December 18, 2011

4. Advent des Protests

 
In Ägypten fühlen sich viele Menschen um ihre Revolution betrogen und gehen wieder auf die Strasse. Das Militär nennt diese Protestierenden nun aber "Anti-Revolutionäre"! Man könnte es fast lustig finden, wenn es nicht so tragisch wäre. Dies zeigt aber wie sich die Zeiten am ändern sind: Es wird immer schwieriger, den Leuten irgendwelchen Schwachsinn unterzujubeln! Und das ist gut so! Das Regieren mit Peitsche und Zuckerbrot, das Reformieren mit Augenwischerei werden schwieriger. Die Menschen verlangen von den Machthabern, dass sie Verantwortung übernehmen oder den Platz räumen. Für diese Forderung sind viele gestorben. Andere sterben noch heute, zum Beispiel in Syrien. Viele Menschen ohne Gesicht, ohne Geschichte, ohne Bemerkung. Und doch haben sie zusammen die Bemerkung der ganzen Welt bekommen.

Das Time Magazine hat "The Protester" als Person des Jahres 2011 gewählt: Eine Geste der Anerkennung für all die Namenslosen, die ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben und immer noch setzten, um diese unsere und Gottes Welt auch nur ein wenig besser zu machen. Als Vorlage für das Cover-Bild diente das Photo einer jungen Frau, die sich an eine der vielen Aktionen und Ausschreitungen rund um den Arabischen Frühling beteiligte. Frauen haben eine mehr als wichtige und teils zentrale Rolle gespielt: In verschiedene Länder ist es erst die Beteiligung der ersten Frauen gewesen, die es möglich machte einen immer grösseren Teil der Bevölkerung in den Protest einzubinden. Frauen haben sich während den Kämpfen um die Verpflegung der Aufständigen gekümmert, sie haben ihre nächsten Lieben motiviert und ermutigt.


Time Magazine Cover with "The Protester"


Aber nicht nur die Protestierenden des arabischen Frühlings sind gemeint. Auch die der Occupy Bewegung, der 99%, der Castor-Transporte, der Atom-Energie, usw. Ja, auch die Demonstranten gegen das WTO Treffen in Seattle, im Jahre 1999, werden mit dem Cover vom Time geehrt: Die Vorgänger, sozusagen, der Occupy und der 99% Bewegungen.

Protests in Seattle on November 1999


Leider muss man fairerweise sagen, dass es Menschen gibt die seit Jahren protestieren und kämpfen und nicht wirklich grosse Erfolge zu verzeichnen haben. Möge es zum Beispiel für die Tibetische Gemeinde ein Zeichen der Hoffnung sein, wenn es in anderen Ländern durch Proteste gelingt kleine Ziele zu erreichen.


Während viele Menschen auf der Welt aus ganz unterschiedlichen Gründen auf die Strasse gehen um ihre Wut zu demonstrieren, gibt es andere die schon seit Jahren als Einzelne oder mit kleinen Teams aktiv protestieren, die sich wehren, die sich exponieren und ihr Leben in Gefahr bringen. War da zum Beispiel nicht einmal ein gewisser Assange? Der hat genügend damit zu tun, sich vor der CIA zu schützen und aus Guantànamo zu halten, als dass er noch irgendwelchen Protest machen könnte.

Time Magazine Cover with Julian Assange


Oder war da nicht Ai Weiwei, der nach seiner Freilassung erschreckend still war? Wie lange musste er wohl Spenden-Gelder zählen, wo er doch plötzlich dem Staate China 1 Mio. Euro schuldete um überhaupt Berufung gegen finanzialle Forderungen einlegen zu dürfen? Zum Glück ist Ai Weiwei einer dieser Geister, die man nur schwer zum schweigen bringt. So war es die grösste Freude ihn wieder singen zu hören, auf seine ganz eigene Art. Nebst der grossen Kunst die er produziert, macht dieser Künstler die eigene Person zu Kunst.



Ai Weiwei ein Mal mehr auf Messer's Schneide: Er singt ein eigentlich harmloses Lied, dass veschlüsselt und dennoch klar verständlich schwer provoziert. Ai Weiwei at his best...


Ai Weiwei sings for his supporters





So wird das Jahr 2011 als das Jahr der Protestierenden in die Bücher gehen, in welcher Form sie das auch immer tun. Das Jahr aller Menschen des Protests und ganz besonders der Frauen.
 
 

Starman & Milky Way

 
Mein kleiner Stern, my Milky Way,
seit wie lange bin ich nun im All unterwegs und bilde mich (als Autodidakt) zum "Rendez-Vous Astronauten" aus?

Weisst du noch wie du den Leuten sagtest "Ihr versteht ihn nicht... Er ist nicht wie andere! Ihr müsst ihn euch als Fliegendes Eichhörnchen vorstellen, als Fledermaus, als kleines tanzendes Flugzeug. Da könnt ihr nicht eure gewöhnliche Massstäbe benützen"?






Was hat man dir geantwortet?
"Hör zu: Dieser Typ ist kein Ziggy Stardust*, sondern höchstens ein Major Tom*! Verstehst du? Er ist kein Weltraum-Bummler. Er ist ein Junkie, der sich nur einbildet ins Weltall zu fliegen! Wenn es hoch kommt, fliegt er weil er von seinen Drogen high ist. Er ist keine Fledermaus: höchstens eine kleine Ratte!"

*Charaktere verschiedener Songs und Alben von David Bowie.







Mein Stern, hast du den Film "Stardust" gesehen? Es gibt diese Mauer, zwischen den zwei Welten. Was auf der einen Seite gilt, ist auf der anderen nicht mehr gültig. Deswegen können diese Typen das niemals verstehen: Sie haben keine Ahnung, von dieser Welt auf der anderen Seite der Mauer. Diese Welt, die wir irgendwie schon immer in uns gespürt haben, obwohl wir sie nie zuvor in diesem Leben besucht hatten. Sei es eine Vermutung, eine Vorahnung, oder sei es eine Erinnerung aus vielleicht früheren Zeiten, früheren Leben? Wer weiss das schon... Was im Film eine Mauer in der Landschaft ist, ist bei uns eine Mauer in den Köpfen gewisser Menschen.

Ich, jedenfalls, bilde mich weiterhin selbst aus. Was also zur Zeit übrig bleibt, nach dem Willen einiger Wahnsinnigen, ist ein Typ im All der nach einem Stern Ausschau hält. Auf dass ich dich einmal treffen werde, mein Stern, my Milky Way.



Starman  ==  David Bowie

Didn't know what time it was and the lights were low
I leaned back on my radio
Some cat was layin' down some rock 'n' roll 'lotta soul, he said
Then the loud sound did seem to fade
Came back like a slow voice on a wave of phase
That weren't no DJ that was hazy cosmic jive

(CHORUS)
There's a starman waiting in the sky
He'd like to come and meet us
But he thinks he'd blow our minds
There's a starman waiting in the sky
He's told us not to blow it
Cause he knows it's all worthwhile
He told me:
Let the children lose it
Let the children use it
Let all the children boogie

I had to phone someone so I picked on you
Hey, that's far out so you heard him too!
Switch on the TV we may pick him up on channel two
Look out your window I can see his light
If we can sparkle he may land tonight
Don't tell your poppa or he'll get us locked up in fright

CHORUS (x2)
La, la, la, la, la, la, la, la




 
 

December 14, 2011

December 13, 2011

Captain Einsicht am Werk

 
Während ich mir Gedanken mache, wann das mit der Übernahme der Demokratie durch "die Märkte" begonnen hat, gibt es natürlich Menschen die schon viel schlauere und fundiertere Dinge darüber geschrieben haben. So zum Beispiel David Graeber, der mit seinem Buch Debt 5000 Jahre zurück in die Geschichte geht und das Thema Schulden etwas distanzierter beleuchtet, als was die aktuelle Panik üblicherweise erlaubt. Schulden: die ersten 5000 Jahre ist bei Klett-Cotta erschienen. Dieses Buch soll so was wie das Manifest der 99% Bewegung sein, sozusagen ein Must für jeden Occupy Aktivisten.

Denn eine Befürchtung von mir wird immer grösser: Bei all den nötigen Massnahmen, welche Merkozy umsetzen werden, bei aller Volatilität der Märkte, bei all den schmerzlichen Korrekturen die noch auf uns zukommen, haben wir hoffentlich dennoch genügend Grips und Energien um nicht nur die Grund-Fehler der Euro-Union zu beseitigen, sondern auch der Wirtschaft allgemein. Die Fehler des Geldes und ihr Einfluss auf unsere Leben: Daran müssen wir nämlich auch noch arbeiten, wenn wir erst einmal das Gröbste überlebt haben. Unsere Aufmerksamkeit wird an jeder Ecke und in jeder Sekunde geraubt. Wir sollen ja nicht all zu viel nachdenken. Und natürlich konsumieren! Arbeiten und konsumieren. Mehr verlangt keine Regierung in Europa von uns. Wir müssen uns aber wirklich mal darüber Gedanken machen, was wir in Zukunft von den Märkten und der Demokratie verlangen möchten. Doch dies ist eine andere Geschichte, ein anderer Post den ich bald schreiben werde.

Heute möchte ich eigentlich nur 2 gute Bücher vorschlagen. Das zweite ist bei Suhrkamp erschienen und ist von Colin Crouch und trägt den schönen Titel Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus. Dieses Buch sollte meiner Meinung nach Pflicht im Kindergarten werden. Der Autor beschuldigt nämlich nicht ein virtuelles neo-liberales System oder Denken, er meint wir alle seien daran schuld, wenn zum Beispiel die Finanzkrise 2008 nicht nur nicht das System zum Untergang brachte sondern dieses sogar noch gestärkt aus der ganzen Sache kam. Dieser Ansatz gefällt mir, ist Einsicht doch der erste Schritt zur Besserung und Captain Einsicht der zur Zeit meist beschäftigte Comic-Held. Nach dem ersten Schritt aber, steht noch der ganze lange Weg vor uns, den wir zu gehen haben.
 
 

den letzten Satz aushalten

 
Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, was mich Lady Marmelade gefragt hatte, als ich ihr von einem Nervenzusammenbruch erzählte, viele viele Jahre zuvor, mit etwas mehr als 20, am Esstisch, mit Freundin und Freunden, völlig unerwartet, von jetzt auf plötzlich... Sie hatte mich gefragt, ob das Ganze zu schön gewesen war um es aushalten zu können. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, denn auf diese Weise hatte ich es noch nie betrachtet. Es wäre irgendwie tief beunruhigend, wenn irgendwas in dir es dir verunmöglichen würde, Dinge ab einem gewissen Grad an Schönheit und Erhabenheit aushalten und empfinden zu können. Ich wäre irgendwie beunruhigt, wenn ich zu der Schlussfolgerung käme, nur einen maximalen Punkt an Freude empfinden zu dürfen — wo bliebe dann noch Raum für Ekstase? Ich möchte kein Leben ohne die Möglichkeit der Exstase! Inzwischen habe ich eine Antwort gefunden. Und wenn ich eine Antwort gefunden habe, ist es bestimmt nicht einer Lady Marmelade zu verdanken. Und noch viel weniger einer Frau Maier. Doch dies ist eine andere Geschichte.

Zu dieser Zeit fühlte sich nichts als "mein" an. Ich war nicht mein, meine Gefühle waren nicht mein, mein Leben war nicht wirklich mein. Damit lebte ich schon seit einiger Zeit, irgendwie. Es liess sich damit leben, mehr schlecht als recht, aber es ging. Was das Fass zum überlaufen brachte, war sehr wohl eine Art von "zu viel des Guten", doch was ich nicht aushalten konnte war nicht die Menge oder die Qualität des Guten, sondern viel mehr dass all dies viel zu gut war um es zu erleben und es aber dennoch nicht wirklich zu empfinden. Ich wurde mit all dieser Fülle vom Leben beschenkt doch es fühlte sich nicht als mein Leben an. Ich realisierte, welche Fülle mich umgab, aber weshalb fühlte es sich nicht so an? Welche Tragik birgt sich hinter der vielleicht unbewussten Erkenntnis, reich beschenkt zu werden und nichts aus diesem Geschenk machen zu können? Mein Herz wurde aus Stein. Doch damals war ich weit davon entfernt, dies alles mit der Klarheit von heute zu verstehen. Nicht die Güte war für mich nicht auszuhalten, sondern dessen Verschwendung.

Inzwischen merke ich auch, dass ich nicht nur "für den Papierkorb" erlebt hatte, dass nicht alles für immer verloren sein sollte: Heute weiss ich wie Lichtstrahlen aus diesen Tagen mich bis heute begleiten. Und jetzt wo ich endlich dieses schwarze Loch, diese Angst alles schöne in meinem Leben kaputt machen zu müssen hinter mir lassen kann, fühle ich mich befreit.

Heute weiss ich: Solange ich dafür sorge, dass es mein Leben und mein Film sind, die ich erlebe, werde ich auch die aller schönsten Szenen aushalten können. Vielleicht gibt es keine Happy-Ends im Leben, vielleicht ist jedes Happy-End nur das Ende einer Episode die immer eine Fortsetzung finden wird, eine Fortsetzung von der wir nicht wissen können wie sie uns gefallen wird. Vielleicht auch deshalb bin ich um so mehr für all das Gute und Schöne in meinem Leben bereit. Ich freue mich darauf in der Gewissheit, es wird mich nicht zerreissen. Ja, ich freue mich inzwischen auf den letzten Satz einer jeden Episode.
 
