richter und von einem Brief an meine Eltern.

Nun machte sich plötzlich Panik breit. Ich weiss nicht wieso, denn ich hätte nie und nimmer Schläge von meinem Vater fürchten müssen, ich erwartete eigentlich nicht einmal eine grosse Szene oder Geschrei von ihm. Tatsache ist, die Vorstellung dass mein Vater von meinem Heroin-Konsum erfahren würde, der absolute Horror für mich war. Und nicht nur für mich: Als ich meinem Bruder davon erzählte reagierte er noch heftiger als ich und klingelte einige Abende später an der Haustüre des Chefs der Drogen-Fahndung (sein Name war allgemein Bekannt unter den Jugendlichen und er wohnte wie wir in Mendrisio) mit der Aufforderung, ja nicht meine Eltern in diese Geschichte mit einzubeziehen: Er, der
schon volljährig war, konnte mich ja zum Jugend-Richter begleiten. Daraus wurde natürlich nichts und die Dinge nahmen ihren gewöhnlichen Weg. Die Tatsache, aber, dass mein Bruder bei der Idee, meinen Vater mit meinen Drogen-Problemen zu konfrontieren, die selbe Panik wie ich verspürt hatte, zeigt wie verdreht und verkompliziert die Beziehung zu ihm war.

Nun kam also der Brief des Jugend-Richters und mein Vater begleitete mich zum Termin. Dort versprach ich, diese wenige Ausrutscher hinter mir lassen zu wollen und in Zukunft nie wieder Heroin zu spritzen. Der Jugend-Richter nahm mir das Versprechen ab und mahnte davor, je wieder mit diesem Zeug in Kontakt zu kommen. Mein Vater und ich stiegen ins Auto und fuhren nach Hause, dort stellten wir das Auto in die Garage und, als mein Vater das Tor schloss fragte er mich, ob ich wirklich nie wieder Heroin konsumieren würde. Ich antwortete nein, nie wieder. Er sagte kein Wort mehr. Als ich ihn ansah lief eine Träne über seine rechte Wange, er wischte sie ab und wir liefen zur Tür. Nach diesem Tag hat mein Vater kein einziges Mal mehr über dieses Thema gesprochen. Als er von uns ging, hatte er auch nie mit meiner Mutter darüber gesprochen, die von meinen Problemen erst einige Zeit später von mir selbst erfuhr. Das dem Richter und meinem Vater gegebene Versprechen war schon zu der Zeit als ich es gab unmöglich einzuhalten: Ich hatte seit den angegebenen Zeiten schon wieder X Mal Heroin konsumiert, in Italien und in der Schweiz. Nichts deutete darauf hin, dass sich daran in Kürze etwas ändern sollte. Dies aber war ganz allein mein Problem &mdas; so zumindest sah ich es damals.

Da weder ich noch mein Bruder je geschlagen oder von meinem Vater angeschrien wurden, kann es womöglich sein, dass wir beide vor einer einzigen Träne und vor der darauf folgenden Stille, eine solch unerklärliche Angst, ja Panik, hatten...


Mein Vater. Ich habe ihn nie wirklich verstanden. Und heute ist mir klarer denn je, wie wenig er mich verstanden hatte. Doch er hatte auch vieles an sich selber nicht verstanden, oder war nicht damit klar gekommen. Er, der so schnell das Gefühl hatte, mein sei ihm zu nahe getreten, hat immer einen grossen Abstand zwischen sich und der Welt gehalten. Ein Abstand den ich bis heute fühle und der mich bis heute belastet. Ein Abstand zwischen mir und dem Menschen, dem ich mein Leben verdanke und der nie auch nur einen Ansatz von Bosheit, Gemeinheit, Egoismus, oder was auch immer negatives mir gegenüber gezeigt hätte. Ein Vater, der nur das Beste für mich wollte, der es aber nicht ausdrücken konnte. Ein Vater, der viel Liebe, Positivität und Zuversicht in sich trug, leider aber völlig ausser Stande war diese zu zeigen. Mein Vater, der durch seinen Abstand zur Welt wahrscheinlich am meisten von uns allen gelitten hat.

Heute erinnere ich mich an meinen Vater mit Liebe. Leider eine durchaus noch distanzierte Liebe. Weil Liebe aber stärker als der Tod ist, hoffe ich immer noch, mit der Zeit einen unkomplizierteren Draht zu meinen Vater finden zu dürfen. Ich erinnere mich daran, wie er hinten auf meinem Motorrad sass, als sein Auto stehen blieb und ich ihn abholte, und wie er da sowas von ängstlich gewesen ist, völlig verkrampft, bei jeder sich neigen des Motorrads sein Gewicht in die entgegengesetzte Richtung schmeissend, er der so viel Fahrrad gefahren war hatte jetzt panische Angst vor dem Motorrad — oder vor mir... So fuhren wir die paar Kilometer bis nach Hause mit nicht mehr als 30 km/h und noch immer verkrampfte er sich bei jeder Bewegung der Lenkung. Es ist die reinste Folter für ihn gewesen. Ich erinnere mich als sei es gestern, und kann mir wie damals nicht erklären woher so viel Angst kam. Ausgerechnet bei ihm, der sonst vor so gut wie nichts Angst zu haben schien. Aber vielleicht vermied er geschickt ein Leben lang all die Dinge, die ihn ihm Angst hervor riefen. Vielleicht hatte er nie gelernt, sich seinen Ängsten zu stellen... Doch, wer weiss das schon, jetzt? Du allein, Vater.

Love is stronger than death, Vater. Ich bin sicher du verstehst mich bestens, spätestens jetzt. Vielleicht sieht man sich wieder eines Tages und, falls wir uns dann noch daran erinnern was wir in diesem Leben gewesen sind, kannst du mir dann ja erzählen was dich so sehr von dieser unseren und Gottes Welt fern gehalten hat, dein ganzes Leben lang und je länger je mehr. Dann kannst mir du sagen, was dich davon abhalten konnte, deinem Sohn zu helfen. Und weshalb es dir ein Leben lang unmöglich gefallen ist, dir jemals helfen zu lassen. Love ist stronger than death, Vater.
 