 

December 11, 2011

3. Advent in Bern

 
Ich kann mir mein Elternhaus nicht ohne NZZ, Weltwoche, Geo und andere Zeitungen und Zeitschriften vorstellen. Bei meinem Grossvater gab es u.a. die Süddeutsche Zeitung. Täglich brachte der Pöstler die Zeitung und, nach dem Mittagessen, las mein Vater darin. Am Wochenende wurde dann noch gelesen, wozu die Zeit nicht gereicht hatte. Ausserdem wurden Zeitungs-Artikel ausgeschnitten und zwischen den Haushalten ausgetauscht. Meine Eltern, am Tisch sitzend vor je einer riesigen Zeitung: dieses Bild gehört untrennbar zu meiner Kindheit. Dann waren noch die Sachbücher meines Vaters, er konnte über so viele Dinge Bescheid geben. Wann immer eine technische Frage auftauchte, über die Funktionsweise einer Maschine oder über eine Technologie, wurde er gefragt und meistens gab es auf der Stelle eine umfassende Erklärung. Wenn nicht, hätte er es spätestens am Sonntag Abend gewusst. Auch in der Schweizer Geografie schien er sich so gut auszukennen wie in der eigenen Hosentasche: Kein Pass in diesem Land den er nicht als Jugendlicher mit dem Velo bezwungen hätte, kein Gipfel oder See den er auf Wanderungen nicht hätte benennen können.

Ich selbst habe immer wieder in der NZZ gelesen. Es war spannend und erleuchtend, Hintergründe und Zusammenhänge über aktuellen Themen zu erfahren. Heute noch glaube ich an die Wichtigkeit einer gut recherchierten und unabhängigen journalistischen Tätigkeit und bin der Meinung, dass ohne fundierte Informationen keine fundierte Debatte führen lässt — Debatte, die in der Demokratie eines der grundlegenden Elementen für Gerechtigkeit und Anpassungs-Fähigkeit ist.

Doch irgendwie ist all die aus einer NZZ gewonnenen Information oftmals ohne Pointe geblieben, ohne gefühlsmässige Erinnerung. Natürlich bringt die ernsthafte Erkundung der Komplexität unserer heutigen Welt zwangsläufig dazu, dass man immer zu mehr Fragen als Antworten gelangen wird, aber dennoch fehlte mir immer die im alltäglichen Leben umsetzbare Schlussfolgerung. Denn meiner Meinung nach bringt die Erforschung unserer Welt nicht viel, wenn wir daraus nicht zumindest einige Einsichten gewinnen können darüber, wie wir sie besser gestalten könnten. Darin besteht aber auch eine extrem grosse Schwierigkeit und Gefahr, eine Position einzunehmen die nicht allen gerecht wird. Guter Journalismus fällt wahrscheinlich nicht in diese Falle und beschränkt sich darauf, Fakten zu bringen und zu analysieren. Schlussfolgerungen sind schnell gezogen, die Richtigen genau so wie die Falschen. Um zu diese zu gelangen gibt es andere Formate, wie zum Beispiel Zeitpunkt.

Es gab da eine Werbe-Kampagne des Tages Anzeigers, in den 90 Jahren: Das bildfüllende Portrait eines alten, aus einem anderen Kontinent stammenden und zur dort eingeborenen Ethnie gehörenden Mannes, die Jahre tief in den Falten seines Gesichts graviert, einen sichereren und würdigen Blick in die Ferne, ein grosses Loch im Ohrläppchen und als Schmuckstück darin eine leere Alu-Dose mit der noch perfekt lesbaren Etikette "Pineapple Slices" und unter dem Bild gross geschrieben die Frage
MEHR KULTUR?

Für mich ist das bis heute die vielleicht beste Analyse und Synthese, die Verdichtung aller Aspekte der sich damals globalisierenden Welt in ein einziges Bild. Kultur ist Information, Kultur ist Kunst, Kultur ist Zivilisation. Kultur ist NZZ, Kultur ist Opernhaus, Kultur ist WTO (hat übrigens noch jemand etwas von der WTO gehört? Nicht wirklich, oder? Zu demokratisch, dieser Ansatz, für die neue Art zu wirtschaften? Dies ist aber eine andere Geschichte und ein anderer Post). Und Kultur ist die Zusammenhänge zwischen diesen Dingen zu erkennen! Kultur ist vielleicht eine subventionierte Bühne für eine Elite, ganz sicher aber die Gesänge dieses Mannes und seiner Mitmenschen, abends um das Feuer, bei Heiraten und Trauern, bei Geburten und Krankheit. Und Kultur ist diese Dose Ananas, die aus unserer Welt als Konsumgut ihr Weg in sein Ohr als Schmuck fand.

Zu beginn dieser Blogs habe ich mir Mühe gegeben, das Einschleichen von Fehlern zu vermeiden. Ich wollte ja keine falschen Angaben über Menschen machen und möglichst keine falschen Zahlen verbreiten. Ich denke, dass mit dem Menschen ist mir einigermassen gelungen, bei den Zahlen sind mir in letzter Zeit einige Fehler unter gelaufen. Doch ich erhebe nicht den Anspruch, gut recherchierte journalistische Arbeit zu leisten: Dazu habe ich zur Zeit weder die Kraft noch die Motivation. Ich kann mir die Freiheit nehmen Evolution und Soziologie, Ethnologie und Biologie durcheinander zu bringen. Journalismus darf das nicht. Aber im Gegensatz zu damals, im Elternhaus, bin ich der Meinung gibt es heute genügend Menschen die sehr gut recherchieren und es sich dennoch leisten können, die Dinge per Namen zu nennen. Heute haben wir z.B. Greenpeace, deren Arbeitsweise damals undenkbar war. Heute haben wir viele NGOs, die sich grosse Mühe geben und extrem gute Arbeit darin leisten, die von den Big Players gern verschwiegene Tatsachen zu nennen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ausserdem haben wir neue Technologien wie Internet und Smart Phones, die es jeder Art von Macht immer schwieriger machen, Fakten unter den Teppich zu kehren.

Dies ist auch eines der wenigen Gründe zur Hoffnung, die ich zur Zeit habe. Wenn es sich heute die Delegierten einer Klima-Konferenz nicht mehr trauen, ganz ohne Ergebnis zurück nach Hause zu fliegen, dann werden sie sich morgen nicht mehr trauen, Ergebnisse als pure Augenwischerei vorzulegen. Ein nicht wieder umkehrbarer Prozess ist ins Rollen gekommen und wird Machtstrukturen auf der ganzen Welt dazu zwingen, ihr Verhältnis zur Allgemeinheit zu überdenken. Dies heisst aber nicht, dass es nicht neue, sich angepasste Machtstrukturen entwickeln werden. Wer weiss, was ein Putin machen wird, angesichts der sich bildenden Opposition im Lande. Vielleicht wird er noch viel repressiver und blutiger gegen sein Volk vorgehen... Tröstlich ist dann die Gewissheit, dass sich auch in diesem Falle eine immer grössere Anzahl Menschen in Europa dafür einsetzen wird, kein Geschäfte mehr mit Putin zu machen — trotz Gas-Pipeline. Machthaber auf der ganzen Welt werden immer mehr gezwungen sein, Farbe zu bekennen: Dies ist ein Anfang.

Zu realisieren, dass immer mehr Menschen über die wichtigen Informationen verfügt und daraus auch die richtigen Schlüsse zieht, ist mehr als tröstlich: Es macht Hoffnung. Über gut recherchierten Daten und die daraus resultierenden Schlüsse verfügt eine Organisation, die in den letzten Jahren immer wieder sehr gute Themen aufgebracht hat und auch sehr interessante Initiativen lanciert und unterstützt hat: EvB.

Die Erklärung von Bern verdient meiner Meinung nach einen möglichst grossen Bekanntheitsgrad und eine breite Unterstützung. Sie gehört zu den Organisationen heute, die uns eine gute Analyse und Synthese der inzwischen in Unzahl vorhandenen Informationen ermöglichen. Organisationen, die uns nicht zum Gehorsam auffordern, zur tauben Gefolgschaft, sondern viel mehr zum mitdenken und mitgestalten. Organisationen die es auf sich nehmen, unglückliche Umstände anzusprechen und diese zu ändern zu versuchen. Die sich Gedanken darüber machen, in welcher Art von Welt wir in Zukunft leben möchten und, dem entsprechend, zu handeln bereit sind.

Denn dies ist vielleicht die grosse Herausforderung des neuen Millenniums: All die im Überfluss vorhandenen Informationen zu ordnen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen um eine Welt zu gestalten, in der es sich zu leben lohnt. Diese unsere und Gottes Welt so zu bewohnen, dass sowohl wir all als auch Gott daran Freude haben können. Die Informationen dazu haben wir. Zu den notwendigen Schlüssen gelingen wir langsam aber sicher. Nun sollten wir uns auf den Weg machen, die aus den Schlüssen entstehenden Schritte zu gehen. Dieser Weg wurde noch nicht begangen in Vergangenheit, oder nur von ganz wenigen. Das heisst aber nicht, dass wir ihn nicht als Menschheit gehen könnten. Und, wer weiss, vielleicht wird dieser Pfad je länger je schöner, vielleicht finden wir so unsere wahre Kultur, wenn wir uns einmal auf den Weg gemacht haben.
 
 

December 10, 2011

Anspruch (auch auf Mehrheit?)

 
Die SVP macht es den anderen Parteien wirklich nicht leicht, ihr einen 2. Sitz im Bundesrat zuzusprechen. Selbst jetzt, wo sie ihn offensichtlich bekommen hätte. Leider möchte sie nun ihren Anspruch auf einen 2. Sitz zu einem ganz anderen Anspruch ausbauen: Sie möchte entscheiden können, wie die Mehrheit im Bundesrat auszusehen hat.

Vor 1 Jahr war die SVP (im Gegensatz zu heute) noch bereit, den FDP-Sitz frontal anzugreifen. Man kann also davon ausgehen, dass sie mit Schneider-Ammann völlig zufrieden ist. Oder so.

Anders gesagt: Heute schient die SVP ihren so fest geforderten 2. Sitz faktisch nicht zu wollen. Ausgerechnet jetzt wo man ihn ihr gegeben hätte, wächst die Wahrscheinlichkeit, dass sie darauf weitere 4 Jahre warten wird.
 
 

December 08, 2011

halb gedachte Ideen

 
All diese Themen, all diese halb gedachte Ideen die mich begleiten, wie viele Freunde zu denen man einmal den Kontakt verloren hat und die wie mögliche Geschichten in möglichen Zeiten unser Leben begleiten: Die Fülle der Erinnerungen und die noch grössere Fülle der Wahrscheinlichkeiten. Diese Fetzen von Gedanken liegen Brach, irgendwo notiert und im Kopf untereinander verbunden, auf der Schwelle zu uns in der Welt meiner Träume. Kraft und Lust reichen nicht aus, um das Wunder einer immer neuen Geburt zu gestatten. Wie Lachse, oben angekommen, warten sie auf die Fortsetzung ihrer Geschichte — dass sie aber nicht die Fortsetzung ihrer Geschichte sind, wird ihnen erst langsam bewusst. So gerne würde ich meine halb gedachten Ideen in unsere Welt bringen, doch... ich bin auch nur ein Mensch.
 
 

December 06, 2011

der Punkt über die Zeit

 
Lesetipp.


Zeitpunkt
Die Zeitschrift für intelligente Optimisten
und konstruktive Skeptiker.



Wenn Sie Geld für gedruckte Medien ausgeben (und die Schweizer tun dies weiterhin sehr eifrig), dann sollten Sie vielleicht versuchen Geld für etwas wirklich interessantes und sinnvolles auszugeben.

Zeitpunkt ist eines dieser Medien, die unsere Welt braucht. Doch mit so wenig Klatsch und Tratsch, ohne Kolumnen der verschiedenen gesellschaftlichen Wahne (Schönheit, Reichtum, Erfolg, usw.) lässt sich doch offensichtlich eine Zeitschrift schlechter verkaufen als andere. Und so kämpft Zeitpunkt immer wieder ums Überleben.

Und da drängt sich die Frage auf: Soll South Park wirklich die einzige Art und Weise werden, in der gewisse Wahrheiten ausgesprochen und verbreiten werden können? Ich liebe South Park, aber ohne Medien wie Zeitpunkt wäre es nur eine blödsinnige Serie. Siehe auch den hier verlinkten Post "Der Park im Süden".


Unter www.zeitpunkt.ch gibt es weitere Infos und ein Formular für die Bestellung eines Schnupperabos.





Mit Zeitpunkt kann man zu Informationen kommen, die in Zeitschriften und Zeitungen noch eher selten zu lesen sind. So leistete sie zum Beispiel einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über die Geldschöpfung und das gesamte Geldsystem.


Henry Ford, einer der ganz Grossen in Sachen Fortschritt, sagte mal
Wenn die Menschen die Geldschöpfung verstehen würde, gäbe es am nächsten Tag eine Revolution.
Nun verstehen die Menschen langsam aber sicher die Geldschöpfung und eine Revolution muss her: Sie darf aber nicht wie so oft mit Gewalt durchgesetzt werden. Lasst uns doch zusammen die Art wie Geld generiert ung benützt wird revolutionieren! Henry Ford träumte vom Auto für jedermann und setzte dazu die ersten Fliessbänder ein. Der grundlegende Widerspruch dieser 2 Dinge ist wirklich schon frappant. So ähnlich verhält es sich mit dem Geld, wie wir es heute kennen: Es birgt das Versprechen in sich man könne weit kommen, in Wahrheit steht man dann sein Leben lang am Fliessband.


Wir stehen heute in der Zwickmühle: Auf der einen Seite unser Wohlstand, die Sicherung der Arbeitsplätze und der Sozialwerke — was dies angeht kann man das Vorgehen der Nationalbank eigentlich nur begrüssen — auf der anderen Seite ein weltweites System der Geld-Schöpfung und -Verbreitung, das eigentlich völlig undemokratisch ist und das mehr mit einem guten Zaubertrick zu tun hat als mit Real-Wirtschaft — in diesem Kontext ist die Schweizer Nationalbank ein sehr wichtiger Mitspieler eines Spiels, dessen wir uns erst langsam überhaupt bewusst werden. Dieses Spiel hat sich derart zugespitzt, dass wir es auf der ganzen Welt mit Existenz-Ängste zu kämpfen haben — berechtigte Ängste. Während wir versuchen, eine Katastrophe zu vermeiden, sollten wir aber nicht vergessen, unsere Aufmerksamkeit auch noch auf die grundstätzlichen Problemen zu richten. Es stehen so viele Herausforderungen vor uns — spannende und genügend grosse Herausforderungen — da wäre es schade wenn wir gerade einmal unsere reale Existenz in einer virtuellen Welt des Gelds sichern können.

Die Art von Virtualität die uns wirklich bedroht, ist nicht die der PC's oder der Games, sondern der Finanz. Diese könnte uns wirklich um die auf unserem Kontinent so schwer errungene Demokratie bringen!
 
 

December 04, 2011

Man stelle sich vor

 
Man stelle sich vor:

a) Es ist Zwei vor Zwölf
b) Jeder fragt sich, weshalb es immer erst Fünf vor Zwölf werden muss bevor der Mensch beginnt etwas zu unternehmen
c) Alle fragen: Wann genau wird es Fünf vor Zwölf sein?


Man stelle sich vor: Es ist Klima-Konferenz und keiner geht hin...
Respektive: Hingehen tun viele, leider aber niemand der den Mut hätte, auch nur einen vermeintlichen Dollar weniger zu verdienen. 20'000 Delegierte sollen nach Durban geflogen sein. 20'000! Plus noch viele Demonstranten, auch aus der ganzen Welt zusammengekommen. Nicht einmal mehr der Klima-Fond scheint in Krisen-Zeiten etwas machbares zu sein. 180 Millionen Dollar sind ein Luxus, den sich die reichen Länder offensichtlich nicht mehr leisten können. 180 Mio! Das tönt nach einem schlechten Scherz, oder? Wie viel wäre das pro Kopf von den 20'000 Delegierten? Wie viele 1st Class Intercontinental Tickets wurden für diesen Anlass gekauft? Wie viele Business Class? Ohne diese Tickets würde man, sagen wir, auf eine tiefe einstellige Tausenderzahl. Dann sind da noch die Hotels, die Verpflegung. In wirklich schwierigen Zeiten benützen Firmen Video-Conferencing, anstatt ihre Leute auf Reise zu schicken. Sind die Zeiten für das Klima noch nicht schwierig genug? Ich meine: Um nichts zu entscheiden, um keine Fortschritte zu erreichen, kann man zu Hause bleiben, oder? Und der Klima-Fond wäre für ein weiteres Jahr bezahlt...


Heute fragte sich Sir Norman Foster in den Sternstunden wie es um alles in der Welt möglich sei, dass Masdar das weltweit einzige Projekt seiner Art sei. Er meinte, eigentlich müsste es inzwischen 20 solcher Projekte geben und eigentlich müsste man sich heute fragen "Weshalb sind es nur 20?" Noch viel tragischer ist daher die Tatsache, dass inzwischen wegen der verschiedenen Krisen selbst in Masdar jegliches Ziel in den Sternen steht...

Die Krise scheint definitiv jegliche vernünftige Diskussion zu verunmöglichen, von Fakten ganz zu schweigen. Chinesische Experten sagen heute noch, das wirtschaftliche Wachstum der Schwellenländer dürfe auf keinen Fall gebremst werden für irgendwelche Emissions-Ziele! Die Industrieländer sollen bitteschön ihre historische Schuld begleichen und die nötigen Resultate bei sich erzielen. China ist aber auch der grösste Produzent an Solar-Technologie — leider verdient man damit einzig Geld, denn 90% der Produktion wird exportiert. Die USA haben schon beim Kyoto Protokoll nicht mitgemacht, die von Jimmy Carter auf das Weisse Haus montierte Fotovoltaik-Anlage wurde schon von Ronald Reagan auf nicht mehr wiedersehen abmontiert. Ronald Reagan hatte sich ja damals für die Wirtschaft und gegen die Umwelt entschieden und ein Grossteil der Menschen hatte ihm damals auch die grosse Lüge abgenommen, diese zwei Dinge seien nicht zu vereinbaren. Menschen mit der selben engstirnigen Auffassung regieren seit dem offensichtlich die Welt... Sie regieren immer noch die Welt.

Siehe Masdar auf Wikipedia Deutsch und Englisch.

Siehe auch den Post "Who runs the world?" — ideal, während man sich über Masdar informiert.

Man stelle sich vor: Es ist Zwölf Uhr und jeder fragt sich, weshalb eigentlich niemand mehr auf die Idee gekommen ist auf die Uhr zu schauen, seit es 11:30 Uhr war.
 
 

2. Advent bei den Fraktionen

 
Die Grün-Liberalen haben es von Anfang an gesagt. Als einzige konnten sie es sich leisten, es von Anfang an zu sagen — denn sie müssen am Karussell der Bundesrats-Wahlen keinen eigenen Kandidat verteidigen oder zum Erfolg bringen:
  • 2 Bundesräte für die SVP
  • Wiederwahl von Widmer-Schlumpf
  • Abwahl von Schneider-Ammann

Ich denke, etwas vom Schlimmsten was man nun tun könnte, wäre einen Bundesrat zusammenzustellen, der wieder den Atom-Ausstieg umstossen würde. Oder der damit einverstanden wäre, 22 Jagd-Flieger am Volkswillen vorbei zu finanzieren. Oder der die Personen-Freizügigkeit torpediert, anstatt sie nun sinnvoll mit flankierenden Massnahmen die greifen zu stabilisieren. Dass die SVP 2 Sitze haben sollte ist wohl klar, völlig unabhängig davon, wer was wann wem früher getan haben soll: Die Regierbarkeit des Landes wäre auf eine schwere Probe gestellt. Eine zu schwere Probe für die schwierige Zeiten die auf uns zukommen werden. Ausserdem bringt die SVP nun endlich die immer verlangten mehrheits-fähigen Kandidaten. Weiterhin könnte ich mir aber vorstellen, dass das Volk wirklich sehr grosse Mühe damit haben könnte, wenn nun der Atom-Ausstieg nicht seriös, konsequent und ohne Verzögerung vorangetrieben würde, wenn man jetzt nicht wenigsten den Versuch unternehmen würde diese Vision auf ihre Realisierbarkeit zu prüfen, wenn man schon aufgeben würde, bevor überhaupt richtig damit angefangen wurde und man gar noch nicht weiss, was es genau bedeuten würde.

Wenn Herr und Frau Schweizer schon in den letzten Jahren starke Zeichen an Politik-Verdrossenheit zeigten, an mangelndem Vertrauen, dann wäre nun jedes politische Manöver der zu Instabilität führen würde der vermeintliche "letzte Tropfen" für viele. Viele Menschen sind es müde zu sehen, wie Kommissionen fest in der Hand von Interessen-Gruppen stehen, wie zum Beispiel die ständerätische Gesundheits-Kommission seit langer Zeit fest in der Hand der Krankenkassen ist: Durch eine Mehrheit von 4 auf 7 Sitze wurde dort immer deren Wille "demokratisch" durchgesetzt. Wenn nun, im Namen irgendwelcher abstrakten Formeln oder vermeintlicher Traditionen auch ein Bundesrat mit einer Mehrheit von 4 zu 7 für die nächste Legislatur aufgestellt würde der der Mehrheit im Volk nicht entspricht, dann wäre die Schweiz zu einem neuen traurigen Tiefpunkt in ihrer Politik gekommen, eine Situation die man so eigentlich nur aus dem Ausland kannte.

Wir kämpfen heute auf der ganzen Welt mit vielen Problemen die damit zu tun haben, dass man zur heutigen Zeit immer noch Ideen 1:1 umsetzen möchte die entstanden sind, als die menschliche Gesamt-Bevölkerung einen kleinen Bruchteil der heutigen Population ausmachte. Viele Konflikte und Ideen die zu Konflikten bringen stammen aus Zeiten, als die Menschen auf dieser unseren und Gottes Welt eine halbe, eine, zwei oder höchstens drei Milliarden waren. Als man einander ausweichen, nach jedem Konflikt aus dem Weg gehen konnte. Heute ist das immer weniger möglich. Die heutige Anzahl Menschen wäre vor 200 Jahren gar nicht denkbar gewesen. Und doch kommen viele der wichtigsten Philosophien, der theoretischen Lebensentwürfe sowie der Weltanschauungen aus noch viel früheren Zeiten.

Wie oft wurden die Wörter „Zauberformel“ und „Konkordanz“ in den letzten Monaten ausgesprochen oder geschrieben? Der Zauber hat gut funktioniert, zu einer Zeit zu der die Anzahl der Parteien im Parlament ziemlich konstant gewesen ist. Zu versuchen, heute im Namen eines vermeintlichen „Zaubers“ das Land mit einer Regierung zu bescheren, die in eine andere Richtung geht als gewünscht, wäre eine wahrlich schlechte Idee.

Und ganz ehrlich: Als Bundesrätin Doris Leuthard den Atom-Ausstieg vorstellte, ist nicht wirklich eine riesige Welle der Empörung durchs Land gegangen, oder? Was für Folgen hätte wohl die Verkündung irgendwann nächstes Jahr, man wolle diesen Entscheid nun wieder rückgängig machen?

Wer also am 14. Dezember irgend welche Rechnungen begleichen möchte, sollte sich zuerst überlegen was für Folgen es haben könnte, die Wahlen in einem Chaos enden zu lassen, denn als politisches Chaos würde man wahrscheinlich so ziemlich jeden anderen Ausgang wahrnehmen. Und die Schweizer sind eigentlich nicht dafür bekannt, Chaos zu mögen. Nicht wirklich...
 
 

November 27, 2011

1. Advent bei der SVP

 
BREAKING NEWS
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Es ist einige Monate her seit wir uns bewusst wurden, dass wir bessere Informationen über die SVP benötigen — direkt von der Quelle, sozusagen. Auslöser war die Tatsache, dass Blocher behauptete praktisch immer mehr Transparenz zu befürworten und entsprechend die Offenlegung aller Mandate und Einkünfte der einzelnen Politiker in Bern zu unterstützen. Gleichzeitig aber scheint es für ihn kein Problem der Logik zu existieren, wenn er im nächsten Satz dann vehement die Offenlegung der Partei-Finanzierungen ablehnt. Diese durchaus skurrile Haltung wurde dann von der Partei übernommen, als Begründung soll der verschiedene juristische Status eines Politiker und einer Partei für die These ausreichen. Damals kamen wir zum Entschluss, einen Maulwurf einschleusen zu wollen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Zum ersten Mal können wir heute (mit etwas Stolz) eine exklusive Nachricht bringen, die sonst noch von keinem Media veröffentlicht wurde und eigentlich unter strengem Geheimnis nur innerhalb der SVP hätte kursieren sollen.

Hier also die interne SVP-Mitteilung wie wir sich abfangen konnten.

Nach dem Gross-Projekt STURM AUFS STÖCKLI, folgt nun der nächste strategische Schachzug und alle Partei-Mitglieder sind ausdrücklich aufgefordert, möglichst all ihre Kräfte für die Sache zu Verfügung zu stellen und sie für das Erreichen des nächsten Ziels einzusetzen. Als jüngstes Negativ-Beispiel müssen wir leider Peter Spuhler nennen, der sich nicht nur dem Ruf von Roger Köppel zu widersetzen traute, nein, sogar dem von Köppel übermittelten Ruf der Nation stellte er sich stumm! Es handle sich hier um einen weiteren Fall von nicht tolerierbarer Insubordination. Diesmal würde es nicht um eine absolut nichts sagenden und nichts taugenden Dame vom Lande gehen — Frau Widmer-Schlumpf — hier würde es sich schliesslich um eine der wichtigen Speerspitzen der Partei handeln! Ein Mann der einzig und alleine der Partei seinen politisch Erfolg zu verdanken hat. Dieser schlimme Akt des Ungehorsams dürfe unter gar keinen Umständen zum Präzedenz-Fall werden.

Um dies jedem Partei-Mitglied ganz klar machen zu können und um die Eroberung des 2. Bundesrat-Sitzes durch das Klonen von Ueli Maurer zu organisieren, läutet die Partei die nächste Phase des grossen Plans ein und erklärt den STURM AUF DAS FONDUE-STÜBLI für eröffnet.