 

January 15, 2012

love is stronger than death

 
Neben vielen Dingen die einfach nur auf eine spätere Zeit verschoben wurden gibt es auch solche, die unwiderruflich verloren gingen und die ich verpasst habe. Da sind zum Beispiel die Ratten der Jungen Dame, die inzwischen mit grösster Wahrscheinlichkeit schon das irdische verlassen haben, ohne dass ich jemals die Chance hatte ihre verschiedene Charaktere zu kennen. Die Junge Dame selbst hatte, als wir uns begegneten, schwarz gefärbte Haare (und Augenbrauen), ihre natürliche Haarfarbe ist aber blond: Es muss also eine Zeit gegeben haben, als sie sich die schwarze Farbe herauswachsen liess und ihre Haare wie eine Deutsche Fahne ausgesehen haben müssen — eine umgekehrte Deutsche Fahne! Dies zusammen zu erleben wurde uns auch untersagt.

Aber das aller Schlimmste ist für mich, nicht dabei gewesen zu sein, als die Junge Dame die Welt hätte neu entdecken können, die Welt und sich selbst, die Welt, sich selbst und die Lust darauf in dieser Welt zu leben! Anstatt diese Erfahrungen zu machen musste sie nun eine von absurden Problemen geprägte Welt entdecken: Ich musste mich bemühen nicht 1'000 Tode zu sterben und die Junge Dame musste dabei zusehen, dazu noch im genauen Wissen, dass sie mir hätte helfen können und mein Leiden lindern. Ja, man hat sie dazu verdammt, tatenlos zusehen zu müssen wie ich vor die Hunde ging, tatenlos und im vollen Bewusstsein, dass schon nur ihre Präsenz meinem Leiden Linderung gebracht hätte.


Aus diesen und aus 1'000 anderen Gründen verfluche ich die Verantwortlichen heute noch. Und werde sie bis zu dem Tag verfluchen in dem sie mir erklären werden, weshalb dies notwendig war und ich diese Erklärung werde nachvollziehen können... Bis dahin bleiben Hoffnung, Musik, Erinnerungen und einige andere Dinge. Andere Dinge wie zum Beispiel die Liebe, die immer stärker als der Tod sein wird!

Siehe auch den Post "The Tears Run Dry" mit dem Song
"Love Is Stronger Than Death" von The The




Latika's Theme  ==  A.R.Rahman
Slumdog Millionaire Soundtrack







Dreams On Fire  ==  A.R.Rahman
Slumdog Millionaire Soundtrack


You are my waking dream
You're all that's real to me
You are the magic in the world I see

You are the prayer I sing
You brought me to my knees
You are the faith that made me believe

Dreams on fire
Higher n higher
Passions burning
Right on the pyre

Once far, forever yours
Give me
All your heart
Dreams on fire
Higher n higher


You are my ocean waves
You are my thought each day
You are the laughter from childhood games

You are the spark of dawn
You are where I belong
You are the ache I feel in every song

Dreams on fire
Higher n higher
Passions burning
Right on the pyre

Once far, forever yours
Give me
All your heart
Dreams on fire
Higher n higher


 
 

January 12, 2012

Freudetanz um die Unterhose

 
Jetzt macht noch die Steuer-Rechnung von Philipp Hildebrand die Runde, obwohl alles völlig legal und mit rechten Dingen geschehen ist. Ich finde das alles mehr als traurig... Es wurde ein Mensch demoliert weil man sich von einigen Personen in Sachen sogenannter Moral-Ansprüche in Geiselhaft nehmen liess. Doch genau diese Moral-Ansprüche können die Menschen nicht erheben, die Hildebrand zu Fall gebracht haben.

Hildebrand selbst verkündete seine Sympathie für den Angestellten der Bank-Sarasin, der eigentlich die Sache ins Rollen brachte: Ist das nicht zumindest seltsam? Der Typ, der in einer Psychiatrie landete weil man die von ihm gelieferten Daten über Hildebrands Konto gegen seinen Willen publik machte, bevor eine Untersuchung stattfand. Und Hildebrand sagt noch, er habe in der letzten Zeit gelernt, eine gewisse Sympathie für solche Menschen zu empfinden. Könnte es sein, dass Hildebrand also Sympathien empfindet für Menschen die Transparenz schaffen möchten? Vielleicht sogar für die Occupy-Bewegung, die 99% Bewegung? Nach all dem was ich gehört habe, scheint mir genau dies der Fall zu sein.

Vielleicht sollten wir nun einmal einen Blick zurück werfen und uns ansehen, wer denn mit dem Schweizer Franken spekulierte, als die Nationalbank dann als letzte Massnahme eine Unterstgrenze vom Franken gegenüber dem Euro setzten musste. Ich schrieb schon damals, dass die Schweizer Banken schwer am steigenden Schweizer Franken mitverdienten und dies wird nun von Professor Sergio Rossi bestätigt: Vor der Euro-Krise 2010 wurden täglich etwa SFr. 40 Mia. gehandelt, im August 2010 erreichte das tägliche Volumen SFr. 250 Mia. und wurde zum grössten Teil von Schweizer Operators gehandelt! Dies bedeutet ganz offensichtlich, dass der Schweizer Finanz-Platz kräftig mit am teuren Franken mitverdient hat.

Wenn man sich nun anschaut was für Feinde sich Philipp Hildebrand in letzter Zeit gemacht hat, dann wundert es wenig wenn offensichtlich jedes Mittel gegen ihn willkommen war. Herr Hildebrand hat sich für die "Too Big To Fail"-Massnahmen eingesetzt, er hat sich für eine bessere Regulierung des Finanz-Platzes stark gemacht,usw. Wie oft hat die Nationalbank vor einer Überhitzung des Immobilien-Markts gewarnt? Alles Dinge die von den Herren in den Banken mit grossem Ärger aufgenommen wurden.

Und vielleicht sollten wir jetzt, anstatt über Herrn Hildebrand, darüber sprechen, wer alles in der Schweiz sein Vermögen vergrössern konnte, dank dem starken Schweizer Franken. Oder vielleicht sollten wir darüber reden, wer alles noch Novartis-Aktien gekauft hat, nach dem diese den Abbau einer Unzahl von Stellen in der Schweiz ankündigte, trotz Milliarden-Gewinne. Vielleicht sollten wir auch darüber reden, wer unglaubliche Gewinne in letzter Zeit erziehlt, in dem er mit Rohstoffe auf dem Welt-Markt spekuliert. Wer trägt dazu bei, dass sich Grund-Nahrungsmittel in gewisse Ländern in einem Jahr um 100% verteuert haben? Wer alles, von unseren lieben Millionären und Milliardären in der Schweiz, hat Rohstoffe in seinem Portfolio?

Ich bin für Transparenz, ohne wenn und aber. Doch ich bin nicht für eine Hetz-Jagd, noch für selbstgefällige Moral-Ansprüche. Sollen sich doch mal die selbst ernannten Moral-Vollstrecker dem Urteil der völligen Transparenz unterziehen, dann würden wir ja sehen wer was zu verstecken hat. Ein Christoph Blocher traut sich doch gar nicht mehr zu sagen, dass er eine Zeitung gekauft hat. Und spielt dann noch, wenn die Wahrheit ans Licht kommt, das Opfer und behauptet er werde verfolgt, wie jüdische Geschäfts-Leute unter den Nazis es erleben mussten... Und jemand, der in der heutigen Schweiz solche Sätze in den Mund nimmt, möchte noch durchs Land ziehen und behaupten, er trete für die Gerechtigkeit ein? Blocher, Mörgeli, Köppel & Co. behaupten auch, sie würden für eine stärkere Schweiz eintreten, in dem sie die "faule Eier" aus den Institutionen holen. Nun stellt sich aber die Frage, wann genau nach ihren Massstäben die Institutionen sauber sein werden. Vielleicht sollten wir aber darüber sprechen, welcher Alt-Bundesrat gegen Strafrecht verstossen hat, in dem er sein Einverständnis gab, Tausende von Asyl-Bewerbungen aus Syrien zu ignorieren. Oder welcher Nationalrat mit gestolenen Bank-Daten in der Gegend spazierte und diese herumzeigte. Und vielleicht werden auch wir dann die eine oder andere Person finden, die unbedingt zurücktreten sollte.


Ich habe schon früher einmal geschrieben wie tragisch ich es finde, dass es für das Aufdecken gewisser Probleme eine SVP braucht — das klassische Beispiel hier bleibt das Sozialamt der Stadt Zürich. Würden wir etwas mehr eine Kultur der Aufklärung pflegen und etwas weniger Angst vor jeglicher Änderung, dann könnten wir gewisse Probleme auch angehen, bevor "the shit hits the fan"... Wahrscheinlich könnten wir es sogar lassen, mit so viel Scheisse umher zu schmeissen. Obwohl alle Strategen der SVP Gebetsmühlen-Artig den Skandal um Herrn Hildebrand heraufbeschwören, kann ich mich überhaupt nicht daran empören und sehe nur eine dreckige Unterhose an einer Leine hängen und 3 oder 4 Typen die voller Freude um die dreckige Unterhose tanzen und grölen. Irgendwie schaffe ich es wirklich nicht, mich mit ihnen an dieser Unterhose zu freuen. Ich bin mir nämlich bewusst, wie viel mehr dreckige Unterwäsche in gut bürgerlichen Schweizer Haushalte hängen muss, Tag für Tag. Noch viel dreckigere Unterwäsche...
 
 

January 11, 2012

das Wort zur Woche

 
Nichts, mit Neujahrs-Geschenk: Nur wenige Stunden nach dem Post, der Super-Gau.


Am Montag Nachmittag graute mir vor dieser Sendung, denn ich sah schon einen sich selbst feiernden Roger Köppel, der seinen Triumph nun öffentlich auskostet. Zum Glück wusste Schawinski dies zu verhindern. Was kam, war die bisher beste Schawinski-Sendung: Das Interview mit Roger Köppel nach dem Rücktritt des Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank Philipp Hildebrand. Roger Schawinski sagt ganz offen seine Meinung, obwohl er genau weiss, dass er sich so zur Zielscheibe macht. Er sagt ganz klar dass, von Seiten von Köppel, Lei, Blocher und natürlich der Weltwoche gelogen wurde. Ich teile jede Aussage von Roger Schawinski und bin froh, dass in der schweizerischen Medien-Landschaft jemand den Mut hat, auch an prominenter Stelle zu sagen, was Sache ist.


Roger Köppel kann man nur seine eigene Aussage in Erinnerung bringen, die er so gern seinen Mitstreitern im Laufe von Talk-Shows an den Kopf zu schmeissen pflegte
Dadurch, dass ihr eure schlechte Argumente andauernd wiederholt, werden sie auch nicht besser!





Schon konsistenter sind hingegen die Aussagen von Schawinski, hier schön zusammengefasst, der zum Schluss kommt
Wenn wir inzwischen schon so weit sind, dass man seine eigene Unschuld beweisen muss [...] anstatt dass die Schuld bewiesen wird, dann leben wir in einer Bananen-Republik!




Man kann ja nur hoffen die Affäre sei jetzt abgeschlossen, mit Ausnahme der juristischen Konsequenzen für die Menschen, die offensichtlich gegen gultiges Recht verstossen haben.




Hier noch die ganze Sendung...
Roger Köppel zu Gast bei Roger Schawinski



 
 

January 09, 2012

Neujahrs-Geschenk

 
BREAKING NEWS
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Die Fakten
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Sonntag Nacht, Vollmond, 23:45 Uhr
Notaufnahme einer privaten Klinik am Zürichsee


Ein Herr kommt mit grosser Mühe und mit letzter Kraft durch die Türe. Er ist offensichtlich verletzt, denn seine Kleidung ist praktisch mit Blut getränkt und seine Bewegungen sind verkrampft, sein Gesicht vom Schmerz in eine Grimasse verwandelt. Er schafft noch einige wenige Schritte nach dem er die grosse Schiebetüre hinter sich hat und fällt dann zu Boden. Das Personal eilt zu ihm und macht sich sofort an die Arbeit. Niemand sagt ein Wort, obwohl jedes Mitglied des Teams den Mann sofort erkennt hat: Es handelt sich um Christoph Blocher.

In dieser Klinik wird man eigentlich nie mit derartigen Verletzungen konfrontiert doch die Ärzte verstehen irgendwann was geschehen sein muss. Blocher ist von Kopf bis Fuss mit kleinen Verletzungen überseht, sein Augenlicht hat er nur um Haaresbreite nicht verloren, die kleinen Blei-Kugeln sind zum Glück nicht sehr tief in die Organe gedrungen: Es kann sich hier eigentlich nur um einen Beschuss durch eine Schrot-Flinte handeln.

Nach kurzer Zeit kommt Blocher wieder zu sich und beginnt unmittelbar eine nicht endend wollende Tirade von Schimpfwörtern, zuerst sehr leise und dann, je mehr die Schmerzmittel wirken, immer lauter zu werden. Er flucht in der Dritten Person und nennt ihn eine Kaskade hässlicher Worte.