Wir treffen uns um auch in Zukunft auf der grossen Welle unseres Erfolgs reiten zu können. Unsere Welle aus Milch, Butter und viel viel Fondue.

PS: Man wird keine unangemeldete Abwesenheit tolerieren können. Eine solche wird folgerichtig Konsequenzen haben.




Wir finden die Handhabung unangemeldeter Abwesenheit nur Konsequent für die SVP: Schliesslich ist Toleranz nicht eine der am stärksten ausgeprägten Werte, welche die wählerstärkste Partei der Schweiz definieren.

Jedenfalls hoffen wir, sie über den nächsten von Köppel gehörten Ruf der Nation informieren zu können. Wir werden selbstverständlich auch unsere Ohren zu spitzen versuchen um im Falle einer Wiederholung des Phänomens einen möglichst ungefilterten Ruf der Nation wiedergeben zu können. Hören und gehört werden ist eine unserer Stärken, wie der Leser inzwischen bestimmt weiss. Von einem Ruf der Nation haben wir in den letzten Wochen leider gar nichts bemerkt, wir haben absolut nichts gehört. Doch wir werden uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft die Nation mindestens so gut wie Herrn Köppel hören und verstehen zu können.
 
 
 
 

Hier sind weitere Beiträge der Serie "Breaking News" zu finden
 
 

November 26, 2011

ALEA JACTA EST

 
Ich wurde irgendwann von irgendwas eingeholt und deswegen haben mich so unglaublich viele Dinge — ja, das Leben selbst — überholt. Ich wurde von dem, was mein Leben ohne Einmischung von aussen gewesen wäre, überholt, überrollt, links liegen gelassen, vergessen, gekaut und ausgespuckt. Wenn es überhaupt einen Weg zurück in ein Leben, dass sich zu leben lohnt, geben wird, dann ist dies einzig dem Guten im Menschen zu verdanken. Dem Guten in einigen wenigen Menschen, die "against all odds" zu mir gehalten haben, die sich von meinem Schicksal haben berühren lassen, die an das Gute in mir — so klein es auch sein mag — geglaubt haben.

Ganz objektiv, ohne Sentimentalität oder Sympathie, ohne überhaupt irgendwem Recht oder Unrecht zusprechen zu wollen, selbst ganz ohne Gefühle der Solidarität, ist eine Tatsache ganz einfach zu beachten und zu würdigen, für was sie ist. Diese Tatsache alleine, diese Entschlossenheit und Konsequenz einer Jungen Dame die, seit nun mehreren Monaten verloren auf der Welt und in den eigenen Gefühlen, wieder zu leben beginnt. Sie beginnt wieder zu leben dank des Erblühens eines Gefühl in ihr, so plötzlich wie unerwartet: Liebe. Es ist Liebe die sie wieder zurück ins Leben führen wird, die ihr wieder Lust zu leben geben wird. Ein Leben, das zuerst so viel komplizierter und schmerzhafter sein wird, als sie es sich je hätte träumen lassen. Und dennoch wird sie durch die Liebe nun eine Kraft in sich entdecken können, die sie noch vor wenigen Monaten für absolut utopisch gehalten hätte. Sie kann in sich eine Stärke entdecken, von der sie nur im tiefsten ihres Herzen eine Ahnung hatte, ein unscharfes Gefühl dass sie eher für einen schönen Traum hielt und nicht als Teil ihrer Person erkennen konnte, zu erkennen sich traute. Diese Junge Dame hat die Kraft gehabt, nach einigen wenigen Tagen die sie mit mir verbringen konnte, an sich und an mich zu glauben. Obwohl man ihr niemals erlaubt hat offen ihre Gefühle zu zeigen und mit mir darüber zu reden, über ihre Ängste, ihre Zweifel, ihre Träume, ihre Wünsche, nie durften wir uns frei austauschen. Doch sie fand nicht nur den Weg um mir ihre Person mitzuteilen, ihr Wesen, ihr tieferes Ich: Sie fand sogar den Weg um meine Person kennen zu lernen, genug um mir vertrauen zu können und zu wollen.

Ich finde, diese Offenbarung der Liebe hat wirklich etwas wunderbares, etwas magisches. Und nicht nur weil ich das Glück haben durfte, es in erster Person mit zu erleben, sondern weil die Macht der Liebe ganz einfach stärker gewesen ist als der Wille vieler vieler Menschen, die sich grosse Mühe machten um diese Liebe zu ersticken, sie in dreckigem Wasser zu ertränken.

Ich weiss heute, ich verdanke der Macht dieser Liebe wahrscheinlich mein Leben. Oder zumindest mein Seelenheil und einen nicht unwiderruflich unklaren Geist. Ich verdanke dieser Liebe nicht die Hoffnung im Menschen verloren zu haben, nicht die Lust zu leben verloren zu haben, nicht den Glauben an das Gute in jedem von uns, auf dieser unseren und Gottes Erde.

Doch, über das Wunder hinaus, was diese Liebe in mir bewirken konnte, finde ich es auch schon ein Wunder für sich was mit der Jungen Dame geschah und was in ihr ausgelöst und an die Oberfläche gebracht wurde. Eine junge Frau, zu beginn ihres erwachsenen Lebens, ohne Kraft und ohne Wille, tief zerstritten mit sich selbst, fast schon ohne Hoffnung, kann in weniger als 3 Wochen zu all diese Seiten ihrer Persönlichkeit Zugang finden. Sie kann sich an ihren Gefühlen erfreuen und daraus Kraft schöpfen. Sie kann sich für ihre Gefühle entscheiden, für die Stimme ihres Herzens, und alle Konsequenzen auf sich nehmen, die diese Wahl mit sich bringen wird. Über Jahre. Durch viel Schmerz. Nicht einmal die Gewissheit darf sie haben, wirklich je ihr Traum in Erfüllung gehen zu sehen. Sie weiss nicht mit Sicherheit, dass auch ich eine Wahl getroffen habe und bereit bin, alle Konsequenzen auf mich zu nehmen. Sie kann diese Gewissheit nicht haben, ausser in ihrem Herzen. Und das ist auch schon das Wunder.

"Against all odds", ja... So ziemlich alles sprach gegen uns, nach der Harten Klinik und noch viel mehr vor dem schönen Schloss. Doch wir waren schon viel weiter als jeder Depp der sich verpflichtet fühlte, sich zwischen uns zu stellen. Doch die Würfel waren spätestens am 14. Februar 2008 gefallen. Jeder Versuch, uns nach diesem Datum auseinander zu bringen, ist eigentlich ein Versuch das Leben aufzuhalten gewesen. Also zum Scheitern verurteilt. Dass an diesem Tag die letzten Würfel fielen wurde aber niemals so angesprochen, zwischen der Jungen Dame und mir. Im Gegenteil: Sie musste sich ja in glaubhafter Weise von mir distanzieren, ohne jegliche vernünftige Hoffnung in mir zu lassen. Die Vernunft sollte mir ganz klar sagen, dass aus den in so kurzer Zeit erweckten Gefühlen niemals etwas werden konnte. Auch ihr sollte die Vernunft und mein Verhalten sagen, dass mich zu lieben eine gänzlich schlechte Idee war, dass ihr Leben um ein Vielfaches komplizierter und trostloser werden musste. Einzig in unseren Herzen konnten wir also Stärke und Klarheit finden. Einzig in unseren Herzen war die Gewissheit, der Sprache des Herzen zu folgen, in dem wir an eine niemals ausgelebte Liebe glauben würden. Die Liebe zu einem Menschen den man seit 3 Wochen kannte. Den man einzig in einer Klapse erlebt hatte und der für derart viele Probleme zu stehen schien, dass auch nur ein Funken Vernunft gereicht hätte, um jeden anderen Menschen in die Flucht zu treiben.

Doch wir sind derart "unvernünftig" gewesen, dass die Liebe siegen konnte. Und dass, am Ende des Tages, all diejenigen die diese Liebe verhindern wollten die Unvernünftigen sein werden. Denn sie wollten, aus welchen Gründen auch immer, die Augen nicht öffnen, selbst vor der offensichtlichen Tatsache einer plötzlichen Besserung aller symptomatischen Bildern sowohl bei der Jungen Dame wie auch bei mir.

"Liebe ist der Triumph der Phantasie über die Vernunft" sagt ein schöner Spruch einer Werbung wofür? Genau: Schokolade. Tja, wo die Werber Recht haben, haben sie Recht. Liebe ist also das Scheitern der Vernunft? Schon möglich... Sie ist aber ganz bestimmt auch das Vernünftigste, worauf ein jeder Mensch auf dieser unseren und Gottes Erde seine Aufmerksamkeit lenken kann. In einer Welt, in der Liebe immer mehr zum Alltäglichen zu gehören scheint, in der uns Liebe im Fernsehen vorgespielt wird, sollten wir uns bewusst machen wie Liebe eine wertvolle und seltene Ware ist, die weder gekauft noch erschaffen werden kann. Wir sollten uns bewusst machen, wie viele Menschen gar nie Liebe erleben werden, weil sie nicht einmal Zeit oder Kraft dazu haben. Wir sollten uns bewusst machen, dass Liebe und Sex doch nicht das Selbe sind, auch wenn man es über viele Jahre praktiziert. Wir sollten uns bewusst machen, dass wir durch Liebe die Welt um uns herum verändern können.

Lässt sich ein Mensch einmal von der Liebe leiten und tut er sich dann entsprechend verhalten, auch im ganz alltäglichen Leben, wird er viel weniger Kummer und Sorge erleben. Er wird merken wie sich die Liebe, durch sein Handeln und Fühlen, auch auf andere übertragen wird. Er wird mehr Freude am Erfreulichen haben und Trost am Tröstlichen. Er wird merken, dass der Tag an dem er bewusst begann der Liebe zu folgen, der Tag war an dem die Würfel fielen.



Sind die Würfel einmal gefallen, kommt die Lust zu leben...

Lust For Life   ==  Iggy Pop
Original soundtrack of TRAINSPOTTING


Here comes Johnny Yen again
With the liquor and drugs
And a flesh machine
He's gonna do another strip tease

Hey man, where'd you get that lotion?
I've been hurting since I bought the gimmick
About something called love
Yeah, something called love
Well, that's like hypnotising chickens

Well, I'm just a modern guy
Of course, I've had it in the ear before
'Cause of a lust for life
'Cause of a lust for life

I'm worth a million in prizes
With my torture film
Drive a G.T.O.
Wear a uniform
All on government loan

I'm worth a million in prizes
Yeah, I'm through with sleeping on the sidewalk
No more beating my brains
No more beating my brains
With the liquor and drugs
With the liquor and drugs

Well, I'm just a modern guy
Of course, I've had it in my ear before
'Cause, of a lust for life (lust for life)
'Cause of a lust for life (lust for life, oooo)
I've got a lust for life (oooh)
Got a lust for life (oooh)
Oh, a lust for life (oooh)
Oh, a lust for life (oooh)
A lust for life (oooh)
I got a lust for life (oooh)
Got a lust for life

Well, I'm just a modern guy
Of course, I've had it in my ear before
'Cause I've a lust for life
'Cause I've a lust for life.

Well, here comes Johnny Yen again
With the liquor and drugs
And a flesh machine
I know he's gonna do another strip tease

Hey man, where'd ya get that lotion?
Your skin starts itching once you buy the gimmick
About something called love
Oh Love, love, love
Well, that's like hypnotising chickens.

Well, I'm just a modern guy
Of course, I've had it in the ear before
And I've a lust for life (lust for life)
'Cause I've a lust for life (lust for life)
Got a lust for life
Yeah, a lust for life
I got a lust for life
Oh, a lust for life
Got a lust for life
Yeah a lust for life
I got a lust for life
Lust for life [repeat and fade]




Doktor Y, you hypnotised chicken: Es wäre doch schon irgendwie komisch und auch schon tragisch, wenn sich durch unsere Geschichte rausstellen sollte, dass man besser Liebe erkennen kann, wenn man Borderliner, den Drogen verfallen, einer der Überlebenden eines Guy Ritchie Films ist oder sonst irgendwie nicht ganz dicht im Oberstübchen, als wenn man Psychiater ist, oder?

Nicht wahr? Das kann es doch nicht sein! Das ist nicht, was wir unseren Kindern beibringen wollen, oder? Wir wollen doch nicht zum Schluss kommen, dass ein Psychiater, deren Aufgabe es ist Menschen psychisch zu heilen, gar kein Sinn für Liebe hat und diese nicht erkennen kann wenn er sie unter die Nase gerieben bekommt, oder? Wir wollen nicht zum Schluss kommen, dass eine psychische Störung, eine Abhängigkeit oder sonst ein Knick in der Fichte es einem leichter machen könnten, Liebe zu erkennen und zu schätzen, oder? Denn dies wäre wirklich sehr sehr tragisch, Doktor Hypnotised Chicken. Also müssen wir doch fast zwangsläufig zum Schluss kommen, dass du und deine hypnotisierten Kollegen völlig durchgeknallt seid, nicht wahr? Ansonsten würde dieser ganze Post ja wirklich wenig Hoffnung für die Menschen um uns herum bedeuten. Und gerade um vielleicht etwas Hoffnung zu schenken habe ich diesen Post geschrieben. Hoffnung in den Menschen: Nimmt sie bitte nicht all zu vielen Menschen! Bitte...!