Keine halbe Stunde ist vergangen und ein zweiter Mann kommt in die Notaufnahme. Er hat die selben Verletzungen wie Herr Blocher und seine Kleider sind genauso mit Blut, Erde und Gras verdreckt. Sie sind sogar so zerrissen wie Blocher's Kleider. Der zweite Mann spricht kein Wort und gibt keinen Laut von sich. Er wird auch hinter einer Stoffwand versorgt, gerade neben Blocher. Als die Ärzte ihm die erste Routine-Frage stellen und er darauf antwortet schiesst Blocher auf die Füsse, dreht sich in die Richtung aus der die Stimme kam und beginnt zu schreien
Du! Du bist das! Du bist das wirklich! Du verdammter kleiner... Das glaube ich nicht! Das bist wirklich du! Ich bring dich um, du Arschloch! Ich bring dich mit meinen eigenen Händen um! Köppel: Sag ein letztes Gebet bevor du den Schöpfer begegnest...

Roger Köppel steht wie von der Tarantel gestochen auf, das Gesicht Kreide-Weiss, von Angst paralysiert. Dann schafft er es, seine Panik zu überwinden und macht es Blocher gleich: Er beschimpft ihn.
Wie kann man nur so dämlich sein? Wie kann man nur so verdammt dämlich sein? Du hast mich angeschossen! Du Idiot hast mich angeschossen! Wie kann man nur so selten dämlich sein, Christoph?

Obwohl Ärzte und Pfleger alles versuchen um die zwei Männer zu trennen und zu beruhigen haben sie absolut keine Chance. Inzwischen raufen sich die Beiden auf dem Boden, wie kleine Kinder, und schreien und treten und boxen und ziehen an den Haaren und beissen sich gegenseitig in die Wunden. Durch das was sich Christoph Blocher und Roger Köppel gegenseitig vorwerfen, verstehen die Zuschauer was geschehen sein muss.

Der Plan sah eigentlich vor, sich auf die Pirsch zu machen und darauf zu warten, dass der Präsident der Schweizerischen Nationalbank den Waldweg entlang gehen würde, wie immer auf seinem Spaziergang. Die zwei hatten sich mit je einer Schrot-Flinte auf je einer Seite des Weges im Unterholz versteckt. Als Philipp Hildebrand wie erwartet an den zwei Männer vorbei lief, schossen diese. Aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen trafen sie sich aber gegenseitig, anstatt Herrn Hildebrand. Dieser kam sogar ohne die kleinste Verletzung davon. Das Personal in der Notaufnahme verstand nicht alles genau, doch sie hörten etwas von Hildebrands Frau, die völlig unerwartet wie aus dem Nichts kam und aus etwa Hundert Meter Entfernung nach ihrem Ehegatten rief, der stehen blieb um sich umzudrehen.

Wie auch immer: Blocher und Köppel beschimpfen und beschuldigen sich gegenseitig. Weshalb plötzlich Frau Hildebrand da war, fragt der eine. Wie man einen so bescheuerten Platz für den Hinterhalt wählen konnte, fragt der andere. Abgemacht sei gewesen, zuerst einmal einen Jagd-Unfall mit Herrn Hildebrand vorzutäuschen um dann, wenn man Frau Calmy-Rey gerufen hatte mit ihr genau nochmals das selbe Spielchen zu spielen. Roger Köppel fragt nun Herrn Blocher, weshalb um alles in der Welt er nicht zumindest auf Frau Calmy-Rey geschossen habe, als diese dann dazu kam. Blocher ist ausser sich vor Wut
Verdammt nochmal, du Affe, du hast ja absolut keine Ahnung. Du Träumer! Ich lag schwer verletzt da, als die Calmy-Rey heranspaziert kam. Ausserdem hatte sie dieses doofe orange Gwändli an, da kann ich doch nicht auf sie schiessen: Da hätte mir kein Schwein die Geschichte mit dem Jagd-Unfall abgenommen. Wieso hast du nicht auf sie geschossen, du Klugscheisser?
Köppel meint, er sei von einem Idioten angeschossen worden und habe andere Sorgen als die Calmy-Rey gehabt: Er hatte nämlich die ganze Zeit seit sie aufgetaucht war Frau Hildebrand im Visier. Als diese im Vorbeilaufen ihn anlächlte, konnte er aber nicht mehr schiessen: Es war so lange her, seit er das letzte Mal so schön von einer Frau angelechelt wurde... Er könne sich genau erinnern, wie seine Mutter ihn angesehen hatte, als er im Kinderwagen gesessen hatte. Unmittelbar nach dem Köppel diese Worte ausgesprochen hatte ging ein leichtes Zucken durch seinen ganzen Körper und, so erzählen es die Ärzte, es schien als sei er zurück in diese Welt gekommen aus ganz ganz weit weg, irgendwo wo Herr Köppel offensichtlich sogar warmherzig lächeln konnte und verträumt in die Leere schauen konnte.