Über Trainspotting von Danny Boyle und über Filme von Guy Ritchie werde ich ein ander Mal etwas mehr schreiben, mein Doktorchen Chicky Chicky.


   

V-Männer und sonstiges Treiben

 
Während den letzten Wochen bin ich immer wieder auf eine Frage gestossen, zu der offensichtlich wenige Menschen eine klare Antwort akzeptieren: Besonders in den USA, aber auch in der Schweiz und in ganz Europa.

Die Frage
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Wenn die Polizei oder andere ermittelnde Staats-Behörden eine Person verdächtigen ein Verbrechen begangen zu haben, werden sie von diesem Verdacht dazu ermächtigt, den mutmasslichen Täter zu einem weiteren Verbrechen zu drängen um dadurch die nötigen Beweise erbringen zu können?

Verdächtigt die Bundes-Kriminal-Polizei oder die Polizei eines Kantons einen Mitbürger, ein Verbrechen begangen zu haben, darf sie dann verdeckte Ermittler einsetzen die alles daran setzen, den Verdächtigen in ein neues Verbrechen zu verwickeln?

Reicht der Verdacht, damit Ermittler und Staats-Anwälte proaktiv die äusseren Umstände so manipulieren, dass der Verdächtige wieder in eine Situation kommt, die fast nach einem Verbrechen schreien? Dürfen sie sogar auf den Verdächtigen einreden und ihn fast zu diesem Verbrechen überzeugen?


Ein Beispiel aus den USA hat mich immer sehr gestört, obwohl es in diesem Fall um keinen komplexen Sachverhalt geht und alles sehr unmittelbar geschieht: Eine Polizistin gibt sich als Prostituierte aus und unternimmt alles um einen in einer Bar sitzenden Mann zum Geschlechts-Verkehr zu überzeugen. Bei uns völlig undenkbar, weil wir zumindest was das Thema Prostitution nicht eine so zwiespältige und scheinheilige Gesetzes-Gebung haben wie in den USA. Dort wird nicht darauf geachtet ob der Mann ein Stammgast von Prostituierten ist: Falls er in die Falle tappt, wird die Straftat im Internet Publik gemacht und es wird damit in Kauf genommen, dass sein Leben, und das seiner Angehörigen, in die Brüche gehen könnte. Gesetzt ist Gesetzt, und so weit habe ich nichts zu sagen. Doch hier besteht zumindest eine recht grosse Chance, dass der Mann niemals an diesem Abend mit einer Prostituierten ins Geschäft gekommen wäre, wenn nicht diese Polizistin in auf die Idee gebracht hätte. Ganz zu schweigen, dass er vielleicht auch sonst nie mit Prostituierten zu tun hatte, in der Vergangenheit.

Ganz egal um welches Verbrechen es geht... Ich meine: Wären wir damit einverstanden wenn morgen publik gemacht würde, dass die Polizei verdeckte Beamte dazu benutzt, um in der Raser-Szene Freundschaften vorzutäuschen um dann eine "Kontakt-Person" nach der anderen zu ermutigen, die 300km/h Barriere zu durchbrechen, möglichst noch mitten im Dorf? Was wäre, wenn bei den letzten fünf Raser-Fälle sich nun herausstellt, dass ein Polizist auf dem Beifahrer-Sitz platz genommen hatte und dort Cappuccino und Bier servierte, während er jaulend und singend den Adrenalin-Spiegel des Fahrers ins Sratosphärische jagte? Würden wir das als "angemessen" betrachten? Wäre es uns Grund genug zu hören, dass der Ex-Mann der Schwester der Ex-Frau des Bruders des Verdächtigen auch ein Raser gewesen ist, der einen Unfall baute? Würden wir der Polizei im Chor für ihre gute Präventions-Arbeit danken?

Ich habe schon einige Male meine Zweifel über die Arbeit gewisser Secret-Services zum Ausdruck gebracht. Wie lange ist es her, dass der Geheim-Dienst Israels aus der Ermordung eines Menschen gewollt eine Reality-Show machte, die auf der ganzen Welt ausgestrahlt wurde? Was ist danach geschehen? Hat jemand jemals wieder etwas darüber gehört? Hat diese zu Konsequenzen geführt? Diese "Agenten" liessen zu, dass man sie erkennen würde. Sie benutzten für ihre Aktion europäische Pässe. Echte europäische Pässe, wenn ich mich richtig erinnere. Wie auch immer... Ist es nicht zumindest merkwürdig, was da durchgezogen wurde? In welcher kodierten Sprache war dies eine mehr als deutliche Mitteilung an eine ganze Reihe von Ländern? Die Mafia lässt grüssen, mit ihrer Art Botschaften zu übermitteln.

In Deutschland hat man gerade an der Spitze eines unglaublich grossen Eisberg gekratzt, als sich herausstellte dass ein Mann des Verfassung-Schutzes in der Nähe von mehreren Tatorten gewesen ist, an denen eine Zelle der Rechts-Extremen NSU gezielt Männer von Türkischer Abstammung ermordete. Es zeichnet sich langsam ein Bild wonach diese Rechts-Extremen Terroristen eine sehr professionelle und umfassende Unterstützung durch die Geheim-Dienste hatten, oder Teile davon. Sowas bedeutet, dass sich Terroristen plötzlich mit den besten Waffen eindecken können, ein ganzes Netzwerk von Wissen und Infrastruktur zu Verfügung haben, sich praktisch unsichtbar auf der ganzen Welt bewegen können. Dies geschieht, wenn Mitteln die den Behörden zu Verfügung stehen, welche den Staat sicherer machen sollten, abgezweigt werden. Solche Mitteln bedeuten Macht: Die Macht über dem Gesetzt zu stehen. Man muss sich dessen wirklich bewusst sein, wenn man derartige Mittel in den Händen von Menschen gibt. Menschen... Die immer menschlich sein werden. Mit all den guten Seiten die einen Menschen ausmachen. Den schlechten aber auch, leider.


Wir erinnern uns an das Fichen-Skandal in der Schweiz. Was mich beeindruckt hat, ist die Schilderung eines Mitglieds der mit der Aufklärung der Situation beauftragten PUK. Er erzählte, wie sich verschiedene Mitglieder genannter PUK aufmachten, die Akten direkt in den Archiven der Bundes-Behörde zu sichten, weil sie die von ihnen verlangten Unterlagen zum Teil gar nicht bekamen oder dann erst nach einer radikalen Zensur, die das Nachvollziehen der gemachten Ermittlungen verunmöglichte. Die Mitglieder der PUK waren absolut dazu befugt, die Räumlichkeiten der Behörde zu betreten und dort die Unterlagen zu sichten. Doch, was sie vorfanden, war eine absolut in sich geschlossene Welt. Den Menschen dort war ganz klar anzumerken, dass sie noch nie erlebt hatten, dass jemand von ausserhalb ihre Arbeit auch nur zu Gesicht bekommt. Sie waren wirklich davon überzeugt, dass absolut niemand auf dieser Welt jemals die Befugnis erhalten würde, um diese Archive zu betreten. In der Tat, wurde zuerst der Zutritt kategorisch verweigert. Nach langer Zeit machte man das Angebot, die benötigten Akten zu nennen und dann darauf zu warten, im Büro des Chefs unter seiner Kontrolle. Als man schlussendlich in die Archive gelang, brach offensichtlich für mehrere Beamten eine Welt zusammen: In Jahrzehnten hatten sie so was noch nicht erlebt. Und: Nie und nimmer wären sie von selbst auf die Idee gekommen, so was wäre überhaupt ein Mal eine reale Möglichkeit in der realen Welt.


Ich denke, wir brauchen ganz bestimmt verdeckte Ermittler auf dieser Welt. Ich denke, wir brauchen ganz bestimmt eine gewisse Geheim-Haltung, während bestimmter Ermittlungen. Und dennoch bin ich der Meinung, wir sollten einmal ganz genau definieren können, was für Aufgaben wir den ermittelnden Behörden geben möchten und wie weit sie dabei gehen dürfen. Und wir sollten jegliche Geheim-Haltung nach z.B. 10 Jahren aufheben.


Dürfen wir einen Banker, den wir der Geldwäscherei verdächtigen, durch verdeckte Ermittler in einen neuen, ihm bis dahin völlig fremden Fall der Geld-Wäscherei verwickeln? Ich bin der Meinung, dass wenn wir gute Leute haben, die gute Arbeit machen, können diese den ersten Fall von Geld-Wäscherei beweisen, auch im nach hinein. Wenn dies nicht möglich sein sollte, dann ist der Staat quasi dazu verpflichtet, den Verdächtigen zu überwachen und einen nächsten Fall zu dokumentieren. Doch ich sehe es keineswegs als Aufgabe des Staates, ein Verbrechen hervor zu beschwören, Menschen zu einem Verbrechen zu überreden.


Fander, die solche Mittel gut heissen, werden die ersten sein, die sich eines "Minority Report" bedienen würden. Von der Anstiftung zum Verbrechen bis zur "präventiven Bestrafung" ist der Schritt nicht mehr gross.

Doch in einer Welt, in der nicht einmal eine Psychiatrie ihre Bücher öffnen muss, sind meine Überlegungen vielleicht nichts als Schall und Rauch...



Ihre Antwort?
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Achten Sie vielleicht darauf, dass ihre Antwort dann noch die Selbe wäre, wenn Sie von einer Fiche mit Ihrem Namen erfahren haben...




Der Missbrauch
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Bis hier ging es um eine abstrakte, grundsätzliche Überlegung, die ich nicht erleben musste. Sehr wohl hatte ich mit Menschen zu tun, die Zugang zu Informationen hatten, welche durch Ermittlungs-Tätigkeit gesammelt wurden. Ermittlung oder zumindest tiefgreifender Recherche. Wie auch immer. Nie, vor dem Aufhenthalt in der Harten Klinik, hatte ich das Gefühl man wolle mir Schaden zufügen, man wolle mich in eine für mich folgenschwere Situation bringen. Immer ging ich davon aus, den Einmischungen in mein Leben ein Ende setzen zu können. Dass ich meine liebe Mühe hatte, mich "vernünftig" zu verhalten, ist eine andere Geschichte. Dass ich eigentlich gar nicht wollte, dass diese Einmischungen endeten, hatte damit zu tun dass ich unbedingt wissen wollte wer dahinter stand und weshalb das alles gemacht wurde. Andere Geschichte, anderer Post.

Nun stell ich aber eine konkrete Frage, den grossen Gelehrten in der Harten Klinik, der Krankenkasse Helsana, und wer sonst noch Forderungen stellte: Wie weit dürfen die Mittel der Bundes-Polizei von einer anderen Behörde missbraucht werden? Oder wie weit darf eine andere staatliche Behörde die Bundes-Polizei in eine Lage zwingen, in der sie selbst ihre Mittel anders als vorgesehen einsetzen muss? Wie weit darf man zulassen, dass Menschen seelisch verletzt werden, dass sie leiden, dass sie eventuell irreparable Traumata-Schäden erleiden, selbst wenn dies in deren Interesse sein sollte? Welche Behörde kann derart drastische "Beweise" verlangen, dass schweres Leid über eine 20 Jahre junge Frau und ihre Familie gerechtfertigt zu sein scheint? Oder über einen alten Mann und seiner unmittelbaren Umgebung? Wie um alles in der Welt konnte all das, was ich nach der Harten Klinik erleben musste, überhaupt zu Stande kommen? Wie um alles in der Welt konnte man die Junge Dame dazu verdammen, mir während meinem Abstieg zur Höllen-Pforte tatenlos zusehen zu müssen? Wie ist das möglich, ihr Wahnsinnigen?

Wie kann es sein, dass man mir über Jahre schlimme Dinge antun konnte, dass ich mein Leben subjektiv in Gefahr brachte und mich dem entsprechend auch fühlte und wie kann es sein, dass die Junge Dame entweder die Wahl hatte weg zu sehen oder halt zu zu sehen? Ohne wirklich mich auf eine "normale" Weise unterstützen zu dürfen? Denn, all die Kraft und Unterstützung die ich von der Jungen Dame geschenkt bekam, konnte ich einzig dank unserer besonderen Fähigkeit uns zu verstehen überhaupt wahrnehmen. Wie kann es sein, dass so viel Leid in die Welt getragen wird, und dies unter den Augen des Gesetzes? Unser Gesetzt, vor dem wir alle gleich sind. Oder sein sollten. Gemäss dem, was in den letzten Jahren abging, scheinen Psychiater der Harten Klinik gleicher zu sein, als alle anderen gleichen Menschen. Wie kann es sein, dass jede kleinste Hilfe die wir bekommen haben, jedes kleinste Zugeständniss in unserem Sinn, jedes Detail was uns Kraft schenken konnte, immer sehr teuer und schmerzhaft eingetauscht werden musste? Wie kann das alles sein, frage ich euch!

Werdet ihr das Echo ertragen von all dem Leid der euretwegen in die Welt gesetzt wurde? Werdet ihr das Echo des Weinen der Jungen Dame ertragen können? Werdet ihr mir all das was ich nicht miterleben durfte, wieder geben? Werdet ihr die Schande, die ihr selbst über euch gebracht habt, jemals überwinden können? Denn all das, wofür ich mich eigentlich hätte schämen sollen, wird irgendwann auf euch zurückfallen. Und das ist, ich glaube ihr ahnt es schon, nicht wenig. Nein, es ist nicht wenig.

Um es auf den Punkt zu bringen: Eine Sozial-Arbeiterin machte vor vielleicht 2 Jahren folgende Bemerkung "Man könnte ja dabei wirklich auf die Idee kommen, hier geht es um die persönliche Rache von jemandem!" Das Unglaubliche dabei? In Anbetracht der Ereignisse kam mir diese Idee nicht einmal komplett abwegig vor. Werdet ihr das Echo einer persönlichen Rache ertragen können, ihr Waschlappen?

Also, wer wird der Jungen Dame und mir in die Augen sehen und uns dabei erklären, was in den letzten Jahren so alles abgegangen ist?


Und noch eine allerletzte Frage an die Adresse der Harten Klinik: Ganz ehrlich, ihr ward euch darüber eigentlich absolut sicher, in 1'000 Jahren nicht meine Unterlagen erklären zu müssen, nicht wahr? Dafür Verantwortung tragen und darüber Rechenschafft geben zu müssen? In 1'000 Jahren nicht, habe ich Recht?
 
 

November 13, 2011

Berufs-Traum

 
Ich glaube mich genau daran erinnern zu können, wie ich grosse Pläne für meine Zukunft hatte, wie ich grosse Träume und grössere Ziele hatte. Ich glaube mich genau daran erinnern zu können, wie ich mir nichts so sehr wünschte wie Risk-Asset-Analytiker zu werden. Woher dieser Wunsch kam kann ich nicht genau sagen. Eine weitere mögliche Option wäre Finanz-Mathematiker gewesen, als klare zweite Wahl jedoch. Dann aber geschah etwas. Etwas unerwartetes aber völlig unausweichliches. Ja, ich versuchte mich dagegen zu wehren, ich habe mich wirklich angestrengt. So sehr, dass ich fast vergessen habe zu atmen. Doch jegliche Bemühung war schlussendlich aussichtslos. Irgendwann war es halt soweit und ich... ich musste auf die Welt kommen.



Geburtstrauma  ==  Axel Pätz





Nun lieg ich da, meine Träume fühlen sich wie eine geplatzte Blase. Ja, der Traum ist ausgeträumt, die Blase ist geplatzt. Und es bleibt mir nichts anderes übrig, als mir zu überlegen was ich nun mit meinem Leben anfangen möchte. Vorüber die grosse Party, vorüber das sich von den Wellen des Pools schaukeln lassen, fertig das Leben als müsse man sich um nichts kümmern als das eigene Wachstum, fertig die Nahrung die einfach zu Verfügung steht, Gott weiss woher. Ich weiss nicht so recht, aber ich habe so das Gefühl als stünde die wahre Arbeit erst noch vor mir...
 
 

November 12, 2011

1984: Das Kapital

 
Es kommen mir gerade mindestens 2 Herren in den Sinn, denen ich doch so liebend gerne ein paar Fragen stellen würde. Was würde ich geben, um ein Gespräch mit Karl Marx und George Orwell führen zu dürfen? Um ihnen unsere jetzige Zeit und unsere jetzige Welt zeigen zu dürfen? Um ihre Reaktion darauf erleben zu dürfen?

Da wäre Karl Marx. Wenn der heute sehen würde, womit sich die Politiker in Europa und den USA beschäftigen, der würde seinen Augen und Ohren eher nicht trauen. Da flitzen Kapitale rund um den Globus, genau wie er es vorgesagt hatte. Doch konnte er keineswegs voraussehen, dass wir alle Tag für Tag die Kurse studieren würden, dass die Tagesschau kein anderes Thema mehr kennt, ausser wenn irgendwo gerade gestorben wird. Er würde sich wahrscheinlich die Augen reiben, wenn er mitbekäme wie viele Menschen ihre Ersparnisse verloren haben, beim mitmachen an diesem gigantischen Karussell. Er würde wahrscheinlich lachen oder weinen, wenn er hören würde dass in der Schweiz das in kleinen Gruppen organisierte Poker-Spiel von der Glücksspiel-Kommission verboten wurde, sich aber jeder als Broker versuchen darf, seine ganze Alters-Vorsorge in den Kapital-Strudel verlieren darf — ganz legal. Ich habe Marx (noch) nicht gelesen, doch was würde ich geben um mit ihm zu sprechen? Dann würde ich ihn fragen, ob er (nebst aller Tragik) nicht auch etwas Komik in der Tatsache sieht, dass ausgerechnet die Chinesen zur Zeit die absolut besten Kapitalisten zum Besten geben? Findet er er nicht irgendwie ironisch, dass sie gerade den USA und all den Möchtegern-USA vormachen, wie die offensichtlich effizienteste Art von Kapitalismus aussieht? Eine einzige Partei, keine Menschen-Rechte und der ungebrochene Wille Geld zu machen. Ist das nicht schon fast die Perfektion im Wirtschaften von Kapital? Oder so? Ach, ich hätte so viele Fragen an Karl Marx...

Dann wäre noch dieser gewisse Herr Orwell. Er hätte wahrscheinlich zuerst vor Glück gejauchzt, beim Anblick seinen Films in der Werbung von Herrn Jobbs: Welch schöneres Versprechen hätte man George Orwell machen können, als jedem Mann und jeder Frau auf der Welt die Mitteln zu liefern, um sich vom Big Brother zu befreien? Ich bezweifle, dass ich den Mut hätte, Herrn Orwell die Sendung Big Brother zu zeigen. Zumindest nicht während dem ersten Treffen. Denn er hätte garantiert schon einen genügend grossen Schock wenn er erfahren würde, was letztens über die Telefone von Herrn Jobbs bekannt wurde — nein, wenn er erfahren würde, dass nach dieser Bekanntmachung eigentlich gar nichts geschehen ist. Den Menschen wird also gesagt, dass ab nun an jederzeit in Erfahrung gebracht werden kann, wo sie sich gerade befinden und wo sie sich wann in der Vergangenheit befunden haben (und zwar dank einem dieser Geräte der Serie Befreiung von Big Brother): Die Menschen nehmen es achselzuckend zur Kenntnis und kaufen enthusiastisch weiter. Und ich möchte dies jetzt nicht einmal bewerten, ich möchte nur Herrn Orwell erzählen was im letzten Jahr geschehen ist. Dass ich mich niemals daran gestört habe, dass der Supermarkt mein Kauf-Verhalten bestens kennt und mir dafür 1% Rabatt gibt, scheint mir vernachlässigbar zu sein. Und da wäre noch diese andere Firma, die all unsere Bewegungen im Netz speichert, die weiss was wir wann lesen, suchen, speichern, weiterempfehlen, schreiben. Ja, sie sagt sogar vorraus was wir kaufen werden. Und sie bestimmt mit, welche Informationen uns zu Verfügung stehen! Welch Staunen, für Herrn Orwell, zu erfahren dass Big Brother gar kein Horror für uns Menschen zu sein scheint: Er muss uns lediglich nur richtig verkauft werden. Die Qualität der Werbung und (manchmal) der Ware machen den Unterschied!

Diese zwei Herren müssten heute mit ansehen, wie ihre Visionen irgendwie war geworden sind und irgendwie auch nicht. Sie müssten sich ansehen, wie wir alle auf dieser ihrer, unserer und Gottes Erde völlig freiwillig, mit unserem aktiven und mehr oder weniger bewussten Wirken, ja mit vollem Enthusiasmus, alle zusammen, Teile von dem bedrohlichen "Grossen" geworden sind, dass (ihrer Visionen nach) unsere Lebens-Qualität so sehr bedrohen würde. Und die Herren hatten völlig recht: Unsere Lebensqualität hat dadurch sehr viel einbüssen müssen — zur Zeit liegt Herr Marx weit vorne, doch wer weiss schon was in 20 Jahren sein wird... Ja, wir haben Lebens-Qualität verloren, doch viele von uns haben voller Erwartungen und Träume gerne ihren Beitrag dazu geleistet. Und leisten ihn weiterhin. Weil man uns inzwischen schon zu glauben machte, es könne gar nicht mehr anders sein. Man gab uns zu glauben, all dies sei gegeben.

Armer Herr Marx, armer Herr Orwell. Wie komisch würdet ihr doch im Big Brother Haus daherkommen: Von der Kamera nicht geliebt, vom Publikum nicht verstanden, keine richtigen Emotionen in die Wohnzimmern übertragend. Ihr komische Sonderlinge, ihr antiquierte alte Modelle, ihr in anderer Zeit lebende und der Komplexität unserer Gesellschaft nicht gerecht werdende Idealisten, die den Albtraum einer ganz schlechten Welt hatten. Wir haben sie für euch erschaffen, diese Welt. Wir sind sie am erschaffen. Was meint ihr dazu?

Und Gandhi? Wenn ich an Gandhi denke, kann ich mir vorstellen, dass er absolut entsetzt darüber wäre, was wir aus dieser Welt in den wenigen Jahren machen konnten. Doch er wäre am wenigsten von allen darüber überrascht, dass wir das mit grosser Hingabe und Überzeugung getan haben.
 
 

November 11, 2011

vertrauensvoll demokratisch

 
Inzwischen habe selbst ich fast die Schnauze voll, von all den Nachrichten über Märkte, Politik, Finanzen, Krisen, drohender Rezession, drohender Pleiten, vermeintlicher sozialen Ungerechtigkeit, Rating Agenturen, BIP, Verlangsamung des Wachstums, technische Korrekturen der Kurse, Prognosen, Modelle, Optionen, Aussichten, Gipfel, usw. Ich, der ja auf eine irgendwie komische Weise fasziniert bin, von diesen Märkten. Auf eine vielleicht perverse, masochistische Weise. Ich, der findet die Märkte sind absolut genial, wenn sie endlich die Italiener dazu zwingen, ihren Berlusconi loszuwerden. Ich, habe die Schnauze fast voll... Was sollen dann erst die Griechen fühlen, zur Zeit? Die Griechen, die im Gegensatz zu den Italienern noch eine politische Klasse von einigermassen vernünftigen Menschen haben. Die, bestimmt, ein etwas veraltetes Verständnis von Staat haben, aber immerhin noch ein Verständnis dafür.

Leider freu ich mich nicht nur darüber, dass Berlusconi jetzt gehen muss. Denn ich weiss weshalb er erst jetzt gehen muss: Die Märkte lassen so ziemlich alles durchgehen, niemals aber mangelnde Vertrauenswürdigkeit. Berlusconi kann man nicht mehr vertrauen und das hat ihm den Kragen gekostet. Aber wieso erst jetzt? Ich meine: Er ist doch schon seit einer ganzen Weile unglaubwürdig, in der Welt ausserhalb Italiens. Wieso also haben die Märkte nicht vorher reagiert? Weil er immer noch nach Geld roch, der Cavaliere. Und Geld stinkt bekanntlich nicht. Ohne Gheddafi ist er eh viele Milliarden weniger wert, der Cavaliere. Dass Italien inzwischen Lichtjahre davon entfernt ist, eine Demokratie zu sein, hat die Märkte nie allzu sehr gestört. Ja, man glaubt es kaum, aber mitten in Europa hat sich ein Land von der Demokratie verabschiedet, schon lange bevor es Ungarn tat. Ein Beispiel? Der Angriff, den Berlusconi vor dem Europa Parlament gegen den Abgeordneten Schulz geschwafelt hat? Diese unerträgliche Quängelei, als er sich zu entschuldigen weigert, er der mit Humor gesprochen hat. Er, der sich nicht entschuldigen wird, solange Schulz sich nicht beim ihm entschuldigt. Schulz, der nicht mit Humor sondern ganz ganz böse persönlich geworden ist! Und ich, Berlusconi in Person, sollte mich dafür entschuldigen, ihn als Leiter eines KZs vorgeschlagen haben? Niemals! Nun, diese Bilder, diesen völligen fassungslosen Berlusconi haben die Italiener niemals am Bildschirm zu sehen bekommen! Jawohl: Kein Fernsehsender in Italien hat sich je getraut, die komplette Szene auszustrahlen! In einer Demokratie!

Ja, vielleicht habe ich deswegen die Schnauze fast voll. Weil ich weiss, es kann noch alles viel schlimmer kommen. Ich meine: Es könnte ja zum Beispiel geschehen, dass die Agentur Standard & Poor's Frankreich herabstuft. Und sie könnte unmittelbar danach behaupten, es handle sich dabei um nichts als eine technische Panne. Ja, ich weiss... Sowas ist pure Fantasie, so ein Witz kann nie und nimmer in der Realität geschehen. Ich weiss, ich weiss: Ich male immer alles nur schwarz. Und viel zu wenig weiss. Denn: Was weiss ich denn schon? Sollte es aber jemals zu einer so unglaublichen Geschichte kommen, in der realen Welt meine ich jetzt, dann hoffe ich wirklich sehr, dass Sarkozy ein paar Leute in die Eier treten wird. Ich könnte fast dafür die Hand ins Feuer legen, dass er dabei sogar auf die demokratische Unterstützung von 99% der Frankreicher, ja sogar der Europäer zählen könnte.