Kaum war Köppel wieder in der Gegenwart, ging er unvermittelt wieder auf Blocher los. Irgendwann wird die Vorstellung zu bunt für die Ärzte, die entscheiden die Polizei zu rufen. Sie haben Blocher und Köppel lange machen lassen, denn schliesslich versucht man ja einen guten Kunden nicht zu vergraulen, der immer wieder für verschiedene Lifestyle Operationen vorbeigekommen ist. Zuerst hofften sie sogar, mit Köppel schon den nächsten guten Kunden gewonnen zu haben. Als die Polizei endlich kommt und die zwei Streit-Hähne trennt, stellt man ihnen sofort eine Frage
Kann es sein, dass Sie die Munition mit der Sie schossen, in einem Fondue-Stübli aus dem Schrank des Besitzers gestohlen habt?
Die zwei Männer verneinen sofort: Niemals! Blocher meint sogar, er habe gar nie Munition in den Händen gehabt. Er habe zwar geahnt, dass da etwas im Gewehr sein musste, doch was es war, davon habe er keine Ahnung gehabt. Der Polizist fragt ihn dann
Dann können Sie mir sicher erklären, weshalb wir vor knapp zwei Stunden das Band einer Überwachungs-Kamera erhalten haben, auf der sehr gut erkennbar Herr Blocher und Herr Köppel sich am Schrank in dem Fondue-Stübli zu schaffen machen und eine ganze Ladung Munition klauen? Munition, die genau solche Verletzungen verursacht, wie Sie zwei auf dem ganzen Körper haben...
Blocher meint nun, es gäbe eine Zeit zum reden und eine Zeit zum schweigen: Er würde ab nun schweigen und er würde nicht darüber informieren, wie er über den Schrank mit der Munition und dem täglichen Spaziergang von Herrn Hildebrand informiert wurde. Doch, anstatt zu schweigen, wiederholt Blocher nun ununterbrochen
Ich werde nicht darüber informieren, wie ich informiert wurde! Dennoch war es mir wichtig, die Leute zu informieren die zu informieren waren! Aber ich betone nochmals: Ich informiere nicht und habe nie informiert. Ausser den Informationen die ich für ganz bestimmte Infos benutzt habe, habe ich niemals andere Informationen erhalten oder weitergegeben. Und ich werde, wie ich das jetzt schon die ganze Zeit gemacht habe, niemanden darüber informieren was für Informationen ich nicht gehabt habe und was für Informationen ich hingegen gehabt habe ohne sie nie zu haben.
Als die zwei Männer von der Polizei abtransportiert werden, murmelt Roger Köppel Zähneknirschend
Dadurch, dass du deinen Schwachsinn mehrmals wiederholst, wird er nicht weniger schwachsinnig! Mann, warte nur bis man sich deiner Annimmt, in der Weltwoche-Redaktion: Ich mach dich fertig! Was ich mit Bundes-Anwälte und Bank-Präsidenten gemacht habe ist nichts im Vergleich zu dem was ich mit dir anstellen werde, du... du... Du Minorität!
Trotz derartig heftige Worte, erzählen die Polizisten dass Blocher und Köppel während der Fahrt auf den Polizeiposten nur einige wenige Minuten geschwiegen haben um dann schon wieder über neue Ideen und Strategien zu diskutieren, über den nächsten Artikel in den zwei Zeitungen "du weisst schon welche ich meine", über Rücktritt-Forderungen für die ganze Stadt Bern und vielleicht sogar Zürich, irgendwann. Sie sollen sich unterhalten haben als wäre nie etwas geschehen. Voller Tatendrang sollen sie, auf dem Hintersitz des Autos, schon über die nächste Ziel-Scheibe gesprochen haben, ja sogar gescherzt sollen sie haben in Bezug auf Jagd-Unfälle, falscher Munition und echte Jäger, die ihren Job machen sollen. Wer die beiden nun beim aussteigen beobachtet, könnte meinen es handle sich hier um die grösst mögliche Freundschaft. Als beide aber damit beginnen sich gegenseitig mit Komplimente zu überhäufen, sperrt Christoph Blocher kurz seine Augen weit auf und sagt dann zu Köppel, sie müssen sich beide zusammenreissen: Schliesslich seien sie noch in der Öffentlichkeit und offiziell sei ja alles nur Zufall und so und sowieso und
niemer dörf wüsse, wa für es cheibs guäts Team da me wirkli sii u wie krass da me chönd d'Fäde ziehe, oder?



Editorial
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Bei dieser ganzen lächerlichen Geschichte ist dennoch ein IT-Fachmann der Bank Sarasin in der Psychiatrie gelandet: Es soll sich dabei um die einzige Person handeln, die ohne Hintergedanken und aus wirklicher Empörung gehandelt hat. Ich will nur hoffen, dass sich jemand von der SVP schon längst auf den Weg in diese Klinik gemacht hat, um diesem Pechvogel zu helfen und dafür zu sorgen, dass er wieder auf die Beine kommt. Denn, da bin ich mir ziemlich sicher, haben ganz andere Menschen das Theater aus der der ganzen Geschichte gemacht, dass wir in den letzten Tagen über uns ergehen lassen mussten. Er, dieser IT-Spezialist, wäre ohne komische Anwälte und Blochers und Köppels bei irgend einer Aufsichts-Behörde gelandet und hätte die Affäre so aufklären lassen, wie man sie hätte aufklären sollen, bevor man so viel Porzellan zerschlug. Nun also ist es wirklich das Mindeste, was man von Seite der SVP tun kann: Sich um diesen Mann kümmern und wirklich dafür sorgen, dass er diesen ganzen Schwachsinn wird können hinter sich lassen.

Eines möchte ich noch sagen: Blocher und Köppel haben gerade in dem Sinn der Schweiz einen gefallen gemacht, in dem wir sie alle ab nun werden getröstet ignorieren können und ihnen keine Achtung und Aufmerksamkeit mehr werden schenken müssen, wenn sie demnächst wieder mit irgendwelchen Gangster-Geschichten aufkreuzen werden. Danke für dieses Neujahr-Geschenk, liebe Blocher und Köppel: Auf ein 2012 mit weniger Schwachsinn eurerseits!


Und Hände weg von Waffen — das ist nichts für euch!






Hier sind weitere Beiträge der Serie "Breaking News" zu finden
 
 

wie Gebell an den Mond

 
Die Versuchung war gross...
Schlussendlich aber habe ich mich entschlossen, den Vollmond Mond sein zu lassen, zu gehen und auf bessere Zeiten zu warten.
Wieso?
Weil mir der leise Verdacht kam, es könnte ja sogar so etwas wie Blasphemie sein.
Gebell ist noch kein Gebet.



Siehe auch die Posts
"Mein Schatz: ein Brief"
und
"Capital Sins"




We're sanctified together, my love.

And, by the way, this is for sure no blasphemie...
 
 

January 08, 2012

das Ticken der orangen Uhr

 
Hallo ihr 3 Schwachköpfe: Es ist wieder ein Mal Zeit, euch einige Zeilen in diesem Blog zu widmen. Dieser Blog, der ja in seiner ganz besonderen Form einzig durch der Begegnung meiner Wenigkeit und eurer grauen Masse entstanden ist, dieser Blog der zuerst einmal einzig dazu diente euch zu beschimpfen und mir eine Möglichkeit zu bieten um Aggressionen und Frustrationen los zu werden. Dieser Blog, der sich vom Tagebuch zur Dokumentation eines moralischen Verbrechen wandelte, ähnlich wie aus der Raupe ein Schmetterling wird. Dies ist ein recht hässlicher Schmetterling, der aber für seine eigene Hässlichkeit nichts kann, bekam er sie doch vom lieben Herrgott verpasst. Ja genau, jedes Wesen auf dieser unseren und Gottes Erde bekommt seine irdische Gestalt vom Schöpfer geschenkt... Ich bekam meine geistige Verfassung von einigen Wahnsinnigen verpasst, die sich in ihrem Wahn doch tatsächlich für den lieben Gott halten. Tragischerweise kommt da noch dazu, dass diese Leute für ihr handeln teures Geld vom Steuerzahler erhalten, wodurch sie sich dann in all den verschiedenen Formen ihres Wahns noch bestätigt fühlen und auf diese Weise gar keine Chance haben, je zu erkennen wie komplett durchgeknallt sie in Wirklichkeit doch sind. Eine wahrlich tragische Geschichte...