Oder vielleicht habe ich die Schnauze fast voll, weil ich die Ökonomen reden höre. Ja, ich höre sie sagen "Also unsere Modelle zeigen ganz genau, dass in der Schweiz dies und jenes geschehen wird. Es ist also völlig absurd so zu argumentieren, wie Sie es gerade tun, mein werter Kollege!" Da kommt mir gerade ein Versicherungs-Angestellter in den Sinn, der Policen nach dem Alphabet ordnet. Doch dies ist wohl eine andere Geschichte. Zurück zu den Ökonomen: Ihre Modelle haben ja auch bestens funktioniert, seit der Jahrtausend-Wende. Oder so...

Vielleicht aber habe ich die Schnauze fast voll, weil ich die selben Menschen sagen höre "Es wäre schon ein wenig kurz gegriffen, wenn man die Ursachen für die aktuelle Lage in der Banken- und Schulden-Krisen suchen würde. Ich möchte daran erinnern, dass es eine Immobilien-Blase in den Staaten gab, vor langer langer Zeit, und ich möchte daran erinnern, dass billiges Hauseigentum für jedermann einem genauen politischen Willen entsprach!" Genau... Doch, dass man der Politik einen solchen Willen sehr schwer hätte büssen lassen, dass eine solche Schnaps-Idee ernsthafte Folgen haben müsse, dieser Wille kam von anderswo. Dass man eine solche reaktionäre Idee der ganzen Welt als "AAA" Papiere verkaufen würde, nein, nicht die Idee, sondern irgendwelchen Müll in einer Verpackung mit dem Foto der Idee und eben den Stempel "AAA" drauf, dieser Wille wurde auch demokratisch geboren. Oder so...

Oder vielleicht habe ich die Schnauze fast voll, weil ich eine viel zu gute Erinnerung zu haben scheine. Ohne jegliche Recherche, ohne einmal Google benutzt zu haben, kommen mir, einem Typ der nichts als Schulden besitzt, aus dem Stegreif zum Beispiel Enron und eine DotCom-Blase in Sinn, und erst dann eine US-Hypothekar-Krise. Dann schiessen mir Goldman Sachs und die Bush Regierung durch den Kopf. Moment... Da kommt mir noch was in den Sinn: Michael Moore. Was hat der jetzt damit zu tun? Und Zeitgeist kommt mir auch gerade in den Sinn. Aber was weiss ich denn schon? Wenn ich etwas recherchieren würde, anstatt dumme Behauptungen zu machen, würde ich eine Ahnung für die Komplexität der Sache bekommen, und verstehen dass einfache Erklärungen völlig kurz gegriffen und somit deplatziert sind, in dieser Angelegenheit.

Doch die Wissenschaft wusste schon: Ein Euro ohne Ausstiegs-Möglichkeit, ohne Plan für die Krise, ist eine Fehl-Konstruktion. Ich frage mich einfach wo diese Wissenschaftler versteckt hielten, während den letzten 20 Jahren. Einige von ihnen waren damit beschäftigt, die demokratisch gewählten Regierungen Europas zu beraten. Für teures Geld. Doch die Politik wollte partout nicht so was hören, damals... sagen sie uns heute. Und wie wir inzwischen wissen: Die Märkte, die Regeln ja alles. Früher oder später. Auf die eine Art oder die andere. Oder so...

Ich frage mich gerade ob ein Ende mit Schrecken nicht besser ist, in gewissen Fälle, als ein Schrecken ohne Ende. Die Frage heute ist: Wie Gross wäre der Schrecken eines Ende mit Schrecken? Davor haben alle einen riesen Schreck! Das Undenkbare würde passieren! Und gerade frage ich mich: Darf man solche Fragen überhaupt noch stellen? Oder schade ich mit der blossen Idee den Märkten? Und somit der demokratischen Gesellschaft? Bin ich Überträger eines gefährlichen Gedankenguts? Eines Virus?

Was auch immer ich sein mag: Die Politiker, die müssen weitermachen. Demokratisch. Von Gipfel zu Gipfel. Von Krise zu Krise. Solange die das Aushalten können. Die EU warnte: "Der neuen Regierung in Griechenland steht eine wahnsinnig hohe Arbeits-Belastung vor". Nein... Das Wort "wahnsinnig" wird wohl nicht im Kommuniqué der EU vorgekommen sein. Aber irgendwie sinngemäss ging das schon. Denn die EU-Politiker schaffen seit einigen Monaten fast Unmenschliches. Wenn sie dann irgendwann umfallen, wenn sie "versagen", werden sie ja demokratisch ausgetauscht. Damit die Märkte ja nicht darunter zu leiden haben. Das will ja wirklich niemand, oder? Oder etwa so?

Ich glaube wirklich nicht wirtschafts-feindlich zu sein. Oder verlange ich schon zu viel von den Märkten, wenn ich die Frage stellen möchte, was für eine Wirtschaft wir überhaupt wollen? Letztlich definierte ein Banker in etwa auf diese Weise eine sozial-nützliche Finanz "Der Sparer und der Markt werden zusammengebracht". Genau: Er sagte "der Sparer". Der Sparer... Nicht der, der sich Geld leiht, um mit dem geliehenen Geld Profit zu machen. Nein. Der Sparer. So einfach. Doch nun, nun, gibt es den Sparer gar nicht mehr. "Wir haben alle über unsere Verhältnisse gelebt". Die Schulden sind in 10 Jahren von so was wie 70'000 Milliarden auf unglaubliche 210'000 und mehr Milliarden gewachsen. In 10 Jahren! Ganz demokratisch. Vertrauensvoll. Wofür wurde das Geld über eingesetzt, ausser Krieg, Terrorismus-Bekämpfung und -Erzäugung, Wirtschafts-Förderung? Und wie viele Tausend Milliarden horten gerade Schweizer Unternehmen, in vertrauensvollem Warten auf bessere Zeiten? Aber zum Glück sind wir durch gerade durch ein Wirtschafts-Hoch, nicht wahr? Zum Glück sind, trotz Schulden überall, wenigstens alle Sozial-Werke Europas in bester Gesundheit! Zum Glück... Angela Merkel kann die Mittel-Schicht um ganze 2 Milliarden Euro dieses Jahr und, man staunt, unglaubliche 4 Milliarden Euro das nächste Jahr entlasten. Ja! Sie schenkt dem Volk das Geld, einfach so! Weil... Was sagte sie, weshalb sie so unwahrscheinlich viel Geld auf einmal verschenken kann?

Während sich die Politiker der EU und USA um ihre Staatskassen kümmern müssen, haben unsere Politiker in der Schweiz das Glück keine Schulden zu haben. Deswegen müssen sie sich nicht um die Finanz kümmern. Das Problem von Geld-Wäscherei wurde mit grossem medialen Echo schon vor Jahren als gelöst erklärt, bleibt also einzig das klitzekleine Problemchen mit den Steuern-Geldern von Griechenland und Kollegen. Denn, so viel sei einfach mal gesagt, nur 4 Fälle wurden von der Finma in Zusammenhang mit Geld-Wäscherei gemeldet. 4 Fälle von 20. Sozusagen 1 von 5. Und... Was will man da tun? Vereinzelte schwarze Schafe gibt es halt immer, so wie absolute Sicherheit nicht zu haben ist. 1 von 5. Der Finanzplatz Schweiz: Das ist 'ne saubere Sache. Whitewashed. Ernsthafte Menschen die ehrliche, ernsthafte Geschäfte machen. Genau.

Und ich habe fast die Schnauze voll, von all dem Vertrauen. Doch ich bin auch ein Optimist: Am Schluss, kann ich gar nicht anders als vertrauen. Und zwar in die Demokratie.
 
 

a (carneval) story

 
BREAKING NEWS
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Die Harte Klinik hat heute, am 11.11.11 um 11:11 Uhr ihre neue Hymne dem Publikum vorgestellt. Musikalischer Berater war Joe, für den Text verantwortlich Direktor Gebrochene Lanze und leitender Arzt Doktor NO. Doktor Y soll wegen Zeitmangel nicht mitgewirkt haben (es war von irgendwas wie Training die Rede, Basket-Ball oder Ping-Pong oder sonst was cooles).

Aber... Wen juckts? Wir ham noch durst!



Irgendwie habe ich das Gefühl eines déjà-vu. Aber vielleicht ist es ja auch nur meine Krankheit. Oder so...



Als alternative für intelektuelle und sonstige merkwürdige Menschen, wie etwa Borderliner, Junkies oder weiss ich was, schlage ich zum Beispiel einen Film vor: "The Man Who Fell To Earth" von Nicolas Roeg mit David Bowie in der Hauptrolle. Eine irgendwie verstörende Geschichte von Walter Tevis, ein irgendwie guter Film über Hoch-Begabte und über die damals erst aufkommenden Yuppies, welche den tieferen Sinn ihrer Bemühungen aus den Augen verlieren, über neue Kommunikations-Technologien und über, für einen einzelnen Menschen, zu grosse Mengen an Geld. Heute aktueller denn je.


Thomas Jerome Newton (Bowie) is a humanoid alien who comes to Earth from a distant planet on a mission to bring water back to his home planet, Anthea, which is experiencing a catastrophic drought. [...]               [Quelle: Vikipedia.org]

Auf der Suche nach Rettung für seine Familie und seinem Volk, holt in die Realität einer sehr fremden Welt ein und lässt ihn in seiner Entfremdung zurück.

Plakat zum Film


Mit David Bowie bin ich etwas schwer ins Gericht, in früheren Posts. Weshalb ich irgendwann nicht mehr Bowie hören konnte, werde ich demnächst einmal erzählen. Es hat übrigens auch mit einem Film zu tun. Es ist jedoch eine Tatsache, wenn ich ehrlich bin, dass Bowie einer der Grossen der Pop-Kultur war.


Denk dran, meine Heldin: Die Glücklichsten sind die, die Durst haben und zu trinken finden. Und seien es zwei tropfen, was heissen würde dass wir teilen. Wie immer, halt. "The needles where already in my eye", doch wer schützt meine Ohren? Wer schützt meine Ohren, zum Kuckuck noch mal?




Nachtrag
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Wir haben um 16:37 Uhr eine Medien-Mitteilung von der Harten Klinik erhalten. Vor dem Mail haben wir von Direktor Gebrochene Lanze telefonisch die Aufforderung erhalten, die Mitteilung ohne wenn und aber als Stellungnahme zu diesem Post zu veröffentlichen. Dies machen wir natürlich und geben also die eingetroffene Zeilen 1 zu 1 dem Leser weiter.

Medien-Mitteilung der Harten Klinik, 11.11.11 13:13 Uhr

Es ist uns ein grosses Anliegen einige Punkte ins rechte Licht zu rücken. Entgegen dem, was heute in einem niveaulosen, parteischen und populistischen Blog zu lesen war, handelte es sich bei der vorgestellten Melodie keineswegs um die neue Hymne der Harten Klinik. Tatsache ist: Das Verfahren zur Auswahl einer Hymne hat bis zum heutigen Tag noch nicht zu einem eindeutigen Resultat geführt. Sobald dies der Fall sein wird, werden wir natürlich ohne zu zögern die Offentlichkeit und die Medien ausführlich darüber informieren. Einzig und alleine wurde heute die Musik zu unserer neuen Marketing-Kampagne der Presse und dem Publikum vorgestellt. Kampagne die sich an der freudigen Tradition der Fasnacht orientiert und die, auf sozial verantwortungsvolle Weise, auf die möglichen Probleme durch einen eksessiven Alkohol-Genuss aufmerksahm machen möchte. Duch diesen über den Massen gesteigerten Konsum gehen nämlich der Schweizer Wirtschaft jährlich zwischen 3 und 5 Milliarden Franken verloren, je nach Schätzung. Dies ist, in der momentanen Situation der Finanzmärkte und Staatskassen eine nicht tolerierbare Situation, wie jeder sehr gut verstehen kann. Dem Motto unseres Direktors folgend "Curarem et pillen-distributorem" werden wir sämtliche ethylischen Komafälle aus den Notfall-Stationen zu uns transferieren lassen, um mit diesen Menschen in aufbauender und verständnisvoller Ambience den Ellbogen zu heben.

Es ist voller Stolz, dass wir die Zusammenarbeit mit neuen Partnern heute mitteilen können. Wir waren zwar schon dick im Geschäft mit Joghurt, doch das ist kalter Kaffee im Vergleich zu 'nem frisch Zapften zu Faschnacht, Weichnachten, Ostern, Halloween oder sonst wie. Jeder Tag ist gut und morgen ist auch ein Tag.

Ausserdem möchten wir unbedingt festhalten, dass Doktorchen Y keineswegs was Cooles unternehmen konnte, in letzter Zeit. Ganz im Gegenteil: Er war und ist massgeblich mit der Destillierung der Limited Edition "Hard es klöpft" unseres, über die Wände der Klinik bekannten Schnapses beauftragt.

Abschliessend möchten wir noch festhalten: Journalisten können uns wieder ab dem 15.11.11 um 15:15 Uhr erreichen. Bis dann werden wir mit sensiblen Aufgaben im Rahmen der Fasnachts-Feierlichkeiten vollends beschäftigt sein. Und bitte nicht anrufen. Bitte nicht anrufen! Das kennen wir vom letzten Jahr und es war nicht lustig, so geweckt zu werden...

Somit sollte so ziemlich alles gesagt sein. Welchen Stuss der genannte Blog veröffentlicht, lassen wir den Leser selbst beurteilen. Unser geistreicher Beitrag und die Richtigstellung der monstruös verdrehten Tatsachen sollten dies nun jedem ermöglichen — ganz besonders jedem richtigen Fasnächtler. Und wer es nicht versteht...
 
 
 
 
 
 
Ach zum Teufel mit dem. Ist ja auch Freitag. Und Fasnacht. Keine Lust mehr. Der Chef hat mir zwar gesagt, ich müsse weiss nicht mehr wie viele Zeilen schreiben und es könnten mir ein paar Fehlen. Aber, ich meine, nicht gerade eine Leuchte, auch was er so schreibt, oder? Das letzte interne Mail? Wer hat das gelesen? Mann, peinlich peinlich. Wie auch immer. Was ich sagen will: Wird wohl seinen Ansprüchen reichen, was ich da noch schnell rausflutschen lasse... Also schreibe ich noch ein paar Zeilen, bevor ich mit die Lampe noch vollends Fülle. Uihuihui, das ist ja eigentlich ganz lustig, so eine Medien-Mittelung zu schreiben.
Also Prost zusammen.
 
 
 
 
 
 
 

Und HAu Weg d Scheiss!
 
 
 
 
 
En gruäss es Mammmi, em Joe, mi Katzs, emmmmmmmmmmmmmm
und unbedingdnöedverggggggggessseeeeeeee morn iscch au noennnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn

TAg
 
 
 
 
Dummi Kuh! Sägsere abernöd, gell? ICh muessss unBeDingT sichER sie,. odr öppnöd
 
 
 
         Muhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh
 
 
 
               ErinnErung am Mich: Unbeeeeding nöd sent druuucke!
Wär de bäxt ;)))))))))))))
 
 
 
 

De Y macht es Ei...! hehe     
         blllllllllllllllllll      hallo? Wer da?
 
 
 
 

Hier sind weitere Beiträge der Serie "Breaking News" zu finden
 
 

November 07, 2011

a touch of...

 

A Touch of Pain
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Zürich Platzspitz, in den 90er, dieser berühmt-berüchtigte Platz, wenige 100 Metern von der Bahnhofstrasse entfernt, der irgendwie schon mit einer Höllen-Pforte verglichen werden kann. Erstaunlich dabei ist, dass dieser Zustand von rechtsfreien Raum, wo Gewalt und Elend herrschen, von der Politik noch einen Umzug verordnet bekommt, hin zum Letten, wo das Ganze noch ein viel grösseres Ausmass nehmen wird. Bevor dies geschieht bin ich regelmässig nach der Arbeit am Platzspitz anzutreffen. Ich besorge mir dort die tägliche Dosis Heroin und gehe dann so schnell wie möglich wieder weg. Es sind Hunderte von Menschen anwesend, bei Tag und bei Nacht. Die Dealers sind oft Ausländer, meistens Top-Fit und mit einer sehr tiefen Gewaltschwelle. Bei den Konsumenten ist ziemlich alles anzutreffen, vom komplett verwahrlosten Pärchen bis hin zum Yuppie in Anzug und Krawatte. Ich treffe dort Bekannte aus dem Tessin, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Oder die Angestellten des Kurier-Dienst, den wir fürs Geschäft benutzen. Ich laufe also eines Abends in den Platzspitz, vom Eingang westlich des Landesmuseums kommend gehe ich in Richtung Rondelle, auf dem Weg dorthin fragen mich verschiedene schwarze Gestalten in der kompletten Dunkelheit ob ich etwas kaufen möchte. Wie immer schenke ich denen kein Interesse und bewege mich richtung Licht, wo ich ein bekanntes Gesicht zu sehen hoffe. Ich habe es inzwischen Satt, von Dutzenden von Menschen angesprochen zu werden, als würden sie warme Brötchen verkaufen werben sie für ihre Wahre, und antworte vielleicht etwas schroff. Plötzlich fühle ich eine Hand auf meiner Schulter, die mich von hinten packt. Bevor ich mich überhaupt umdrehen konnte werde ich mit voller Wucht von einer Faust getroffen, mitten ins Gesicht. Der Typ hat mir einen Fadengraden auf die Nase getrommelt, als diese schön das grossflächige Profil als Zielscheibe bot. Ich merke gar nicht wie es passiert, doch offensichtlich versagen meine Beine, denn ich befinde mich schon zu Boden als ich merke, wie mir ein unglaublicher Schmerz ins Gehirn schiesst. Ich habe mit Gewissheit geschrien, nach dem ich auf diese Weise berührt wurde. Diese Berührung brach mich zum schreien, ja... Den Typen könnte ich nicht einmal erkennen, wenn er mir morgen die Hand schütteln würde. Irgendwie kam ich nach Hause. Ich weiss nicht mehr, ob ich an diesem Abend noch einen Knall organisieren konnte oder nicht. Wahrscheinlich schon. Als der Schmerz nicht wirklich bessert gehe ich nach einigen Tagen ins Spital, wo der Oberarzt behaupten wird, schon seit einer ganzen Weile nicht mehr eine derart zertrümmerte Nase gesehen zu haben.

Dies also der Platzspitz, wo ein bekannter von mir einen Pferdesattel den er kurz zuvor geklaut hatte verkaufen konnte, genau wie man jegliche Droge oder Konsumgut kaufen konnte. Dieser Platzspitz der, nach dem Umzug ins Letten, wie eine Sondermüll-Deponie saniert werden musste, wo man mehrere Dutzend Zentimeter Erde abtragen musste, weil verseucht. Dies der Platzspitz, der nach dem Wille der Stadt ins Letten umquartiert wurde, mit samt seiner toxischen Menschen-Ladung. In ein Letten, das unter den Augen der Politiker noch viel gewalttätiger, noch viel elender, noch viel verzweifelter als der Platzspitz werden sollte.

Nun frage ich: Wenn mir am Platzspitz die Nase zertrümmert wurde, ohne Grund, wenn schon dort die Sanität alle Hände voll zu tun hatte und im Stunden-Takt anrücken musste um jemanden zu reanimieren, haben die Politiker, die der Entwicklung im Letten während Jahren zugesehen haben, die zugelassen haben, dass dort ein Inferno seine Opfer wie Motten im Licht in die Falle lockte, haben diese Politiker gewusst von den Overdose-Opfern, den Gewalt-Toten, den Leichen in den Bäumen, die man erst einige Tage nach dem Tod entdeckte, all den Verletzten und den von Ratten angefressenen Wunden? Was war überhaupt in den 90er los? Waren denn alle in einem Rausch? Waren alle entweder auf Sugar, auf Cokes, auf MDMA oder Speed? Waren sie alle auf Prozac, die nicht auf Cokes waren? Und die Zürcher Stadt-Regierung? Wie konnte man all dies zulassen, in der reichsten Stadt der Welt? Wer hat Mit-Verantwortung, an den 16jährigen Mädchen, die dort lebten und sich prostituierten? Ich war zu dieser Zeit zu sehr mit forensischen Untersuchungen an der eigenen Person und Parties beschäftigt um mitzubekommen, was die Politik trieb. Aber heute würde es mich schon wundern, wie sehr diese Leute von den damaligen Verhältnissen berührt wurden, während sich die Welt auf das grosse Bankett des Edonismus vorbereitete. Schreit es nicht zum Himmel, dass sich hier offensichtlich niemand die Hände schmutzig machen wollte? Schreit es nicht zum Himmel, dass hier die Politik keine Berührung wagte? Berührt wurden andere. Und wie.



A Touch of Magic
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Es gibt aber auch ganz andere Arten von Berührung, die einem vielleicht dazu bringen, komische Laute von sich zu geben, wenn man in der klaren Nacht knapp neben dem Weg auf der Wiese hüpft, in Begleitung einer nahen Seele. Es gibt Berührungen, die all die Magie des Moments in sich tragen, die so viel mehr als das sich Berührende in dieser einer kurzen Berührung offenbaren können: Die Berührung als Ausdruck von Liebe. Aber auch die zufällige Berührung kann voller Magie sein, in dem sie erst nach dem alles schon vorbei ist die eigene Kraft offenbart. Bewusste oder zufällige Berührungen als Botschaften von Gefühlen. Es gibt dann auch die tägliche Berührung: Zum Beispiel die der kleinen Ratte, die pünktlich zurück in die zwei Hände rennen wird die sie gerade, von einem liebevollen Lächeln begleitet, einen Meter entfernt auf der Couch platziert haben. Die Ratte wird die Strecke zurück in die vertrauten Händen immer und immer wieder rennen, bis sie sie berühren wird, immer mit der selben Überzeugung. Denn diese Hände haben noch nie verraten. Es gibt meine Gewissheit, wenn die Junge Dame mehrmals betont hat ihre kleine Ratten niemals zu Schlangen-Futter werden lassen, nie und nimmer durch ihre Hand zu Schlangen-Futter zu werden. Die innere Sicherheit, niemals durch die Junge Dame mit dem Innern eines Schlangen-Rachens in Berührung kommen zu müssen. Die Berührungen zwischen der Jungen Dame und der kleinen Ratte haben zu dieser Sicherheit beigetragen. Es gibt die Art, wie mich die Junge Dame berührt hat, auf der Haut wie auch im Herzen. Diese Magie, die Verliebte kennen, die der Welt Ton und Farbe schenkt. Berührungen, die nicht nur beflügeln. Sie heilen, auf eine ganz eigene und magische Art. Und doch waren es immer flüchtlige Berührungen. Ein Hauch von Magie und schon war es vorbei. Eine kurze Umarmung. Ein Kuss. Mehr Hauch des Windes als Leidenschaft. Wie oft habe ich mich nach der Erinnerung auf meiner Haut einer uns beide tröstenden Berührung gesehnt? Zum Glück hatte ich immer die Erinnerung der Berührung dieses Blicks...


Young Lady: touch me and I'm going to scream, version 1.29



A Touch of Detention
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Es klingelt an meiner Türe, morgens nach Acht Uhr, ziemlich genau vor 2 Wochen. 3 Menschen stehen da, in Zivil aber mit einem amtlichen Auftrag. Ich habe erzählt, wie ich wegen Schwarz-Fahrens in die Kontrolle kam. Ich habe erzählt wie ich ohne Vorwarnung von der Helsana ausgesteuert wurde, und somit von einem Monats-Einkommen von SFr. 8'000.- zum Sozial-Fall wurde. Ich habe erzählt wie ich, aus purer Wut darüber, aus Prinzip und aus stillem Protest mir eigentlich vorstellen konnte, ins Gefängnis zu gehen anstatt die Busse zu bezahlen. Ja, denn einige Tage in einem Schweizer Gefängnis sind wirklich nicht das Schlimmste was mir je passiert wäre. Und, wenn ich damit auch nur einen stummen Zeichen des Protests setzen würde, wäre es mir das Wert gewesen. Tatsache ist, dass ich mir nicht mehr gross darum Gedanken gemacht habe. Die Monate sind vergangen und ich beschäftigte mich nicht damit. Als nun die 3 jungen Polizisten des Kantons Zürich in meiner Türe standen, geschah etwas für mich völlig unerwartetes. Fakt ist, dass wenn sie mich nur berührt hätten, ich ziemlich sicher zu schreien begonnen hätte. Ja, sie hätten mich nur kurz berühren müssen, und ich wäre wahrscheinlich durchgedreht. Gott sei Dank haben sie das nicht. Sie waren professionell und der Vergesetzte fand immer den richtigen Ton, auch wenn er mir klar zu verstehen gab, ich sei nicht mehr der Boss in diesem Hause. Und dennoch, als ich plötzlich in meiner eigenen Wohnung keinen Schritt mehr alleine machen konnte, als ich von jetzt auf plötzlich nicht mehr Herr meiner eigenen Person war, machte sich mein Körper selbständig und folgte nicht mehr meinen kläglichen Versuchen die Kontrolle zu behalten. Ich begann, zu hyper-ventilieren. Einfach so. Ich konnte nichts dagegen tun. Und es sollte für die ganze Zeit meiner "Verhaftung" andauern. Ich war nicht mehr in meinen vier Wänden, ich befand mich in der Iso-Zelle der Harten Klinik, in der ich so unzimperlich berührt wurde. Bald würde die Nähe dieser Fremden schmerzhaft werden. Sehr schmerzahft. Wie oft habe ich mir gewünscht, die Erinnerung an diese Berührungen verlieren zu können? Keine Chance, den Coolen zu spielen und, mit einem dummen Grinsen aus Protest 2 Tage hinter Gittern zu verbringen. Ich schaffte es kaum zum Bancomat, um das Geld für die Busse abzuheben. Dann nichts wie raus aus dem Auto und zurück in die Wohnung. Alleine. Vor allem alleine sein. Nun ging erst das Schluchzen und Heulen erst los. Auf dem Balkon, Arme gekreuzt auf dem Geländer, die Stirn auf den Armen und das Gesicht in Richtung Boden, wo auch all die Tränen hinfielen. So stand ich eine ganze Weile und heulte mir den angestauten Stress aus den Augen. Ich konnte nicht glauben, was da gerade geschehen war. Ich hatte völlig die Kontrolle über mich verloren. Und dabei... Ich wurde nicht einmal berührt. Was wäre damals unschönes geschehen, wenn mich einer dieser Polizisten auch nur kurz berührt hätte?