Sie glauben so sehr daran, das zu sein was sie sich schon seit vielen vielen Jahrzehnten einreden zu sein, dass jeder Neuling der nach dem Studium zu ihnen stossen wird nicht die kleinste Chance haben wird, sich dem kollektiven Wahnsinn zu entziehen: Unweigerlich wird jeder noch so gesunde Verstand innert kürzester Zeit zum wandelnden Wahnkopf. Ja, eine wahrlich tragische Geschichte...

Weshalb ist wieder die Zeit gekommen, euch zu beschimpfen? Nun... Eigentlich hatte ich euch gar nicht mehr so viel in meinen Gedanken, während den letzten Monaten und, glaubt mir, es war mir mehr als recht so. Gleichzeitig aber hatte ich mir aber auch das Kaffee-Trinken abgewöhnt, weil es mich langsam aber sicher störte andauernd so nervös zu sein und eine "angespannte" Verdauung zu haben. Nun geschah aber etwas spezielles: Ohne meiner täglichen vollen Kanne der braunen Brühe hörte ich, sozusagen, auf zu existieren. Ja... Ich schaffte es gerade noch so vom Bett auf die Couch zu kriechen und einigen Stunden später wieder zurück, ich hatte vielleicht 4 Mal pro Tag Schlaf für je 4 Stunden. Ich musste mich wirklich schwer bemühen, um weniger als 12 Stunden täglich zu schlafen. Jede kleinste Bewegung wurde zur Qual und selbst die einfachsten Gesten im Alltag zum Kampf. Die täglich Toilette war an gewissen Tagen das Einzige, was ich überhaupt schaffte. Gegessen wurde nur was nicht mehr als 10 Minuten Arbeit in der Vorbereitung erforderte. Eine Mahlzeit pro Tag musste reichen, also achtete ich darauf genügend grosse Portionen zu haben.

Nun werdet ihr denken, eine solche Schwäche sei vom Verzicht auf Kaffee verursacht worden, doch da täuscht ihr euch sehr. Denn auch nach mehreren Wochen ohne Kaffee konnte ich absolut nicht die kleinste Besserung meines Zustands bemerken. Ich muss offensichtlich an was auch immer es sein mag leiden, was durch den Genuss von Kaffee einigermassen kompensiert wird — "überbrückt" nannte es jemand. Es wurde ja auch eine Schilddrüse-Insuffizient diagnostiziert, doch selbst nach Einnahme des synthetischen Hormons änderte sich an meiner schweren Apathie nicht die Bohne.

Über Weihnachten besuchte ich meine Mutter und verbrach die Tage, genau wie in Zürich, im Bett. Meine Mutter machte sich, natürlich, je länger je mehr Sorgen. Ich, der in Zürich inzwischen resigniert haben muss, war eigentlich davon ausgegangen, der Tapeten-Wechsel würde mir gut tun. Leider aber gab es diesmal gar keine Veränderung, ausser der Tatsache dass ich, bei meiner Mutter zu Hause und weg aus dem üblichen Umfeld plötzlich selbst wieder bemerkte, wie krass die Situation eigentlich war. Also trank ich während den letzten drei Tagen wieder eine ganze Kanne Kaffee als Frühstücks-Mahlzeit und, siehe da, ich lebte wieder!

Doch, verflucht nochmal, kam mit dem Leben auch ein sehr hässlicher Nebeneffekt wieder. Ja genau: Der Schmetterling... Der uns bekannte Schmetterling — übrigens ein naher Verwandte des Schmetterlings aus der Chaos-Theorie. Erst gerade hatte ich wieder begonnen zu leben anstatt zu vegetieren und schon hatte ich euch Schwachköpfe wieder im eigenen Kopf. Schon hatte ich wieder den eigenen Kopf in eurer Gott-verfluchten Iso-Zelle. Weshalb, fragt ihr? Vielleicht weil ich mehr als 3 Wochen gebraucht hatte, um sowas wie über den Nerven-Zusammenbruch zu kommen, den ich nach dem Besuch der Polizei bei mir zu Hause hatte. Mehr als 3 Wochen um wieder einigermassen zur Pflanze zu werden und mein gewohntes Vegetieren weiterführen zu können. Versteht ihr? Katalepsie — Nerven-Flattern — zurück zur Katalepsie. So ist das gewesen. Und nun erwache ich wieder ein Mal aus dem Koma und als Überraschung seit ihr da, die mich empfangen. Super, oder?

Aber auch sonst: Wenn ich überhaupt die Kraft hatte mir Gedanken über mein Vegetieren zu machen, endeten meine Gedanken früher oder später immer wieder bei euch. Und ich verfluch euch dafür, heute mit der selben tiefen Inbrunst wie schon vor einem Jahr, vor zwei Jahren, vor 3 Jahren und bald auch schon vor vier Jahren. Jawohl... Aber dazu in einigen Wochen mehr.


Doch, was wollte ich euch heute denn eigentlich mitteilen? Wofür habe ich diesen Post überhaupt begonnen, ausser um euch wieder Mal runter zu putzen und euch Idioten zu nennen? Ich sage es euch: Es geht um einen Film. Ja... Um ein Meisterwerk der Film-Geschichte. Hörst du, Doktor Y, mein Schnuckerchen von einem wirbellosen Teil? Wir kommen zu deinem Spezial-Gebiet: also aufgepasst! Ich weiss gar nicht seit wie lange mir schon dieser Film quälend durch den Kopf geht — es sind aber Jahre. Ich weiss noch ganz genau, wie er vor einiger Zeit im Fernsehen lief und ich völlig ausser Stande war, in mir anzusehen, weil es für mich eine regelrechte Folter gewesen wäre. Ich rede von einem der vielen Meisterwerke von Stanley Kubrick "Clockwork Orange". Ich erinnere mich wie ich diesen Film damals gesehen hatte und er mich eigentlich wenig begeistert hatte, weil mir das Thema einfach nicht so lag. Ich erinnere mich aber auch wie ich danach ziemlich oft Beethoven gehört hatte, aber nicht (wie ihr jetzt bestimmt sofort am behaupten seid) um die Hauptfigur zu imitieren und meiner Faszination für diese Rolle nachzugehen, sondern ganz einfach weil ich in dieser Gelegenheit realisierte welch bemerkenswerte Musik Beethoven geschaffen hatte. Whatever...






Der Film beschäftigt und quält mich seit einer ganzen Weile schon, in Zusammenhang mit der Harten Klinik und all dem, was danach geschah. Denn ich wurde, genau wie die Hauptfigur im Film, dieser unmenschlichen Prozedur ausgeliefert, die ihn schlussendlich brechen sollte, diese Prozedur der institutionellen exzessiven Gewalt, ja Folter, die schon jenseits von Gut und Böse zu setzen ist. Im Film wird beschrieben wie man jegliche Gewalt, den auch noch kleinsten Funken an Boshaftigkeit aus diesem Körper getrieben wird, wobei man dazu wiederum ebenso von Gewalt gebrauch macht: psychiatrischer Gewalt. Der Junge wird gezwungen sich Gewalt anzusehen ohne sich dagegen wehren zu können, so lange und so erbarmungslos, so gewaltsam, dass man eigentlich nicht die Gewalt aus ihm nimmt, sondern jeglichen Lebenswille. Dies ist aber in den Augen der Psychiater kein Grund zur Sorge, ganz im Gegenteil: Der Junge weist keinerlei Impuls zu Gewalt mehr auf — ein absoluter Erfolg auf der ganzen Linie, also!


So weit so gut. Man wird sich natürlich heftig darüber streiten (und dies war sowohl der Sinn wie auch der Verdienst dieses Werkes) ob solch exzessive Methoden zulässig sein dürfen oder nicht, egal welches Ziel dadurch erreicht werden soll. Man wird Sinn und Zweck der Psychiatrie hinterfragen, man wird wieder ein Mal über deren Methoden streiten, was in regelmässigen Abständen ja immer wieder geschehen ist (Lobotomie, Elektro-Shock, Zwangs-Jacke, Medikationen, usw. usw.) Über eine Sache wird man sich aber ausnahmslos einig sein, ganz egal was man sonst für eine Meinung vertritt: Dieser Jugendliche darf nicht weiter auf die Menschheit losgelassen werden, sollte eine Umerziehung, auf die eine oder andere Art, nicht gelingen. Die Taten, die von dieser Gruppe junger Sprösse verübt wurden sind so derart abscheulich und so unbeschreiblich sinnlos und Menschen-Verachtend, dass das Kurieren dieser unglaublichen Perversität oberste Priorität hat. Es ist ja auch erst die völlig erschauernde Brutalität der Jugendlichen die den Zuschauer in die Zwickmühle der Meinungen bringt: Auf der einen Seite ist jegliche Form von Mitgefühl mit den Tätern subjektiv absolut unerwünscht, auf der anderen Seite ist man aber wiederum, selbst gegen den eigenen Wille, entsetzt über die "therapeutischen" Methoden. Schlussendlich ist man auch erfreut wenn die Folter endlich vorbei ist, doch fühlt man nach dem Schrecken keinerlei Erbarmen für den bis zur Alienierung gebrochenen einstigen Täter.



Szene aus dem Film "A Clockwork Orange"



So weit so gut. Nun zurück zu mir und weshalb dieser Film mich so sehr beschäftigt hat. Weshalb wurde ich ähnlichen "therapeutischen" Massnahmen wie im Film ausgesetzt? Aus welchem Grund um alles in der Welt musste ich um jeden Preis gebrochen werden? Ihr habt euch bestimmt weiss der Geier welche Unmenge an schwachsinnigen und wahnhaften Argumente zurechtgelegt, da bin ich mir sicher. Dennoch möcht ich meine Version der Geschichte erzählen, ich möchte erzählen wie ich, als Hauptfigur meines eigenen Clockwork Orange die Therapie erlebt habe, mit durch Zangen offen gehaltenen Augen im Kino-Sessel vor einer Leinwand auf der immer und immer wieder die selben Gewalt-Szenen in immer etwas geänderten Variationen gezeigt wurden. Ich möchte erzählen wie der Film für meine Figur rübergekommen ist. Und das hat sich in etwa folgendermassen abgespielt...

Ich hatte das eine oder andere Problem mit Familie, Arbeit, Drogen, Sozial-Leben, usw. Aus welchen Gründen auch immer wurde ich von mehreren Seiten bewusst und gewollt angepöbelt und geschubst. Ich habe meinerseits so gut wie keine Reaktion auf die unzähligen "Angriffe" gezeigt, was die "Angreifer" dazu veranlasste immer gröber und heftiger vorzugehen. Und dennoch machte ich nicht mit und wartete eigentlich nur darauf irgendwann zu erfahren, was das Ganze eigentlich zu bedeuten hatte. Selbst als eine Fünf Franken Münze mit dem selben Prägungs-Jahr wie mein Geburtstag aus einer Kiste bei mir zu Hause verschwand und zum Verkauf in einem K&A wieder auftauchte, behielt ich einen "low profile" und wartete ab, auf die vermeintliche Lösung all dieser "Zufälle" und "Mysterien".

Als dann mein Sohn nicht mehr unmittelbar mit einem bösartigen Krebs zu kämpfen hatte, war meine Energie aufgebraucht und ich entschied mich für einen radikalen Wechsel in meinem Leben. Ich wollte a) mich nicht schämen müssen wenn ich meinen Sohn in die Augen sah und b) mir selbst wieder mit ein klein wenig Stolz und Lust auf das Leben in die Augen sehen können. Lust aufs Leben hatte ich schon lange nicht mehr. Stolz ganz zu schweigen. Whatever... Dies war also der Zeitpunkt, als ich unsere Schicksale kreuzten, ihr Schwachköpfe. Und ihr, was habt ihr nun gemacht? Aus Gründen die nur der liebe Gott vielleicht wirklich ergründen kann, habt ihr euch dafür entschlossen, mit dem Schwachsinn weiter zu machen, mit dem ich schon seit einiger Zeit konfrontiert wurde. Und ihr habt noch einen ganzen Zacken dazugelegt, nicht wahr?

Und wisst ihr wie es mir vorgekommen ist? Weil ich, bevor ich zu euch gekommen bin, nicht durchgedreht bin und an der ganzen Scheisse verzweifelt, weil ich mich viel zu sehr in das Ganze habe verwickeln lassen ohne aber dabei wirklich auf eine Art zu reagieren die man vielleicht (weshalb auch immer) erwartet hatte, schlussendlich nur weil ich vielleicht viel zu "locker" mit einer eigentlich recht abgefahrenen Lage umgegangen bin, nur aus diesem Grund habt ihr aus meiner "Lockerheit" eine schwere Störung gemacht, eine teuflische Brutalität à la "Clockwork Orange", ein durch und durch kaputtes Wesen habt ihr mir angedichtet. Weiss der Geier was für Missgeburten eure Hirnzellen an dieser Stelle auf die Welt gebracht haben. Weiss der Geier von welch gestörten Scheiss ihr euch bedient habt, aus eurem Lexikon des gestörten Feng-Shui des Oberstübchen, was ihr so gerne zitiert. Ich weiss nicht weshalb ihr unter den Augen der Bundes-Polizei euch ohne die kleinste Scheu oder Scham daran gemacht habt, mich fertig zu machen. Und, als euch dies mehr schlecht als recht gelungen war, musste die ganze Rocky Horror Picture Show sogar noch während mehreren Jahren und ausserhalb der Harten Klinik weitergespielt werden. Und dies mit immer härteren Bandagen, ihr Wahnkapseln!



Vicious Games  ==  Yello
Vicious Vocal Club Remix





Nun also zusammenfassend: Weil ich auf Gewalt, die man auf mich ausübte nicht mit Gewalt reagiert habe, musste man mich offensichtlich einer Zwangs-Massnahme in der Art von Clockwork Orange unterziehen um ohne den kleinsten Zweifel auch das letzte Stückchen an Gewalt aus mir zu treiben... Nein, Moment... Ich wurde einer noch viel grösseren Gewalt ausgesetzt weil man in mir Gewalt erzeugen wollte... Nein, das kann ja nicht so stimmen... Ich meine... Das kann doch auf keinen Fall euer Zweck gewesen sein, oder? Der Steuerzahler begleicht doch nicht eure Löhne damit ihr aus einen friedvollen Patienten einen Gewalttätigen macht... Das wäre ja der reinste Witz, nicht wahr? Stellt euch vor... Ich reagiere nicht mit Gewalt auf Gewalt also werde ich noch viel grösserer Gewalt ausgesetzt um zu erreichen, dass ich...

Ja... Hier stellt sich eigentlich eine Frage? Was sollte den erreicht werden, durch diese ganze, durch und durch wahnhaften Übung?

Ich meine... Ich könnt mir jetzt doch nicht wirklich etwas von Versicherungen, Krankenkassen und Geld erzählen wollen, oder? Das wollt ihr doch nicht, oder, ihr Wahnschleifen? Ich bin nicht bald physisch wie auch psychisch eine ganze Reihe Tode gestorben weil irgendwo in einer excel.tabelle der Helsana einige Zahlen geschrieben werden sollten... Sagt mir bitte, dass das nicht so ist. Sagt mir bitte, dass ihr ganz einfach sadistische kleine Arschlöcher seid, die mich fertig machen wollten! Sagt mir bitte, dass ich nicht wegen irgendwelchen Formalitäten und Regeln die eigentlich keinen Schwein interessieren all diesen Mist durchmachen musste. Sagt mir das bitte, denn sonst werde ich langsam aber sicher gewaltsam. Sagt mir, dass es einen Sinn gab, damit ich nicht Lust auf sinnlose Gewalt zu verspüren gewinne, Gewalt die ich so gerne an eure gefesselten, am Boden liegenden Körpern ausüben würde. Gewalt die sich einiger Billard-Kugeln und -Stöcke bedienen würde. Gewalt die zu Blutlachen führen würde, zu Verstümmelungen. Gewalt, die eure Fressen vollständig verwandeln würde, durch den Effekt der Angst und der Schmerzen. Gewalt die sich in euren unglaubwürdigen, fragenden und um euer Leben flehenden Blick widerspiegeln würde.

Bitte sagt mir, dass mir noch eine andere Möglichkeit bleiben wird, um über diesen ganzen Wahnsinn zu kommen, als selber in einen Wahn zu fliehen um dort verzweifelt nach ein klein wenig Halt und etwas Schutz zu suchen. Bitte sagt was...


Say something!
[Bob Marley]



Das kann ich nur unterschreiben. Dennoch muss ich auch etwas hinzufügen

Say something!
But don't talk bullshit!
[Bob Marley and LET US SHINE]



Ich werde nun wieder in Katalepsie fallen müssen, sobald ich etwas Ruhe von eurer "Therapie" haben möchte. Doch ihr solltet euch so langsam vorbereiten, mir einige Erklärungen zu liefern.

Denn die Uhr tickt... Hört ihr sie? Tick tack tick tack... Die Orange Uhr tickt unausweichlich weiter... Hört genau hin: Tick tack tick tack


In der Zwischenzeit möchtet ihr euch vielleicht ansehen, welch interessante Momente ich 2008 und 2009 erlebt habe? Die Aufnahmen sind bestimmt in irgend einer Videothek zu holen... Sonst fragt einfach bei der Polizei nach.



Szene aus dem Film "A Clockwork Orange"



Viel Spass also bei der Vorführung. Tick tack tick tack

 
 

January 01, 2012

1. Januar

 
baby baby baby

häsch mer öppe zwei stutz?


möchte eine tomographie meines gehirns sehen. möchte wissen ob sich das joghurt im birchermüsli wohl fühlt...


ich möchte ich möchte ich möchte


1 million möchtegern
1/2 million gerngemocht
1 million (die erste) küsse von dir


ich möchte!!!!!!


nein, ich will!!!!!

eigentlich will ich auch nicht (die küsse aber schon!). schwierig. denn wenn ich nicht will dann will ich nicht.

und mein will hat gefragt, ob er einen neuen namen haben darf. muss ihn fragen, an was er da so gedacht hat.


i miss you missLadyBaby
i miss you so very much

und Gott sei Dank, für den Humor den er uns schenkte